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Die Produktion im Fokus

Alternative interne und externe Aufgabenverteilung bei Münzing Chemie
Die Produktion im Fokus

Prinzipiell ist das Erfolgsrezept bekannt: Durch Konzentration auf das Kerngeschäft lassen sich gute Ergebnisse und kontinuierliche Verbesserungen erzielen. Dies gilt auch für die Chemieindustrie. Die Zusammenarbeit zwischen Münzing Chemie und Voith Industrial Services zeigt beispielhaft, wie eine Trennung von Kerngeschäft und Peripherie funktionieren kann und welche Entwicklungspotenziale dadurch entstehen.

Dipl.-Ing. Gerd Trommer

Das 1830 gegründete Familienunternehmen Münzing Chemie in Heilbronn beliefert Kunden aus unterschiedlichen Branchen. Das mittelständische, international agierende Unternehmen produziert am Standort Heilbronn und in Bloomfield, N.J., USA. In Heilbronn läuft die Produktion ausschließlich im Batchbetrieb zwölf Stunden pro Tag. In rund dreißig Reaktoren werden die erforderlichen Rohstoffe rezepturgesteuert zudosiert und zum gewünschten Produkt umgesetzt. Von den rund zweihundert Pumpen auf dem Werksgelände sind knapp die Hälfte direkt in die Produktionsprozesse einbezogen. Neben Chemienormpumpen benötigen insbesondere die Produktions- und Hilfsanlagen spezielle Pumpen, wie Zahnrad- oder Schneckenpumpen. Zur Betriebsausstattung gehört die gesamte Energie- und Medienversorgung auf dem Werksgelände, z. B. mit Strom, Gas, Wasser und Dampf. Inklusiv sind hierbei die erforderlichen Anlagen zur betriebswichtigen Eigenversorgung: Hoch-, Mittel- und Niederspannungs-Trafostationen, Kühlanlagen mit Kälte- und Rückkühlwerken, des Weiteren Wasserenthärtungsanlagen, Kompressoren zum Erzeugen von Druckluft, eine thermische Nachverbrennungsanlage, eine Wärmeträgeranlage sowie alle Zu- und Abluftanlagen.
Trennung von Produktion und Peripherie
Pflege, Wartung, Instandhaltung und Instandsetzung der gesamten Betriebseinrichtung bindet personelle Kapazitäten, geistige Ressourcen und Finanzen. Hinzu kommen unproduktive Aufgaben des Facilitymanagements wie Brandschutz, Postverteilen, Telefonzentrale und Werkssicherheit. Zu weiteren produktionsfernen Tätigkeiten gehört auch die inner- und außerbetriebliche Logistik. Vor diesem Hintergrund ist das Interesse von Dr. Michael Münzing nachvollziehbar: „Als mir Frank Hüther im Herbst 2003 vorschlug, uns nur noch auf die Aktivitäten zu konzentrieren, die wir für unsere Marktleistungen brauchen, war ich beeindruckt – sowohl von der Idee als auch vom damit verbundenen Anspruch. Die Perspektiven, die sich daraus ergeben, haben mich spontan fasziniert. Alle personellen, geistigen und zeitlichen Ressourcen auf den Markt auszurichten, das war eine Vision, die ich gerne mit realisieren wollte“, erinnert sich der Geschäftsführer. Er ist Unternehmer in der sechsten Generation. Der wechselseitige Wille der Beteiligten zu einem dauerhaften gemeinsamen Erfolg und das gegenseitige Vertrauen haben die Realisierung des Projektes während der gesamten Zeit geprägt, und sie kennzeichnen die weitere Zusammenarbeit.
Aktueller Projektstand
Das Tätigkeitsspektrum von Voith bei Münzing ist in dieser Breite etwas Besonderes in der Chemiebranche. Drei Arbeitsfelder haben die Dienstleistungsexperten bereits übernommen: Instandhaltung aller Produktions- und sonstiger Anlagen, Facilitymanagement und -versorgung sowie interne und externe Logistik. Zum Planen, Überwachen und Dokumentieren der Instandsetzungsaufgaben dient übergreifend die Software maintCATS (Maintenance Control- and Tracking-System). Sie sorgt damit für Transparenz sowie Effizienz.
Das vierte Arbeitsfeld hat das Optimieren der betrieblichen Abläufe und der Prozessabläufe sowie der Energieversorgung zum Ziel. Hier lassen sich in der Regel besonders große Einsparpotenziale erschließen.
Voith sorgt als Dienstleister dafür, dass alle benötigten Betriebsmittel und Rohstoffe zu jeder gewünschten Zeit in der geforderten Qualität und Menge am richtigen Ort zur Verfügung stehen. „Über eine reibungslose Koordination entscheiden neben den generellen Zielen und der praxisorientierten Planung die Schnittstellen. Vor Ort sind dies die beteiligten Personen. Deshalb weiß ich, dass die gute Zusammenarbeit mit den Betriebsleitern von Münzing und ihren Mitarbeitern ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist“, skizziert Holger Dutzig, lokaler Objektleiter von Voith, seine Erfahrungen. Haben die Chemieexperten von Münzing das jeweilige Produkt erzeugt, setzt die Tätigkeit des verantwortlichen Voith-Mitarbeiters ein. Er füllt die Charge in die passenden Gebinde, sorgt für alle erforderlichen Dokumente und stellt sie dem externen Logistikpartner zur Verfügung.
