Vielseitig einsetzbar

Dipl. Ing. Michael Zitzmann

Lugan-Flotationsanlagen sind seriell gefertigte Anlagen mit einer Leistung von 1,5 bis 20 m³/h, die mit einer Verfahrenskombination aus chemischer Fällung/Flockung und Druckentspannungsflotation nach dem Teilstromprinzip arbeiten. Das eventuell vorgeklärte, d. h. weitgehend grobstofffreie Abwasser nach einem Schlammfang/Ölabscheider wird über eine Zuführpumpe, die an den zentralen Steuerschrank der Anlage angeschlossen wird, aus einem Pufferbecken zum Zulauf der Anlage gefördert.

In einem neu entwickelten mehrstufigen Inline-Fließreaktor werden speziell optimierte und aufeinander abgestimmte Flockungsmittel (Eisen- oder Aluminiumsalze), Neutralisationsmittel (Säure, Lauge) und Flockungshilfsmittel (Polymere) über entsprechende Dosierpumpen zugegeben. Die Zudosierung des Primärflockungsmittels kann über eine Trübungsmessung geregelt werden. Die entstehenden Flocken verbinden sich mit den zuvor erzeugten Mikroluftblasen und es entsteht ein schwimmfähiges Flotat (Feststoff-Luft-Flocken-Gemisch).

Nach Eintritt in den Flotationsreaktor strömt das Flotat-Wasser-Gemisch radial nach oben. Die Strömungsgeschwindigkeit wird dadurch stark reduziert und die turbulente Strömung in einen laminaren Zustand überführt. Während das Flotat nach oben steigt, strömt das gereinigte Abwasser nach unten. Auf diesem Weg werden auch schwer flotierbare Partikel mit abgetrennt. Über den Klarwasserablauf kann das Abwasser in freiem Gefälle oder über eine zusätzliche integrierte Doppelhebeanlage in den Schmutzwasserkanal oder in eine biologische Nachbehandlung geleitet werden.

Ein Teilstrom des gereinigten Abwassers wird aus der Ablaufkammer von einer speziellen Mehrphasenpumpe angesaugt, mit Druckluft versetzt und mit dem zulaufenden Rohabwasser vermischt. Durch den hohen Prozessdruck (6 bar) kommt es zu einer besonders intensiven Vermischung von Luft und Abwasser im Luftsättigungsreaktor. Die Luft wird über einen Schwebekörper–Durchflussmesser direkt aus der Umgebung angesaugt und mit speziellen selbstreinigenden Injektoren besonders fein zerteilt.

Das Verfahren ist als Druckentspannungsflotation bekannt. Nach dem Luftsättigungsreaktor wird das Luft-Wasser-Gemisch entspannt und die überschüssige Luft als Blasennebel frei. Dadurch werden die durch Chemikalienzugabe erzeugten Flocken zum Aufsteigen gebracht.

Wegen eventueller Geruchsbildung, z.B. bei fetthaltigen Abwässern, können der Flotationsbehälter und der Klarwasserbehälter geruchsdicht geschlossen werden. Die Abluft kann in diesen Fällen gesondert (über das Dach) abgeführt werden.

Der gesamte Prozess wird durch eine einseitige pH-Wert-Regelung (serienmäßig) gesteuert. Auf Wunsch können eine zweiseitige pH-Wert-Reglung, Trübungs-, Leitfähigkeits-, Redox-Wert-Messung/-Regelung sowie ein Mehrfarben-Punktschreiber im Schaltschrank integriert werden.

Lugan-Flotationsanlagen sind in verschiedenen Branchen vielseitig einsetzbar. Typische Einsatzgebiete sind u.a.:

Ein Anwendungsbeispiel für Lugan-Flotationsanlagen ist die Behandlung von fetthaltigen Abwässern. Bei der Firma Lanor in Oer-Erckenschwick wird bis zu 10 MW „Biostrom“ aus Altfetten von Großküchen, Gastronomiebetrieben und Pommesbuden erzeugt. In einem chemischen Prozess wird die Fettmasse in Biodiesel umgewandelt, der die Generatoren antreibt, die etwa 8000 Haushalte mit Strom versorgen.

Die Abwässer aus diesem Kraftwerk werden zukünftig über eine Flotationsanlage mit einer Leistung von 20 000 l/h behandelt. In einem 6-monatigen Pilotversuch mit einer kleineren Anlage, Lugan 3000, wurde die Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Diese Anlage konnte jedoch nicht den gesamten Abwasserstrom behandeln. Die neue Anlage befindet sich zur Zeit in der Vormontage bei Enviro-Chemie in Roßdorf. Dort wird sie anschlussfertig in einem Technikraum-Container vormontiert.

cav 479

Aquatech 2006

Deutsches Symposium für Umwelttechnik in Moskau

Brau Beviale 2006