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Trotzen Wüstenhitze und sibirischer Kälte

Schaltgeräte und Sensoren für extreme Prozessbedingungen
Trotzen Wüstenhitze und sibirischer Kälte

Steute liefert sichere Schaltgeräte für anspruchsvolle und brisante Anwendungen. Dies gilt insbesondere für die Extreme-Produkte des Unternehmens. Über diese und neue Produkte, die der Mittelständler auf der SPS IPC Drives vorstellt, sprach cav mit Geschäftsführer Marc Stanesby und dem Produktmanager Rainer Lumme.

dei: Herr Stanesby, seit 2010 ist Ihr Unternehmen in die Geschäftsbereiche Wireless, Automation, Extreme und Meditec untergliedert. Warum haben Sie sich für diese Aufteilung entschieden?

Marc Stanesby: Um unseren Kunden, die ja aus unterschiedlichsten Branchen kommen und somit auch sehr differenzierte Anforderungen an Schaltgeräte haben, zielgruppengenau unser Leistungs- und Produktspektrum darstellen zu können. So haben wir im Geschäftsbereich Wireless unsere breite Palette an Funkschaltgeräten zusammengefasst. Sämtliche Standardschaltgeräte für den traditionellen Maschinen- und Anlagenbau bietet der Geschäftsbereich Automation an. Kunden, die Schaltgeräte für anspruchsvolle Anwendungen unter extremen Prozessbedingungen suchen, werden im Geschäftsbereich Extreme fündig.
dei: Herr Lumme, was sind das für Schaltgeräte, die Sie im Geschäftsbereich Extreme anbieten?
Rainer Lumme: Der Geschäftsbereich Extreme entstand aus dem Bereich Explosionsschutz, den es schon vorher bei uns gab. In dem neuen Geschäftsbereich haben wir unsere Ex-Geräte mit Produkten aus dem Geschäftsbereich Automation zusammengeführt, die für extreme Anforderungen ausgelegt sind.
Stanesby: Es handelt sich zum Beispiel um Geräte, die in explosionsgefährdeten Bereichen eingesetzt werden können, also eine Atex-Zulassung haben, und über eine hohe Beständigkeit gegenüber Feuchtigkeit, mechanischen Belastungen, extrem hohen oder tiefen Temperaturen verfügen. Diese Geräte finden Sie beispielsweise auf Hochseebohrinseln, in Chemieanlagen in Sibirien oder in Raffinerien, die sich in der Wüste befinden.
dei: Welche Besonderheiten weisen die Ex-Produkte auf?
Lumme: Für die Ex-Produkte liegen europäische Atex- und internationale IECEx-Zulassungen vor. Weitere länderspezifische Abnahmen für Nordamerika, Brasilien, Russland und China stehen zur Verfügung.
dei: Wie sieht es mit dem Spritzwasserschutz aus?
Lumme: Die Produkte sind in den Schutzarten IP 66, IP 67, IP 68 und IP 69K erhältlich. Letztere erreichen wir zum einen durch vergossene Gehäuse und zum anderen durch spezielle Dichtungen und Deckelkonstruktionen. Fast alle Ex- und Extreme-Schalter sind mit einer geschäumten Silikondichtung ausgestattet, die wir selbst aufbringen. Diese Dichtungen sind nicht nur sehr langlebig bei hohen und tiefen Temperaturen, sondern weisen auch eine hohe Beständigkeit gegenüber Chemikalien auf.
dei: Herr Stanesby sprach bereits über Einsatzfälle in sibirischer Kälte oder in der heißen Wüste. Herr Lumme, in welchem Temperaturbereich sind die Schaltgeräte der Extreme-Baureihe einsetzbar?
Lumme: Bei den Nicht-Ex-Geräten der Baureihe, beispielsweise Magnetsensoren mit Reed-Kontakten, sind bis -60 °C möglich. Bei den Ex-Varianten erreichen wir momentan -40 °C.
dei: Warum erreichen die Geräte für den Ex-Bereich nicht eine Tieftemperaturfestigkeit von -60 °C.
Lumme: Von der mechanischen Funktiona- lität stellen diese tiefen Temperaturen für alle beweglichen Teile eine große Herausforderung dar. Limitierender Faktor sind auch die Werkstoffe, die in diesen Geräten verbaut werden, zum Beispiel für die Gehäuse. Diese würden den 7-Joule-Schlagtest bei -60 °C nicht ohne Weiteres überstehen.
dei: Und wie wärmebeständig sind die Extreme-Geräte?
Lumme: Sie können bis maximal +200 °C eingesetzt werden.
dei: Sie betonen, dass die Schaltgeräte der Extreme-Baureihe „tried & tested“ sind. Was heißt das?
Lumme: Die Geräte durchlaufen bei uns in der Entwicklungsphase und damit vor der eigentlichen Prüfung durch unabhängige Labors umfangreiche Testreihen. Das beginnt mit Tests für die Klassifizierung in die genannten IP-Schutzarten. Im eigenen Haus sind auch Dauertests in Klimaschränken oder der bereits erwähnte 7-Joule-Schlagtest möglich. Ferner unterziehen wir die Schaltgeräte sogenannten Salznebeltests. Diese Prüfungen zur Seewasserbeständigkeit werden zur Zeit noch in externen Labors durchgeführt. Wir planen aber eine derartige Prüfeinrichtung auch bei uns zu installieren.
Stanesby: Tried & tested heißt aber auch, dass wir im Sinne der Qualitätssicherung stichprobenartig Geräte aus der Produktion diesen umfangreichen Tests unterziehen. Wenn es der Kunde wünscht, führen wir bestimmte Tests auch bei sämtlichen Geräten durch, die er bei uns bezieht.
dei: Beschreiben Sie beispielhaft die Anwendung eines Extreme-Schaltgerätes in Anlagen für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie.
Lumme: In Abfüllanlagen überwachen Sicherheitssensoren der Baureihe BZ 16 die Zugangstüren. Die Sensoren sind komplett hermetisch gekapselt und damit wasserdicht und unempfindlich gegenüber dem Wasserstrahl von Hochdruckreinigern. Außerdem sichern Seilzug-Notschalter, die wir in unterschiedlichen Schutzarten anbieten, lange Abfüllstraßen ab. Im Unterschied zu traditionellen Not-Aus-Schaltern, die nur lokal verfügbar sind, lassen sich diese von jedem Punkt der Abfülllinie betätigen.
„Kunden, die Schaltgeräte für anspruchsvolle Anwendungen unter extremen Prozessbedingungen suchen, werden im Geschäftsbereich Extreme fündig.“
dei: Lassen sich Extreme-Produkte auch zur Absicherung des Arbeitsbereiches von Robotern in Verpackungsanlagen nutzen?
Lumme: Auf jeden Fall. Für Anlagen, bei denen die Roboter eingezäunt sind, bieten wir für die Absicherung der Zugangstüren unterschiedliche Produkte an.
dei: Welche neuen Produkte wird Steute auf der SPS IPC Drives in Nürnberg zeigen?
Lumme: Unter anderem den Sicherheitsschalter Ex AZ 16 mit getrenntem Betätiger. Der Schalter verfügt über drei Kontakte. Das ist im Automationsbereich nichts Besonderes, aber für Ex-Sicherheitsschalter etwas Neues. Außerdem verfügt er über einen eigenen Anschlussraum zum Verdrahten in den Ex-Zonen 1 und 21.
Stanesby: Ein anderes wichtiges Thema werden Funklösungen für den Ex-Bereich sein. Bisher haben wir ausschließlich mit der EnOcean- Funktechnologie gearbeitet, die auf einem Energiegenerator basiert. In Zukunft werden wir batterielose, bidirektionale Funklösungen anbieten können. Die neuen Funksensoren nutzen das von uns entwickelte sWave-Funkprotokoll für das 868-/915-MHz-Frequenzband. Die Geräte zeichnen sich u. a. durch eine höhere Verfügbarkeit und eine verbesserte Bus-Kompatibilität aus.
dei: Außerdem baut Ihr Unternehmen den Bereich Sensorik aus. Wird es in Nürnberg aus diesem Bereich ebenfalls neue Produkte zu sehen geben?
Lumme: Ja. Wir zeigen dort neue induktive Näherungsschalter, auch aus der Extreme-Produktreihe. Diese gibt es zum einen für den Einsatz in den Ex-Zonen 0 und 20 mit eigensicheren Trennschaltverstärkern, auf Wunsch auch in Edelstahlausführung und in hohen IP-Schutzarten. Zum anderen präsentieren wir induktive Näherungsschalter für Nicht-Ex-Anwendungen, die in einem Temperaturbereich von -40 bis +120 °C eingesetzt werden können und in Schutzarten bis IP 69K sowie korrosionsfester Edelstahlausführung zur Verfügung stehen.
Stanesby: Und last but not least werden die Besucher auf unserem SPS-Stand auch den neuen Seilzug-Notschalter ZS 91 S sehen können. Der Heavy-Duty-Kunststoffschalter gehört ebenfalls zu unserem Extreme-Programm. Er ist für Seilabspannlängen von zweimal 100 m ausgelegt. Besonderer Vorteil für die Anwender: Auf sehr langen Förderstrecken müssen weniger Geräte installiert werden. Außerdem können in dem Schalter die normalen Öffner-Schließer-Kontakte durch Bus-Module ersetzt werden.
Halle 9, Stand 430
prozesstechnik-online.de/dei1113433