Folgeschritte und Perspektiven
Ziel dieser Folgeschritte sind das Reduzieren einerseits der Instandhaltungs-, insbesondere der Instandsetzungsaufwände und andererseits der Energie- und Betriebsmittelverbräuche. Weiterhin ist die Anlagenverfügbarkeit zu erhöhen. Entsprechend diesem Ziel gilt es, die Anlagen, ihre Komponenten und die Prozesse zu optimieren. Hierbei wird zwischen der Produktion und der Infrastruktur unterschieden. Dazu gehen die Experten von Voith sehr systematisch vor. Ausgangsbasis bildet das Zusammentragen von Wissen und Information. Wissen bringen sowohl die Mitarbeiter von Münzing als auch von Voith mit ein. Hier wirkt sich positiv aus, dass der Dienstleister die ehemaligen Mitarbeiter von Münzing übernommen hat. So bleibt deren Know-how auch heute erhalten. Aktuelle Daten enthält maintCATS. Das Programm gibt Auskunft über etwaige Ausfälle, deren Häufigkeit und die Prozessdaten zum Ausfallzeitpunkt bzw. beim Auftreten der Störung.
Diese Informationen werden teilweise verdichtet und den Betriebsbereichen, Produktionsverfahren und Produkten zugeordnet. Diese Daten sind dann in Reports transparent dokumentiert.
Die Reports bilden die Informationsgrundlage für die Projektteams bzw. die Arbeitskreise. Deren Mitglieder unterziehen die Anlagen und Systeme anschließend einer integrierenden Betrachtung. Im Sinne der Integrated Services ergänzt Voith seine Service-Mitarbeiter vor Ort mit branchen- und technologieerfahrenen Experten aus den entsprechenden Engineering-Kompetenz-Centern, z. B. Verfahrenstechnik, Logistik, Anlagenplanung oder Stillstand- und Instandhaltungsplanung. Hier stehen übergreifendes Know-how aus vergleichbaren Aufgaben und zusätzliche Kapazität für konzeptionelles Denken zur Verfügung. Gemeinsam erstellen die Mitarbeiter beider Unternehmen eine Schwachstellenanalyse.
Energieverbrauchsmanagement
Auf speziellen Wunsch von Münzing widmet sich der erste Arbeitskreis dem Thema Energieverbrauchsmanagement. Ihm gehören interdisziplinär Experten beider Unternehmen an. In der Produktion zählen zu den Energieverbrauchern die dampfbeheizten Leitungen und Behälter ebenso wie die Ammoniak-Kälteanlagen, die Kühlsole auf unterschiedlichen Temperaturniveaus erzeugen. Eine weitere Aufgabe bildet die Kondensatrückführung. Innerhalb der Gebäude (Verwaltungs-, Lager- und Produktionsbereiche) sind die Anforderungen an die Klimatisierung sehr unterschiedlich. Ähnliches gilt für die Wasserversorgung. Anhand der historischen Daten folgen die Festlegungen und Kategorisierungen, welche Verbräuche exakt erfasst oder geschätzt werden können, in welcher Form und welchem Zeitraum dies geschieht, wie die Ergebnisse visualisiert und schließlich mit den Soll-Daten verglichen werden können. Dazu sind Analysen und Interviews vor Ort ebenso hilfreich, wie Vergleiche mit den Erfahrungen und Vorschlägen der Beteiligten.
Das Projektteam bewertet anhand der Informationsquellen, der beschafften Bestandsunterlagen und der vorausgegangenen Analysen den Energiebedarf. Darüber hinaus sind in der Regel die Wirtschaftlichkeit, die Prozessführung, die Anlagensicherheit und die Verfügbarkeit Kriterien bei der Bewertung. Beim Verarbeiten der Informationen, den interdisziplinären Gesprächen und angesetzten Jourfixe sammelt ein Verantwortlicher auch alle Vorschläge in einem Ideenpool. Mögliche Lösungsansätze diskutieren die Teilnehmer und gleichen sie mit bereits durchgeführten oder getesteten Maßnahmen ab. Als Ergebnis entsteht ein Konzept mit einem Maßnahmenkatalog. „Gemeinsame Arbeit im Projektteam fördert die für ein Gelingen erforderliche Vertrauensbasis. Auf ihr können wir offen Bewertungen hinsichtlich Effektivität, Kosten, Effizienz, Alternativen und Randbedingungen diskutieren“, beschreibt Dr. Michael Haid, Geschäftsführer der Voith Industrial Services Engineering, seine langjährigen Erfahrungen mit diesem Vorgehen.
Nach der erfolgreichen Bewährungsphase der ersten drei Arbeitsfelder resümiert geschäftsführender Gesellschafter Michael Münzing: „Unsere Instandhaltung war vorher schon in Ordnung. Auf dieser Basis haben wir jetzt partnerschaftlich ein höheres Niveau erreicht. Die ganzheitliche Integration weiterer Funktionen, die systematische digitale Verknüpfung und vor allem die weiteren Optimierungsarbeiten lassen es zukünftig zu, erhebliche Qualitäts- und auch Kostenpotenziale zu erschließen. Falls ich noch einem vor der Wahl oder Entscheidungsfindung stünde, entschiede ich mich wieder für diesen Weg und die Partner.“
cav 406

