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Effektiver betrieblicher Umweltschutz

In bestehende Managementsysteme integrieren
Effektiver betrieblicher Umweltschutz

Neben deutlichen Kostensenkungspotentialen schaffen Umweltmanagementsysteme Transparenz und geben der Unternehmensleitung Instrumente für fundierte Entscheidungen in die Hand. Eine wesentliche Grundlage für den Erfolg solcher Systeme ist die organisatorische und strategische Verankerung des Umweltschutzes in den betrieblichen Alltag.

B. Kellerer-Mikschl und A. Auer

Effektivität im betrieblichen Umweltschutz kann durch die rationelle Einführung eines angemessenen Umweltmanagementsystems unter Ausnutzung von Synergieeffekten zwischen Qualitäts- und Umweltmanagement erreicht werden. Zielsetzung ist, entscheidende Einsparpotentiale, beispielsweise in den Bereichen Abfall, Energie, Abwasserbelastung, zu erkennen und zu realisieren. Die Verbesserung umweltbelastender, kostenintensiver Prozesse setzt Kenntnisse voraus, die ein betriebsspezifisches Umweltmanagementsystem vermittelt. Von der Unternehmensleitung ist der erforderliche Impuls zur organisatorischen und strategischen Verankerung des Umweltschutzes im Unternehmen zu geben. Nur so lassen sich kontinuierliche Verbesserungen im betrieblichen Umweltschutz effizient realisieren.
Vorteile des Umweltmanagementsfür Unternehmen
Neben ideellen Werten sind gerade im Umweltbereich die wirtschaftlich meßbaren Vorteile nicht zu unterschätzen. Durch Veränderungen im politischen Umfeld können ideelle Werte sehr schnell zu wirtschaftlichen Faktoren werden. Ein Beispiel hierfür ist die Einführung von Ökosteuern oder ähnlichen Instrumenten. Positive Auswirkungen eines Umweltmanagementsystems sind:
• Imageverbesserung für das Unternehmen,
• Stärkung der Verhandlungsposition mit Kunden, Versicherern oder Kreditgebern,
• Verbesserung der Beziehung zu Behörden durch Nachweis der Rechtserfüllung,
• Minderung von Schadensbeseitigungskosten, Haftungsverpflichtungen oder Krankheitskosten,
• Erkennen von Einsparpotentialen im Ressourceneinsatz, bei Energieträgern und Entsorgungskosten.
Im betrieblichen Umweltschutz muß der Nutzen für die Umwelt nicht mit Kosten für das Unternehmen verbunden sein. Als Beispiel ist hier die Reduzierung der Stromkosten durch organisatorische Maßnahmen zu nennen.
Mögliche Umweltmanagementsysteme
Für eine höhere Wertschätzung des betrieblichen Umweltmanagementsystems in der Öffentlichkeit empfiehlt sich die Begutachtung durch eine unabhängige Institution. Derzeit bieten sich zwei Möglichkeiten an: Die EG-Ökoaudit-Verordnung (Verordnung EWG 1836/93) und die Norm DIN EN ISO 14001 (1996). Bei der Auswahl sind Unternehmensstruktur und Marktorientierung von entscheidender Bedeutung. Die EG-Ökoaudit-Verordnung genießt überwiegend in Europa Anerkennung, bezieht sich auf den einzelnen Standort und fordert die regelmäßige Veröffentlichung einer Umwelterklärung. Die Internationale Norm DIN EN ISO 14001 bietet sich für weltweit operierende Unternehmen an und ermöglicht eine Abgrenzung entsprechend der Unternehmensorganisation.
Grundsätzlich fordern beide Systeme eine kontinuierliche Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes. Der Projektablauf zur Einführung ist bei beiden Systemen im wesentlichen gleich.
