Aufbruchstimmung in Tokio

In dem zweitägigen Event, das vom Geschäftsführer und Vorsitzenden der Yokogawa Electric Corporation, Isao Uchida, eröffnet wurde, und bei dem insgesamt über 8000 Gäste zugegen waren, wurde ein weiter Bogen von der Gründungsphase des Unternehmens über aktuelle Innovationen bis hin zu Entwicklungen gespannt, die sich noch im Forschungsstadium befinden. Uchida machte bereits in seiner Eröffnungsansprache deutlich, dass es das klare Ziel von Yokogawa ist, in einer Reihe von Technologiefeldern bis zum Jahr 2010 Weltmarktführer zu sein. Hierzu gehören nicht nur der Bereich Prozessautomation, sondern auch die Segmente Mess- und Prüftechnik, kabellose Prozesssensorik, Echtzeit-Bildanalyse lebender Zellen, genetische Diagnosesysteme, Mikroreaktionstechnik und viele mehr. Alle derzeitigen Maßnahmen sind darauf ausgerichtet, aus diesem Ziel Wirklichkeit werden zu lassen. Hierzu investiert das Unternehmen jährlich ca. 7,5 % des Umsatzes in Forschung und Entwicklung.

Yokogawa Electric Corporation besitzt heute weltweit Stützpunkte in 29 Ländern; dazu gehören 18 Produktionsstandorte, 91 angeschlossene Unternehmen sowie mehr als 650 Vertriebs- und Engineering-Standorte. Das 4-Mrd.-Euro-Unternehmen beschäftigt derzeit über 18 000 Mitarbeiter. Seit seiner Gründung im Jahre 1915 hat sich Yokogawa auf innovative Produkte höchster Qualität spezialisiert und besitzt über 7000 Patente und eingetragene Warenzeichen. 2004 wurden 53,3 % des Umsatzes im Bereich der industriellen Automation erwirtschaftet, 26,6 % mit Mess- und Prüfsystemen, 13,7 % im Bereich Flugzeugtechnik und Dienstleistungen und 6,4 % mit Informationssystemen. Bis zum Jahr 2010 ist es klares Ziel, ein jährliches Umsatzwachstum von 10 % zu generieren. Das Wachstum des gesamten Marktes liegt im Vergleich dazu im Schnitt nur bei 3 %.

Der Umsatzschwerpunkt des Konzerns liegt noch in Japan. Es ist allerdings bemerkenswert, dass – nach einem Anstieg um mehr als zehn Prozentpunkte in nur zwei Jahren – aktuell bereits fast die Hälfte der Umsätze außerhalb Japans erzielt werden. Neben dem asiatischen Raum hat vor allem der europäische Markt zu diesem Wachstum beigetragen.

Im Juni 2005 konnte die Yokogawa Electric Corporation bereits ein Jubiläum der besonderen Art begehen: Das dezentrale Prozessleitsystem Centum – bis heute das Herzstück des Yokogawa-Geschäftsbereichs Industrial Automation und somit der VigilantPlant-Lösungen – wurde 30 Jahre alt. Als Yokogawa im Juni 1975 die Urversion des Centum auf den Markt brachte, war es das weltweit erste dezentrale Prozessleitsystem. Durch die Integration mehrerer Mikroprozessoren konnten verschiedene Produktionsbereiche separat gesteuert und die Risiken wirkungsvoll verteilt werden. Zur damaligen Zeit waren Bedienung und Überwachung über den Bildschirm hochmoderne Eigenschaften. Das sparte nicht nur Platz für Instrumentierung, es machte die Arbeit mit dem Centum auch effizienter als mit bisherigen Konsolen.

Seit den Tagen des ersten Centum entwickelte Yokogawa seine Mess- und Regeltechnologien kontinuierlich weiter und integrierte sie in neue Releases oder Versionen. Centum CS 3000, die aktuelle, sechste Centum-Version, verfügt denn auch über eine Reihe zukunftsweisender Technologien, wie beispielsweise den Foundation Fieldbus, und bietet neue Lösungen für Anlagensteuerung und betriebsweite Integration. Für Produktionsunterstützung sorgen

Die Sicherheitssteuerung ProSafe-RS dient der konstanten Überwachung von Prozessanlagen in den Bereichen Öl, Gas, Petrochemie und vergleichbaren sicherheitsrelevanten Anlagen. Sobald ein unsicherer Zustand erkannt wird, fährt ProSafe-RS die Anlage sicher herunter. ProSafe-RS lässt sich problemlos an die Leitsysteme der Centum-Serie koppeln, so dass es in Zukunft nicht mehr nötig ist, Leit- und Sicherheitssysteme getrennt aufzubauen. Das ermöglicht die einheitliche, zentrale Verwaltung sämtlicher Produktionsdaten.

Betrieben wird das ProSafe-RS mit der Bedienstation des Leitsystems. Da das Bedienungspersonal die Sicherheitsüberwachung in der gleichen, bekannten Arbeitsumgebung des Leitsystems durchführen kann, erhöht sich die Anlagensicherheit signifikant. Vom Prozessleit- und vom Sicherheitssystem ausgelöste Alarme lassen sich für eine noch schnellere Reaktion nebeneinander auf dem gleichen Bildschirm darstellen.

Auch wenn ProSafe-RS in einfacher Konfiguration ausgeführt wird, ist das Safety Integrity Level SIL3 gewährleistet. Denn das ProSafe-RS verwendet dieselbe hochsichere Technologie, die für die Centum-Serie entwickelt wurde, ergänzt um Diagnosefunktionen. Um die Systemverfügbarkeit und Fehlertoleranz noch weiter zu steigern, können die CPUs und Sicherheitskreise zweifach redundant konfiguriert werden.