Funktionen von maintCATS im Überblick
  • Stammdaten: Anlagenstruktur in 4 Ebenen, Verwaltung von Prüfungsintervallen, freies Zuordnen von Bau-/Ersatzsteilen verschiedener Hersteller zu allen Strukturebenen, Definition von Wartungsmaßnahmen mit Gewerken, Zeiten und Ersatzteilen, Zuordnung dieser Maßnahmen zur Anlagenstruktur
  • Wartungsplan: Erstellen und Abmelden von geplanten Maßnahmen, Erfassung von Aufwänden, Druck von Wartungsplänen, selektierbar nach Gewerken und Maschinen, Übersicht überfällige Maßnahmen, Historie
  • Aufgaben: Erstellen, Editieren und Abmelden von Aufgaben, Erfassen von Aufwänden, Zuordnen zu Personen/Gewerken, Terminieren, Statusverfolgung/Freigabe, Druck von Plänen, selektierbar nach Gewerken und Maschinen
  • Störungen: Erstellen und Abmelden von Störungen, Erfassen von Aufwänden (Zeit, Ersatzteile), Berücksichtigung bei der Planung von Wartungsmaßnahmen
  • Schichtbruch: Automatisches Erfassen und Visualisieren aller erfassten Tätigkeiten, Zuordnen zur Anlagenstruktur in verschiedenen Tiefen selektierbar, Ergänzen von Zusatzinformationen
  • Ersatzteilverwaltung: Bestandsverwaltung von Ersatzteilen unterschiedlicher Lieferanten und Hersteller, automatische Verbrauchsbuchung bei Abmeldung von Maßnahmen, Bedarfsmeldung bei Erreichen von Mindestbeständen
  • Reporting: Übersichten für Tätigkeiten je Gewerk, Zeitraum, Maschine; Historiendaten, den Maschinen zugeordnete Tätigkeiten und Daten, Ersatzteilbestände

  • Mehr über das Leistungsspektrum von Voith
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