Synergien zwischen Qualitäts-und Umweltmanagement
Um den Aufwand gering zu halten, sollten bestehende Strukturen des Qualitätsmanagements genutzt werden. In vielen Fällen ist eine Erweiterung der bereits vorhandenen Regelungen um Aspekte des Umweltmanagements möglich. Dazu zählen beispielsweise Regelungen der Verantwortlichkeiten, Verfahrensfestlegungen für Audits, Reviews, Schulungen, Dokumentenlenkung, Informationssysteme etc. Auch der Ablauf der externen Zertifizierung des Umweltmanagementsystems ist mit dem Zertifizierungsverfahren für Qualitätsmanagementsysteme vergleichbar und kann mit diesem verbunden werden. Der Projektablauf zur Einführung eines Umweltmanagementsystems umfaßt mehrere Schritte, die in Tabelle 1 zusammengefaßt sind.
Einführungsphase
Möglichst frühzeitig sollte eine Information der gesamten Belegschaft sowie eine Unterrichtung der Führungsebene und vor allem der Umweltmanagementbeauftragten in bezug auf die Kernpunkte des Umweltmanagementsystems erfolgen. Zur effektiven Projektdurchführung bietet sich die Inanspruchnahme externer Unterstützung an. Bereits in diesem Projektstadium sollten von der Unternehmensleitung Handlungsgrundsätze in einer Umweltpolitik mit u. a. folgenden Verpflichtungen vorgegeben werden:
• Einhaltung aller relevanten Rechtsvorschriften und kontinuierliche Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes,
• Errichtung und Betrieb umweltschonender Anlagen,
• Entwicklung sicherer, umweltschonender Verfahren und Produkte,
• Ressourcenschonung, Wiedergewinnung bzw. Wiederverwendung von Materialien,
• Korrekturmaßnahmen bei Vorfällen, die eine Beeinträchtigung von Sicherheit, Gesundheit oder Umwelt bedeuten können,
• Zusammenarbeit mit Behörden und Einbindung von Vertragspartnern.
Die organisatorische Verankerung des Umweltmanagements erfolgt durch eine Erweiterung des betrieblichen Organisationsschemas und durch eine Abgrenzung von Verantwortlichkeiten und Aufgaben in Stellenbeschreibungen. Hier kommt neben dem Umweltmanagementbeauftragten vor allem den Beauftragten für Sicherheit, Gewässerschutz, Immissionsschutz und Abfall eine wesentliche Bedeutung zu.
Erste Umweltprüfung
Zur Analyse relevanter Umweltauswirkungen der Unternehmenstätigkeiten ist eine erste umfassende Umweltprüfung für die Bereiche Rohstoffe, Hilfs- und Betriebsstoffe, Gefahrstoffe, Wasser, Energie, Produkte, Abwasser, Abfall, Emissionen etc. durchzuführen. Erst die Kenntnis der aktuellen Umweltsituation des Unternehmens ermöglicht eine Verbesserung im Umweltschutz.
Bei der Durchführung dieser ersten Umweltprüfung mit Hilfe von Checklisten, Mitarbeiterbefragungen, Anlagenbesichtigungen sowie dem Sichten von Daten und dem Einholen von Informationen bei Auskunftsstellen, nutzt man sinnvollerweise Kenntnisse der Qualitätsauditoren. Für ausreichende Fachkenntnisse im Umweltbereich ist zu sorgen.
Eine umfassende Datenerhebung aller relevanten Stoff- und Energieströme eines Unternehmens stellt die Ökobilanz dar (Tab. 2). Durch Auswahl geeigneter Bilanzarten werden Informationsgrundlagen für Managemententscheidungen geschaffen. Die Betriebsbilanz umfaßt alle ein- und ausgehenden Stoff- und Energieströme des Unternehmens in einem gewählten Zeitraum als Input und Output. Prozeßbilanzen, in denen Produktionsverfahren mit Stoff- und Energieströmen dargestellt werden, lassen ökologische Schwachstellen genauer erkennen. Für einzelne Produkte kann auch eine Produktlinienbilanz erstellt werden, die auch die der Produktion vor- und nachgeschalteten Prozesse wie Transporte und Entsorgung mit einbezieht. Sonstige umweltrelevante Aspekte können über die Standortbilanz ermittelt werden, die sich mit der ökologischen Bewertung im Bereich der Gebäude, Verwaltung, Boden (Versiegelung, Altlasten), Fuhrpark und dergleichen befaßt.