Das Sicherheitssystem ProSafe-RS ist ein zentraler Baustein von Yokogawas VigilantPlant-Konzept. Verschiedene Produkte und Services werden zu einer Betriebsumgebung integriert, in der Mitarbeiter wachsam und umsichtig agieren, sich umfassend informieren und schnell handeln können. Ziel ist es, sich abzeichnende Ausnahmezustände zu erkennen, lange bevor sie zum Problem werden können, sowie die Rolle der Anlagenfahrer neu zu definieren: Nicht mehr bloße Reaktionen auf Störfälle stehen im Vordergrund, sondern intelligente Entscheidungen über den Produktionsprozess, die der Optimierung der Anlagen und der Wirtschaftlichkeit dienen.

Isao Uchida, Präsident der Yokogawa Electric Cooperation, mit langjähriger Erfahrung auch als Leiter von Produktionsstandorten, fasst den Kern der Thematik so zusammen: „Der bekannte Zukunftsforscher Peter F. Drucker hat einmal gesagt, dass gut geführte Produktionsstätten leise und langweilig sein müssen. Ich bin genau der gleichen Ansicht – am schlimmsten waren immer die Überraschungen. VigilantPlant ist unsere Vision der idealen Produktion, in der die Menschen ihre Zeit und Kraft ganz auf die kommenden Erfolge konzentrieren – statt wie bisher auf längst eingetretene Fehler zu reagieren.“

Anlässlich der Feier zu Yokogawas 90. Firmenjubiläum stellte das Unternehmen seine neue FDT-basierte Plant Asset Management(PAM)-Lösung FieldMate vor. Bei der Betaversion dieser Software handelt es sich um ein portables Betriebs- und Wartungstool, das sowohl FDT als auch EDDL unterstützt und Anfang des Jahres 2006 erhältlich sein wird. FieldMate ist mit Yokogawas DTMs kompatibel und unterstützt darüber hinaus auch DTMs von Drittanbietern mit Interoperabilitätsprüfung, die von Yokogawas neuem Center für FDT/DTM-Interoperabilitätsprüfung in Singapur bereitgestellt wird.

FieldMate ist ein Tool zur Wartung intelligenter Geräte über deren gesamte Lebensdauer hinweg. Es basiert auf einer einzigen, rückverfolgbaren Wartungsdatenbank, die den Zugriff auf die gesamten Wissensbestände im Untenehmen ermöglicht. FieldMate wurde speziell für Messund Wartungstechniker entwickelt und bietet u. a. folgende Funktionen: Ansicht, Konfiguration, Einstellung und Justierung, Dokumentation und Diagnose.

Im Zusammenhang mit der auf der Interkama 2005 in Hannover angekündigten Mitgliedschaft Yokogawas in der FDT Joint Interest Group signalisiert Yokogawa mit der Einführung von FieldMate volle Unterstützung des FDT-Konzepts und zeigt, dass FDT und EDDL keine konkurrierenden Technologien darstellen, sondern nebeneinander in einer gemeinsamen Automatisierungsinfrastruktur bestehen können.

Centum CS 3000 cav 400

Sicherheitssteuerung ProSafe-RS cav 401

Betriebs- und Wartungstool FieldMate cav 402

„Ich werde es niemals zulassen, dass ein Produkt oder ein System ausgeliefert wird, bis ich von dessen Qualität überzeugt bin – darauf bin ich stolz.“

Foundation Fieldbus

Nanhai Projekt

ProSafe-RS-SIL3-TÜV-Zertifikat

Yokogawas Leistungen bei der Bereitstellung von Automatisierungslösungen weltweit wurden während der Feierlichkeiten in Tokio beispielhaft durch eine Präsentation von Simon Lam, CEO von CNOOC und Shell Petrochemicals Company Limited, dargestellt. Yokogawa ist Hauptlieferant von Lösungen für das so genannte Nanhai-Projekt, bei dem es um die Automatisierung eines von CNOOC und Shell Petrochemicals Limited gegründeten petrochemischen Komplexes in Guangdong, China, geht. Dieser neue Komplex soll Ende des Jahres 2005 in Betrieb genommen werden. Yokogawa ist für die Koordination der Arbeiten von sechs internationalen Ingenieurbüros, chinesischen Entwicklungsbüros und zahlreichen anderen Sublieferanten zuständig und hauptverantwortlich für eine sinnvolle Projektplanung und effiziente Terminierung.

Mit nur drei Jahren für die gesamte Konstruktion und Entwicklung des Projekts war der Zeitplan von Anfang an sehr eng gesteckt, aber nach Aussagen von Lam läuft alles nach Plan. Das Nanhai-Projekt wird bei Fertigstellung mit insgesamt 16 000 Geräten, drei Kontrollräumen, 15 zusätzlichen Räumen im Feld sowie 200 000 Softwaretags weltweit eine der größten Foundation Fieldbus-Installationen darstellen. Die Anlage umfasst Yokogawa Centum CS3000 Systeme, das Yokogawa Plant Asset Management System (PRM), das Exaquantum-Produktionsmanagementsystem, das MAS-Logistikautomatisierungssystem und zahlreiche Feldgeräte von Yokogawa. Sicherheitssysteme, Brandschutz- und Gassysteme sowie Simulatoren für das Bedienertraining runden die Schlüsselmerkmale der Anlage ab.