Sift-Proof heißt ein Auftragsverfahren für lösemittelfreie Schmelzklebstoffe. Als Baustein einer Verpackungslösung bietet es Herstellern von rieselfähigen Schüttgütern neue Möglichkeiten, die Verpackung ihrer Produkte unter dem Gesichtspunkt der Dichtigkeit zu optimieren.
Dipl-Kfm. Manfred Guder
Viele Schüttgüter der Lebensmittelindustrie werden zuerst in einen Beutel gefüllt, der dann mit einer Faltschachtel verpackt wird. Bei der als Bag-in-Box bekannten Verpackung besteht die Funktion des Innenbeutels darin, das Füllgut gegen Produkt-, Aroma- und Frischeverlust sowie Insektenbefall zu schützen. Die Faltschachtel ist meist aus gestalterischen Gründen und wegen des mechanischen Schutzes des Inhaltes erforderlich. Seit Jahren ist es das Ziel der Hersteller von Packmitteln, eine quaderförmige Faltschachtel aus Karton zu finden, die an den neuralgischen acht Ecken so dicht ist, daß für einen Innenbeutel keine Notwendigkeit mehr besteht. Damit wäre die Forderung nach Vermeidung von Rieselverlusten und zu einem hohen Grad auch nach Insektendichtigkeit erfüllt.
Ein Verkleben der Faltschachtellaschen mit Hilfe des Sift-Proof-Verfahrens hilft, dieses Ziel zu erreichen. Hierzu werden eine Vielzahl von Schmelzklebstoffraupen in einer faltschachtelspezifischen Auftragsbildgeometrie auf die Faltschachtellaschen appliziert und anschließend in der Andrückstation der Kartoniermaschine vollflächig und porenfrei verpreßt. So ist ein sehr hohes Maß an Insektendichtigkeit erzielbar, so daß beispielsweise die Dörrobstmotte nicht mehr auf ihren gewohnten Wegen in die Faltschachtel eindringen kann.
Präziser Klebstoffauftrag
Der Schmelzklebstoff wird in einem PTFE beschichteten Aluminiumtank einer Schmelz- klebstoff-Auftragsanlage der Baureihe 3000V mit VistaTM-Regelung geschmolzen, anschließend im Verteilerblock gefiltert und von hier aus durch temperaturgeregelte Materialschläuche zu den beheizten Auftragsköpfen der Baureihe H200 Mini Bead gefördert. Diese Auftragsköpfe verfügen jeweils über eine integrierte Düsenbaugruppe, die mit sehr widerstandsfähigen Präzisionsdüsenplatten bestückt ist. Diese werden, entsprechend der Größe der Faltschachtellaschen, in bezug auf Breite, Anzahl der Düsen, Abstand der Düsen zueinander und in ihrer Ausrichtung mit horizontalem oder vertikalem Leimaustritt individuell konfiguriert und ermöglichen so dem Anwender optimale Anwendungsbedingungen.
Die Konstruktion der Leimkanäle gewährleistet, entsprechend den Taktzahlen der Verpackungsmaschine, die benötigten hohen Durchflußmengen und eine gleichmäßige Klebstoffmengenverteilung auf den Faltschachtellaschen. Die präzise Temperaturregelung des gesamten Systems (Tankanlage, Schläuche, Auftragskopf) sorgt für eine konstante Klebstoffviskosität und die Geometrie der gehärteten Düsenspitzen für ein sehr gutes Abrißverhalten des Klebstoffs. Der präzise Klebstoffabriß verhindert damit die Verschmutzung des Füllgutes durch Hotmelt.
Substratvariabel mit guten Abbindeverhalten
Ein Leimauftragssteuergerät garantiert die Reproduzierbarkeit der komplexen, faltschachtelspezifischen Auftragsbildgeometrie. Während des Beleimungsvorgangs werden die Boden- und Deckellaschen in konstantem Abstand unter den Düsen herangeführt. Am Auftragskopf befindliche Führungen sichern die richtige Position der Laschen während der Beleimung. Nach der Kleb-stoffapplikation durchläuft die Faltschachtel die Andrückstation der Verpackungsmaschine, in der eine vollflächige Verpressung des Hotmelts und somit die Dichtigkeit der Faltschachtel erreicht wird. Die sowohl kompakte als auch modulare Bauweise der Mini-Bead-Auftragsköpfe erlaubt ein einfaches und schnelles Auswechseln der Düsenplatten und bietet damit höchste Flexibilität unter den verschiedensten Einsatzbedingungen.
Die Rieseldichtigkeit und der hohe Schutz gegen Insektenbefall wird unter anderem durch einen EVA-Schmelzklebstoff erreicht, der eine hohe Substratvariabilität und ein gutes Abbindeverhalten aufweist. Aufgrund seiner hohen Kohäsion ist er in der Lage, hohe Rückstellkräfte der Faltschachtellaschen zu überwinden. Seine Eignung für den Einsatz in Lebensmittelverpackungen wird durch die FDA- und BgVV-Konformität bestätigt.
Für die Hersteller von rieselfähigen Schüttgütern und die verpackende Industrie bedeutet das Sift-Proof-Verfahren, daß zukünftig vor allem bei zahlreichen Lebensmittelverpackungen auf den Innenbeutel verzichtet werden kann. Weitere Vorteile ergeben sich durch Wegfall der Baugruppen zur Herstellung des Innenbeutels. Hierdurch können sowohl Investitionskosten als auch teure Produktionsflächen eingespart werden.
FachPack, Halle 8, Stand 8-153
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