Zur Überprüfung der Rechtskonformität ist die Erfassung und Aktualisierung aller auf das Unternehmen anzuwendender Vorschriften auf Bundes-, Länder- und kommunaler Ebene, analog der externen Dokumentenlenkung im Qualitätsmanagement, erforderlich.
Ein Vergleich der ermittelten Daten mit geltenden Rechtsvorschriften oder branchenspezifischen Kennzahlen und eine Bewertung unter ökologischen Gesichtspunkten ermöglicht das Erkennen von Schwachstellen und bietet Ansatzpunkte für Verbesserungen.
Umweltprogramm und Umweltziele
Ausgehend von den ermittelten Schwachstellen wird ein spezifisches Umweltprogramm mit Zielen, Maßnahmen, Mitteln, Zuständigkeiten und Terminen aufgestellt. Bei der Festlegung von Einzelzielen sind erkannte Mängel in der Umweltdatenerfassung bzw. im Umweltschutz sowie die Umweltpolitik zu berücksichtigen.
Umweltmanagementsystem
Um die regelmäßige Bewertung der Umweltauswirkungen und des Einhaltungsgrads der Umweltpolitik sicherzustellen, ist eine Ablaufkontrolle umweltrelevanter Vorgänge sowie eine entsprechende Dokumentation erforderlich. Eine prozeßorientierte Gestaltung der Dokumentation ermöglicht die Integration verschiedener geltender Regelwerke. Im Handbuch des integrierten Managementsystems lassen sich Informationen des Umwelt- und Qualitätsmanagements, der Sicherheit etc. zusammengefaßt darstellen. Die Überwachung umweltrelevanter Vorgänge kann in einer Verfahrensanweisung festgelegt werden. Verfahren, die im Qualitäts- und Umweltmanagementsystem vergleichbar ablaufen, können jeweils gemeinsam beschrieben werden. Neben Handbuch und Verfahrensanweisungen werden Regelungen in Arbeitsanweisungen und weiteren Dokumenten festgelegt.
Umweltaudit und Umweltbetriebsprüfung
Umweltaudits bzw. Umweltbetriebsprüfungen hinterfragen die Eignung des Umweltmanagementsystems sowie die Einhaltung der Rechtsvorschriften und der Umweltziele. Zur Aufwandsreduzierung ist eine Kombination mit Qualitätsaudits sinnvoll. Die EG-Ökoaudit-Verordnung nennt als längstmöglichen Betriebsprüfungszyklus drei Jahre. Kürzere Intervalle ermöglichen jedoch ein frühzeitiges Erkennen von Trends und ein rasches Handeln. Kernelement des Umweltmanagements ist eine kontinuierliche Verbesserung im Umweltbereich, die durch Verbesserungsprogramme erreicht werden soll. Letztere bauen auf der Informationsbasis der Umweltaudits auf.
Umwelterklärung, Zertifizierungund Validierung
Vor der externen Begutachtung ist eine ausreichende Vorbereitung des gesamten Personals erforderlich. Unternehmen, die der EG-Ökoaudit-Verordnung unterliegen, müssen eine Umwelterklärung zur Information der Öffentlichkeit erstellen. Sie enthält die wichtigsten Informationen über die Auswirkungen der Unternehmenstätigkeiten auf die Umwelt, wichtige Daten aus dem Umweltbereich (Ökobilanz), sowie eine Beschreibung des Umweltmanagementsystems, der Umweltpolitik und des Umweltprogramms. Die Validierung der Umwelterklärung und des Umweltmanagements durch einen Umweltgutachter und die Registrierung des Betriebs bei der zuständigen IHK, bzw. ein erfolgreiches Zertifizierungsaudit berechtigen das Unternehmen zur Verwendung der Teilnahmeerklärung des EG-Systems für Umweltmanagement bzw. zur Zeichennutzung für ein zertifiziertes Umweltmanagementsystem.
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