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Der Astro-Nachwuchs

Raumfahrt
Der Astro-Nachwuchs

Der Astro-Nachwuchs
Die sechs Astronauten-Anwärter der Europäischen Weltraumagentur ESA. Von links oben: Timothy Peake, Andreas Mogensen, Alexander Gerst, Luca Parmitano, Thomas Pesquet und Samantha Cristoforetti Foto: D. Baumbach/ESA
Deutschland hat einen neuen Astronauten-Anwärter. Der im schwäbischen Künzelsau geborene 34-jährige Alexander Gerst ist derzeit bereits beim russischen Sprachtraining in Sankt Petersburg. „Ich habe mich schon als Kind für das Weltall interessiert“, sagt Gerst. Im Alter von sechs Jahren nahm ihn der Großvater mit in seine Funkamateur-Station. Dort sollte der Junge etwas in ein Mikrofon sprechen. Etwa zwei Sekunden später ertönten seine Worte leicht verrauscht aus einem Lautsprecher. Der Großvater hatte sie in Form von Radiowellen zum Mond gesandt. Dort wurden sie an der Oberfläche reflektiert und wenig später von der Antenne seiner Station wieder empfangen. „Meine Worte und damit ein Teil von mir waren auf dem Mond gewesen“, sagt Gerst. „Das war für mich unglaublich!“ Später studierte Gerst dann Geophysik. Die Entscheidung für die Geophysik fiel auf einer achtmonatigen Weltreise, zu der er nach dem Abitur aufbrach. Auf Neuseeland faszinierte ihn der Vulkan Ruapehu. An der Universität von Wellington, Neuseeland, absolvierte er seinen Master – über die Erforschung des Ruapehu. Anschließend begann er seine Doktorarbeit an der Universität Hamburg. Sein Thema: die Eruptionsdynamik des antarktischen Vulkans Mount Erebus. Hier stellte Gerst jene Fähigkeiten unter Beweis, die er als Astronaut benötigen wird, nämlich unter extrem beengten Verhältnissen geduldig und konzentriert arbeiten zu können. „Bei einer Expedition zu mehreren Seismometer-Stationen auf einem 4000 Meter hohen Eisplateau habe ich zum ersten Mal erlebt, was Einsamkeit wirklich bedeutet“, erinnert er sich. Eine gute Vorbereitung auf die zwei Tage dauernden Flüge in einer Sojus-Kapsel, in der man sich nicht bewegen kann, und einen Aufenthalt in der Internationalen Raumstation ISS. Diese Erfahrung unter Extrembedingungen mag einer der Gründe für seinen Erfolg beim Ausleseverfahren der Europäischen Weltraumorganisation ESA gewesen sein. Im Mai 2008 schrieb sie das Verfahren aus, mit dem sie sechs neue Astronauten suchte. Als die Anmeldefrist endete, hatten sich 8341 Bewerber gemeldet. Dann wurde gesiebt. In der ersten Runde wurden 920 Bewerber zu kognitiven Tests zum Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, DLR, in Hamburg eingeladen. „Dort mussten wir Aufgaben lösen, ähnlich wie bei einem IQ-Test“, sagt Gerst. Weitere Tests folgten, bei denen die Zahl der Anwärter auf 22 schrumpfte. Der entscheidende Anruf kam abends, nur zwei Tage vor der Pressekonferenz der ESA. „Diesen Erfolg würde ich weder gegen einen Lottogewinn noch gegen den Nobelpreis eintauschen.“ Als künftiger Astronaut ist er natürlich ein glühender Verfechter der bemannten Raumfahrt, aber die unbemannte Erkundung des Weltraums hält er für ebenso wichtig. Das eine sei ohne das andere nicht denkbar. Die Faszination für das Apollo-Projekt beispielsweise hat eine große Zahl von jungen Menschen zu einem Physik- oder Technikstudium gebracht. Diese Generation hat dann sowohl die technische Entwicklung in der Industrie und im Alltagsleben als auch in der Wissenschaft vorangetrieben. „Natürlich auch in der unbemannten Raumfahrt“, meint Gerst, für den die Frage nicht ist, ob Menschen eines Tages zum Mars fliegen werden, sondern nur wann. Er ist überzeugt, dass kein Roboter einen fremden Planeten so erforschen kann wie ein Mensch. Gerst verweist auf die Viking-Sonden, die Mitte der 1970er-Jahre auf dem Mars landeten: „Wenn die nur wenige Zentimeter tiefer gegraben hätten als es ihre Programmierung vorsah, wären sie bereits damals auf Wasser gestoßen.“ Ein Mensch würde schon aus reiner Neugier tiefer buddeln. Während der Ausbildung wird Alexander Gerst erst einmal seine persönlichen Grenzen verschieben. Nach dem dreimonatigen Crash-Kurs in Russisch folgen Vorlesungen zur Raumfahrttechnik sowie Übungen an den wichtigsten technischen Systemen an Bord der ISS, des Shuttles und der Sojus-Raumschiffe. Auf das Training im Sojus-Simulator freut er sich besonders. Nach dreieinhalb Jahren wird er neben Hans Schlegel der einzige deutsche Astronaut im 14-köpfigen ESA-Team sein. Ulrich Dewald

Internet
Alexander Gerst, www.planet3.de
Das Europäische Astronautenzentrum: www.esa.int/esaHS/ESAJIEoVMOC_astronauts_o.html
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