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Nachhaltigkeit in der Lebensmittelindustrie

Diese Zukunftsthemen sollten Lebensmittelhersteller 2022 im Blick behalten
Nachhaltigkeit in der Lebensmittelindustrie

Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Lebensmitteltechnik e. V. (DIL) ist Nachhaltigkeit in der Lebensmittelindustrie eines der wichtigsten Zukunftsthemen. Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss umdenken. Nicht nur um Risiken zu minimieren, sondern auch um Nachhaltigkeit als Treiber für Qualität und Innovation zu nutzen. Folgende Entwicklungen sollten Lebensmittelhersteller deshalb im Jahr 2022 unbedingt im Auge behalten.

Ernährungs- und Umweltorganisationen fordern eine Ernährungswende. Und Bio, Regional und Fair Trade liegen bei Lebensmitteln für Deutschlands Konsumenten laut Food-Trend-Studie 2021 des Hamburger Marktforschungsunternehmens Quantilope besonders stark im Trend. Der Koalitionsvertrag und die Tatsache, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium von einem Grünen-Politiker geführt wird, der noch dazu Vegetarier ist, machen deutlich: es wird politische Konsequenzen geben – auf nationaler, aber auch auf EU-Ebene.

Klimaschutz ist essenziell

Die Erzeugung unserer Lebensmittel ist für fast ein Drittel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Gleichzeitig ist die Lebensmittelindustrie von den Klimafolgen erheblich betroffen: Allein die Landwirtschaft trägt laut eines Berichts der Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen 63 % der Schäden und Verluste durch Extremwetterereignisse.

Um die europäischen und nationalen Klimaziele zu erreichen, wird das Instrument der CO2-Bepreisung genutzt. Dabei soll für die Industrie laut Koalitionsvertrag ein Mindestpreis von 60 Euro pro Tonne eingeführt werden – im europäischen Emissionshandel liegt der Preis schon seit Mitte 2021 höher.

Klimarisiken und -chancen analysieren

Spätestens jetzt sollte sich jedes Unternehmen über seinen CO2-Fußabdruck und den seiner Produkte Klarheit verschaffen. Nur so kann gezielt am größten Hebel für Einsparungen angesetzt werden. Im Rahmen der Geschäftsstrategien sollten Klimarisiken und -chancen stärker analysiert und in das Risikomanagement integriert werden.

Biodiversität wird immer wichtiger

Neben dem Klimawandel ist laut Global Risk Report 2022 des Weltwirtschaftsforums der fortschreitende Artenverlust das drängendste Risiko der nächsten fünf bis zehn Jahre. Auch die Koalition benennt den Biodiversitätsverlust klar als Krise und will den Ökolandbau bis zum Jahr 2030 um 30 % ausbauen. Zudem soll ab 2024 kein Glyphosat mehr eingesetzt werden.

International wird die UN-Biodiversitätskonferenz (COP15) in Kunming, China, Anfang April mit Spannung erwartet, während der ein ambitioniertes, verbindliches Biodiversitäts-Framework verabschiedet werden soll. Lebensmittelhersteller, die auf Produkte aus ökologischem Landbau setzen, können also zuversichtlich sein.

Sorgfaltspflichten entlang der Lieferkette

Am 1. Januar 2023 tritt das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in Kraft. Es nimmt Unternehmen in die Pflicht, ihrer globalen Verantwortung für die Achtung von Menschenrechten und Umweltstandards besser nachzukommen. Deutsche Unternehmen ab einer Größe von 3000 Mitarbeitern müssen ein Risikomanagement ein- und jährlich eine Risikoanalyse durchführen – mindestens für Risiken im eigenen Geschäftsbereich sowie bei den unmittelbaren Zulieferern. Welche Tools sich hierfür empfehlen, hängt ganz von der Größe und Branche des Unternehmens ab. Zudem müssen eine Grundsatzerklärung verabschiedet, Präventions- und Abhilfemaßnahmen umgesetzt sowie Beschwerdeprozesse implementiert werden.

