Die Folgen der Finanzkrise und des globalen Abschwungs hinterlassen auch in der chemischen Industrie deutliche Spuren. Die im zweiten Halbjahr immer schwächer werdende Nachfrage führte dazu, dass die Chemieproduktion seit dem zweiten Quartal rückläufig ist. Im vierten Quartal wurden sogar einzelne Produktionsanlagen stillgelegt. So hat BASF beispielsweise weltweit vorübergehend 80 Anlagen außer Betrieb genommen, um Überkapazitäten zu vermeiden. Außerdem drosselt das Unternehmen die Produktion in gut 100 Anlagen. Auch Lanxess reagiert auf die globale Wirtschaftskrise und verschiebt Investitionen. Betroffen hiervon ist beispielsweise der Neubau eines Butylkautschuk-Werkes in Singapur. Dieses wird seinen Betrieb jetzt voraussichtlich erst im Jahr 2012 aufnehmen. Zudem werden Kapazitätserweiterungen in Leverkusen und Antwerpen sowie die Planungen für den Umzug der Konzernzentrale von Leverkusen nach Köln zurückgestellt.
Im Gesamtjahr 2008 blieb die deutsche Chemieproduktion ohne Zuwachs. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) in Frankfurt geht davon aus, dass die Unternehmen ihre Produktionsanlagen zu Beginn des Jahres 2009 noch weiter zurückfahren werden. Da die konjunkturelle Schwächephase nach Einschätzung des VCI bis weit ins kommende Jahr anhält, erwartet der Chemieverband nach vier Jahren mit starken Wachstumsraten für das kommende Jahr einen Produktionsrückgang von 1 %. Rechnet man die Pharmasparte heraus, schrumpft die Chemieindustrie 2009 um 2,5 %.
„In den Auftragsbüchern unserer Unternehmen macht sich die sinkende Nachfrage vonseiten der Industriekunden – vor allem der Fahrzeughersteller und der Bauwirtschaft – und die Zurückhaltung der Bürger beim Konsum stark bemerkbar“, erklärte VCI-Präsident Prof. Ulrich Lehner vor der Presse. Stabilisierend wirke nur noch die weitgehend konjunkturunabhängige Pharmasparte. Lehner: „Unsere Unternehmen stellen sich mit einem Bündel von Maßnahmen auf die Rezession ein. Sie tun alles, um ihre Stammbelegschaft halten zu können. Wir hoffen sehr, dass sie das durchstehen, bis die Talsohle durchschritten ist und die Nachfrage wieder anzieht.“ In diesem schwierigen Umfeld investierte die chemische Industrie 2008 mit rund 6,8 Mrd. Euro 5 % mehr als im Vorjahr. Dabei nahmen die Unternehmen verstärkt Investitionen in neue Anlagen vor. Auf den Ausbau neuer Produktionskapazitäten entfielen knapp 3 Mrd. Euro – doppelt so viel wie 2005. Die Investitionspläne für 2009 fallen dagegen vorsichtiger aus. Bleibt zu hoffen, dass die vielen schlechten Prognosen keine negativen Auswirkungen auf die Aussteller- und Besucherzahl bei der im Mai in Frankfurt stattfindenden Achema, dem weltweiten Technologiegipfel für die Prozessindustrie, haben werden. Wir jedenfalls haben uns bereits sehr intensiv auf dieses Branchenereignis vorbereitet und starten ab dieser Ausgabe mit unserer Vorberichterstattung.
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