Innovationsfreudiger Mittelständler

> Zahlen & Fakten <

1961 gründen Friedhelm Rose und Gerhard Sölken die Steute-Schaltgerätebau Rose & Sölken KG. Zum Produktprogramm gehörten Endschalter und Spezialentwicklungen, beispielsweise für Heizanlagen. Später folgten Seilzugschalter zur Absicherung von Förderbändern in der holzverarbeitenden Industrie. Diese befinden sich auch heute noch in weiter entwickelter Form im Produktportfolio des mittelständischen, innovationsfreudigen Unternehmens.
Am Stammsitz im ostwestfälischen Löhne beschäftigt das Unternehmen 265 Mitarbeiter, Tendenz steigend, wie Geschäftsführer Marc Stanesby betont. Im Jahr 2012 erreichte man einen konsolidierten Umsatz von 35 Mio. Euro. Auf die Umsatzerwartung für das laufende Geschäftsjahr 2013 angesprochen, antwortet er: „Mit Ausnahme des Krisenjahres 2009 haben wir immer zweistellige Umsatzsteigerungen erreicht. Angesichts der sich abkühlenden Weltkonjunktur planen wir für dieses Jahr etwas vorsichtiger und rechnen mit einer einstelligen Umsatzsteigerung.“ Steute unterhält zwölf Niederlassungen in Europa, Asien und Amerika sowie Produktionsstandorte in São Paulo und Shanghai.

Extreme-Produktreihe

> Im Überblick <

Zur Extreme-Produktreihe gehören Positionsschalter, Magnetsicherheitssensoren, Magnetsensoren, Seilzug-Notschalter, Seilzugschalter, Fußschalter sowie Bandschieflaufschalter jeweils in Ex- und Nicht-Ex-Ausführung. Hinzu kommen Ex-Funkschalter, Ex-Sicherheitstürverriegelungen sowie verschiedene Befehlsgeräte. Zu letzteren gehören Taster, Stellwähler oder Not-Aus-Schalter.
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