Der Hersteller und Entwickler von modernen Kommunikationslösungen IABG und der Industriedienstleister InfraServ Gendorf entwickeln zusammen eine WLAN-Lösung für die Personenortung in der chemischen Industrie. Wichtige Ziele sind u. a. die Erhöhung der Sicherheit für das Betriebspersonal und die Verbesserung des Einsatzes von Hilfskräften bei Unfallereignissen. Ein Pilotversuch wurde in einem Produktionsgebäude der Vinnolit im Industriepark Gendorf jetzt erfolgreich abgeschlossen.
Michael Zenz, Wolfgang Fritsche
An erster Stelle dient die entwickelte Kommunikationslösung zur Erhöhung der Arbeitssicherheit. Im Notfall sollen Personen einen Notruf absetzen können oder die im System integrierte Totmannschaltung wird aktiviert. Auch der Einsatz der Hilfskräfte wird über die Personenortung gesteuert. Als zweites kann die WLAN-Lösung als Zugangskontrollsystem eingesetzt werden. Verschiedenen Anwendergruppen können mit höchster Flexibilität unterschiedliche Zonen zugewiesen werden. In Folge erfasst das System die Zutritte und Austritte in diese Zugangs- und Sicherheitszonen. Dadurch lassen sich sensible Bereiche fernüberwachen.
Im Hinblick auf das zukünftige Entstehen vieler zentraler Messwarten in chemischen Betrieben kann diese Fernüberwachung ein integraler Bestandteil sein. Darüber hinaus unterstützt das System die Optimierung des Ressourcenmanagements. Arbeitsprozesse lassen sich durch das Wissen über die Position und den Status der beweglichen Ressourcen wie Container oder Kesselwagen verbessern und somit Kosten sparen.
WLAN-Technik
Zur Realisierung der WLAN-Ortung wird im Überwachungsbereich eine entsprechende kabellose Infrastruktur genutzt. Die Anzahl der WLAN-Access-Points richtet sich nach der spezifischen Ausstattung des Überwachungsbereichs und der gewünschten Genauigkeit der Ortung. Zur Auswertung der Ortungsdaten wird an einer beliebigen Stelle in der Netzwerkinfrastruktur ein Ortungsserver installiert. Anschließend wird der Ortungsbereich vermessen, ein Signalstärkenmuster der Anlage erstellt und diese Daten auf dem Ortungsserver hinterlegt. Personen oder Ressourcen werden mit einem Personentag ausgestattet (Bild 1).
Bewegen sich Menschen mit ihrem Personentag im Überwachungsbereich, sendet dieses Endgerät kontinuierlich die am jeweiligen Aufenthaltsort gemessenen Signalstärken der erreichbaren Access Points zum Ortungsserver. Der Ortungsserver vergleicht die übermittelten Signalstärken der einzelnen Access Points mit dem hinterlegten Muster aus der Einmessung und kann somit die Position der Tags/Personen bestimmen. Die Positionsdarstellung ist in einer eigenen Oberfläche auf einem Standardrechner integriert
In Bild 2 wird die Applikation der Personenortung gezeigt, in der auch eine Sicherheitszone (blaues Rechteck) eingerichtet ist. Durch diese Funktion werden Eintritte und Austritte aus dieser Zone spezifisch nach Konfiguration des Personentags angezeigt und protokolliert.
Pilotversuch abgeschlossen
In einem Pilotversuch haben InfraServ Gendorf und IABG zusammen mit Werkschutz und Feuerwehr das System in einem Produktionsgebäude der Vinnolit im Industriepark Gendorf eingesetzt. Die Teilanlage bestand aus einer Mischung aus Stahlbetondecken und Gitterrostebenen sowie einem offenen Aufbau. Die Ziele des Pilotversuchs waren Genauigkeit, Robustheit, Praktikabilität und die Beständigkeit des Systems zu prüfen. Zudem sollte ein Versuch zur Einkopplung der Feuerwehr im Rahmen einer Feuerwehrübung getestet werden. Nach 3-wöchiger Installations- und Konfigurationszeit wurden die Tags an Personen ausgegeben, die sich auf freiwilliger Basis an diesem Pilotversuch beteiligten. Der Ortungsserver und der Rechner für die Darstellung der Ortung wurden in der Messwarte platziert.
Mit dem so installierten System wurde eine Genauigkeit der Ortung von 3 bis 5 m erreicht. Funktionen des aktiven Hilferufs und die Überwachung definierter Sicherheitszonen mit Zutritts- und Austrittskont-rolle wurden mit dem Testpersonal positiv durchgespielt. Diese haben den Personentag in der Tasche am Oberarm getragen. Das Mitführen des Personentags wurde nicht störend wahrgenommen und es kam zu keinen Behinderungen bei Montagetätigkeiten. Der Einsatzleiter der Feuerwehrübung hat erfolgreich die Einsatzkräfte mit der Ortungsdarstellung auf einem Tablet-PC direkt an der Einsatzstelle koordiniert.
Die Feuerwehrübung lieferte zudem wichtige Erkenntnisse für die Verwendung der Personenortung in der chemischen Industrie: Im Ernstfall können Personen wesentlich gezielter und schneller gesucht und die Rettungszeit verkürzt werden.
In Bild 3 ist die Meldung eines aktiven Hilferufs einer Person dargestellt, der direkt am Personentag ausgelöst wurde.
Zukunft mit technischer Lösung
Der abgeschlossene Pilotversuch war erfolgreich und die technischen Möglichkeiten wurden von verschiedenen Beobachtern als sehr positiv bewertet. Wichtig für den zukünftigen Einsatz in einem chemischen Betrieb ist, dass am Anfang ein klares und detailliertes Betriebskonzept für die Personenortung steht, das in Abstimmung mit dem Betriebsrat entwickelt werden sollte.
Nach dieser Vorbereitung steht einer erfolgreichen Installation und Integration des Systems in die tägliche Arbeitsumgebung nichts mehr im Wege. Aufgrund des positiven Ergebnisses haben die Kooperationspartner beschlossen, die Lösung zur Personenortung im Portfolio der InfraServ Gendorf weiter zu entwickeln.
Online-Info www.cav.de/1109402
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