Die Metallographie kommt jetzt in die Anlage: Mit ausgeklügelten Verfahren können Werkstoffexperten vor Ort Aussagen über den Zustand von Bauteilen geben. Mittels der mobilen Gefügeuntersuchung ist es möglich, Zeitstandschäden im Frühstadium zu erkennen und so ungeplante Anlagenstillstände sicher zu vermeiden.
Michael Böhnke
Gefügeuntersuchungen dienen der qualitativen und quantitativen Beschreibung des Gefüges metallischer Werkstoffe. Die genaue Analyse des Gefügeaufbaus ermöglicht es, über Werkstoffeigenschaften und somit den Zustand des untersuchten Bauteils direkte Aussagen zu treffen. Für Betreiber von Dampfkesselanlagen und für die produzierende Industrie gibt es diese Untersuchungen jetzt auch mobil: Mit der Metallographie vor Ort besteht die Möglichkeit, den Gefügezustand eines Werkstoffs an Bauteilen direkt vor Ort zu ermitteln und somit wertvolle Zeit für den Betreiber zu sparen.
Zu diesem Zweck hat Dekra Material Testing ein spezielles Mobiles Labor aufgebaut, das die zeitnahe Verfügbarkeit der metallographischen Untersuchung bei den Betreibern sicherstellt. Sowohl die Gefügeuntersuchung selbst, als auch die komplette Auswertung und Dokumentation erfolgt unmittelbar vor Ort und steht somit dem Kunden als Dokumentationsgrundlage direkt zur Verfügung.
Praktische Anwendung
Um den Gefügeabdruck vorzubereiten, ist eine sorgfältige Präparation der zu untersuchenden Bauteilstelle notwendig. An Neuteilen sind produktionsbedingte Entkohlungen, Aufkohlungen oder Einzunderungen der beeinflussten Oberflächenbereiche durch Schleifen zu entfernen. Bei Wiederholungsprüfungen reicht die Entfernung von angelagertem Zunder an der gleichen Stelle des Bauteils. Bei jedem Körnungswechsel während des Schleifvorgangs ist es notwendig, den entstehenden Schleifstaub zu entfernen. Um aussagekräftige Gefügeuntersuchungen zu erhalten, ist das Schleifen bis zur 320er-Körnung durchzuführen. Im Anschluss daran polieren die Werkstoffexperten die Schliffstelle mechanisch oder bei niedriglegierten Stählen elektrolytisch. Um das Gefüge und die Struktur sichtbar zu machen, muss die Schlifffläche geätzt und im Anschluss daran getrocknet werden. Die Abdrucknahme erfolgt mit Acetatfolien die unter Aceton anlösbar werden. Je nach Beschaffenheit der zu untersuchenden Stelle werden Folien von 30 bis 40 µm (dünne Folien) oder 100 µm (dicke Folien) verwendet. Nach der Abdrucknahme werden die Folien auf Objektträgern plan aufliegend fixiert. Da die Folien transparent sind, werden sie vor der Endauswertung reflektierend mit Gold bedampft.
Im Gegensatz zu herkömmlich präparierten metallographischen Schliffen sind die in Gefügeabdrücken vorhandenen Informationen häufig nicht homogen vorhanden. Dies ist im wesentlichen auf Unebenheiten in den Prüfstellen und dadurch unterschiedliche Tiefenebenen mit unterschiedlichen Schädigungszuständen zurückzuführen. Es kommt auch vor, dass die Schliffstellen ungleichmäßig vorbe-reitet werden oder dass Fremdstoffe im Bereich der Abdruck-stellen zurückgeblieben sind. Diese möglichen Abweichungen sind bei der Auswertung von Gefügeabdrücken zu berücksichtigen und erschweren unter Umständen die Auswertung. Die Endauswertung erfolgt mit dem Lichtmikroskop und wird mithilfe der Digitalfotografie dokumentiert. Die Dokumentation erstreckt sich auf die Angabe der Beurteilungsklasse, die wesentlichen Gefügebestandteile und deren Ausbildung.
Online-Info www.cav.de/1010477
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