2025 soll das EU-Lieferkettengesetz in Kraft treten, dessen Anforderungen wohl über das LkSG hinausgehen – mit Klimaneutralitätszielen bis 2050 und zusätzlichem Regelungsinhalt zu den Themen Umwelt und Biodiversität.

Lebensmittelverschwendung reduzieren

Ziel der Regierung ist es, die Menge von Lebensmittelabfällen bis 2030 zu halbieren. 2015 lag sie in Deutschland bei 12 Mio. Tonnen Lebensmittel – rund die Hälfte wurde von Privathaushalten verursacht.

Ab Mai 2022 können deshalb in Deutschland Produkte mit bald ablaufendem Haltbarkeitsdatum unter gelockerten gesetzlichen Regelungen günstiger verkauft werden.

Abschaffung des Mindesthaltbarkeitsdatums

Eine EU-Initiative geht noch weiter und plant bis Ende 2022 das Mindesthaltbarkeitsdatum EU-weit abzuschaffen. In welchem Umfang Hersteller für die Produktsicherheit und -qualität garantieren können und müssen, bleibt abzuwarten. Anzunehmen ist, dass es dann der Angabe der idealen Lagerbedingungen auf der Verpackung bedarf.

Kreisläufe werden geschlossen

Nachhaltigere Lebensmittelverpackungen, etwa aus recyceltem, wiederverwendbarem, ressourcensparendem oder biologisch abbaubarem Material, bleiben 2022 ein wichtiges Thema. Laut Trendreport des DIL liegt hier ein Innovationsschwerpunkt. Ein Grund dafür sind strengere Regularien. Nach dem EU-Verbot von Einwegplastik 2020, gilt nun die Pfandpflicht für Einweggetränkeflaschen aus Kunststoff. Ab 2025 müssen sie zudem mindestens 25 % Rezyklat enthalten.

Im März und Juli werden außerdem die beiden Kreislaufwirtschaftspakete der EU erwartet – mit konkreten Vorschlägen für langlebigere, umweltschonendere Produkte und die Vermeidung von Verpackungsmüll. Geplant ist ein digitaler Produktpass, dessen Einführung auch die Ampel ankündigt. Damit sollen Hersteller Informationen über Herkunft, Zusammensetzung, Reparatur- und Demontagemöglichkeiten eines Produkts bereitstellen.

Tierwohl wird gestärkt

In Bezug auf Tierwohl will die Ampelkoalition unter anderem Teile des Tierschutzrechtes in das Strafrecht integrieren. Und eine verbindliche Tierhaltungskennzeichnung soll außer zu der Auskunft über die Haltung auch Informationen über den Transport und die Schlachtung der Tiere bereitstellen. Dafür sind enge und vertrauensvolle Lieferantenbeziehungen, Audits und möglichst kurze Lieferketten von enormem Vorteil. In Hinblick auf diese Themen sollten sich Lebensmittelproduzenten bereits jetzt bestmöglich aufstellen.

Ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagement implementieren

Die Anforderungen steigen. Um ihnen zielgerichtet zu begegnen, sollten Unternehmen ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagement implementieren und in einem ersten Schritt die für das jeweilige Geschäftsmodell wesentlichen Handlungsfelder bestimmen. Auf dieser Basis können dann ein solides Datenmanagement aufgebaut und Weiterentwicklungsziele gesteckt werden – eine Vorbereitung auf die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU. Sie verpflichtet ab 2024 europäische Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern und einem Umsatz von über 40 Mio. Euro, über ökologische, soziale und Governance-Aspekte (ESG) zu berichten. Im Sommer 2022 werden die Entwürfe mit den konkreten EU-Berichtsanforderungen veröffentlicht.


Autorin: Jane Ehlers

Partnerin,

Nachhaltigkeitsberatung Akzente

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