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Die Herausforderung besteht jedoch darin, dass selbst motivierte Unternehmen bei der Umsetzung auf vielfältige Hindernisse stoßen. Einige dieser Probleme können durch politische Maßnahmen gelöst werden, während andere eher technologischer oder philosophischer Natur sind. Die Technologien für eine umweltfreundlichere Chemieindustrie existieren bereits; das eigentliche Problem liegt in der proprietären Natur des Technologieangebots.
Vendor Lock-in als Stolperstein
Der Begriff “proprietär” beschreibt in der Automatisierungswelt die Tatsache, dass Hardware und Software – im Gegensatz zur IT-Branche – nicht frei kombinierbar sind, sondern stets an einen bestimmten Hersteller gebunden bleiben. Eine SPS-Steuerung von Hersteller A lässt sich nur mit der entsprechenden Softwareumgebung desselben Herstellers programmieren. Diese Bindung gilt meist auch nur für eine bestimmte Generation von Steuerungen. Obwohl diese proprietären Steuerungssysteme ursprünglich zur Sicherstellung der Funktionsweise einer damals neuen Technologie eingeführt wurden, stellen sie heute ein Hindernis dar.
Mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Einführung der SPS-Steuerung werden die Nachteile dieses Ansatzes immer offensichtlicher. Insbesondere bei Modernisierungen ist der Aufwand beträchtlich: Neue Hardware kann nur implementiert werden, wenn auch eine neue Software entwickelt wird. Die proprietären Strukturen erschweren zudem den herstellerübergreifenden Austausch zwischen den Systemen. In vielen Fällen bleibt Unternehmen keine andere Wahl, als innerhalb des Ökosystems eines Anbieters zu verbleiben. Dies wirft Fragen auf, wenn ein Anbieter eine bestimmte Hardwaregeneration einstellt oder die Qualität nicht mehr den Anforderungen einer zukunftssicheren Modernisierung entspricht. Wie kann man in einer heterogenen und geschlossenen Systemlandschaft eine umfassende digitale Vernetzung etablieren, die für Datentransparenz, prädiktive Wartung, Energieeffizienz und Produktivität unerlässlich ist?
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Universal Automation als Lösung
Es mag kaum überraschen, aber im Jahr 2024 ist eine andere Form der Automatisierung möglich. Schneider Electric hat dies kürzlich auf der NAMUR-Hauptsitzung 2023, einer der wichtigsten Veranstaltungen der deutschen Prozessindustrie, demonstriert. Dort wurde eine gemeinsam mit BASF aus Ludwigshafen entwickelte Demonstrationsanlage für das Verräumen und Sortieren von Flaschen vorgestellt. Diese Anlage basiert auf dem Prinzip der Universal Automation. Hardware und Software sind nicht länger an einen bestimmten Hersteller gebunden, sodass einmal erstellter Code von Automatisierungskomponenten verschiedener Anbieter ausgeführt werden kann. Im Falle der Demonstrationsmaschine sind dies Schneider Electric und R. STAHL. Die hardwareunabhängige Software kann von einer SPS-Steuerung oder einem Industrie-PC im Schaltschrank berechnet werden, ohne die Funktionsweise der Maschine zu beeinträchtigen.
Die Konsequenz: Fällt eine Komponente aus, ist es nicht notwendig, eine identische SPS-Steuerung zur Aufrechterhaltung der Produktion zu verwenden. Eine Steuerung von Schneider Electric kann problemlos durch eine Steuerung von R. STAHL ersetzt werden und umgekehrt. Übertragen auf eine gesamte Anlage bedeutet dies eine erhöhte Ausfallsicherheit und Flexibilität bei der Lagerhaltung von Ersatzteilen. Darüber hinaus erleichtert dieser Ansatz Migration und Integration, die für jede Modernisierung entscheidend sind. Holistische Vernetzungsansätze, ressourcenschonende Modularität und herstellerunabhängige Skalierbarkeit sind ohne proprietäre Systeme kein Problem. Daher ist Schneider Electric überzeugt, dass Universal Automation eine wesentliche Voraussetzung für eine nachhaltigere und wettbewerbsfähigere Prozessindustrie darstellt.
Fazit
Die chemische Industrie steht an einem Wendepunkt. Die Umstellung auf Universal Automation bietet die Möglichkeit, die Modernisierung effizient und nachhaltig zu gestalten. Es ist an der Zeit, dass Unternehmen die Vorteile dieser Technologie erkennen und nutzen, um ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern. Universal Automation ist nicht nur eine technische Notwendigkeit, sondern auch ein strategischer Vorteil im globalen Wettbewerb und wird daher eine zentrale Rolle in der Zukunft der Automatisierung in der chemischen Industrie spielen.