„Wir feiern heute die Einweihung eines der größten Investitionsprojekte in der Geschichte von Boehringer Ingelheim“, leitete Dr. Rüdiger Erckel, Leiter Corporate Division Chemicals der Boehringer Ingelheim GmbH, am 1. März 2002 den offiziellen Teil der Einweihungsfeier für den neuen Pharmawirkstoffbetrieb ein. Die moderne Produktionsanlage mit einem Investitionsvolumen von 180 Mio. Euro soll die weltweite Versorgung des Unternehmensverbandes mit Pharmawirkstoffen und Zwischenprodukten sichern.
Entwicklungsprojekte in der pharmazeutischen Industrie müssen viele Anforderungen erfüllen, bevor es zu einer erfolgreichen Registrierung kommen kann. Im Durchschnitt führen sechs von sieben Projekten nicht zum Erfolg. Dennoch muss jedes Entwicklungsprojekt unter der Annahme bearbeitet werden, dass es zum vollen Markterfolg in dem geplanten Zeitraum führen wird. Das bedeutet, dass hierfür die Produktionsressourcen rechtzeitig zur Verfügung stehen müssen. Zusätzliche Herausforderung ist, dass die neuen Wirkstoffe in Mengen zwischen 100 kg und 10 bis 100 t zur Verfügung zu stellen sind.
Dieser Herausforderung begegnet Boehringer Ingelheim mit dem modernen Pharmawirkstoffbetrieb am Standort Ingelheim, der am 1. März 2002 offiziell eingeweiht wurde. Der neue Betrieb bildet das Herzstück der weltweiten Pharmawirkstoffsynthese von Boehringer und soll veraltete Anlagen ersetzen. Er ist als flexible Mehrzweckenanlage konzipiert und kann eine Vielzahl unterschiedlicher chemischer Prozesse für bestehende und neue Produkte bewältigen. Der Grundstein für das Gebäude wurde im August 1999 gelegt. Der Schwerpunkt der Produktion liegt bei Wirkstoffen mit komplexer Chemie und hoher Wertschöpfung sowie insbesondere bei der Erstproduktion neuer chemischer Wirkstoffe. Die schlüsselfertige Übergabe der Anlage wird im August 2002 erfolgen, die Übertragung der Produktionsverfahren aus den zur Schließung vorgesehenen Altanlagen wird bis 2004 andauern.
Flexible Mehrzweckanlage
In der rund 50 m hohen Produktionsanlage werden in Zukunft jährlich bis zu 1000 t Pharmawirkstoffe und Zwischenprodukte hergestellt. In sechs Produktionstrakten lassen sich mehr als 30 Wirkstoffe in insgesamt über 100 Produktionsstufen synthetisieren. Boehringer hat in der Anlage durchgängig drei wichtige Prinzipien realisiert: Eine Kompartimentierung teilt den Betrieb klar in verschiedene Zonen ein. Gegenseitige Verunreinigungen sind ausgeschlossen. Durch Schwerkraftförderung kann weitestgehend auf Pumpen verzichtet werden, und durch den Einsatz von Prozessleittechnik wird ein hoher Automatisierungsgrad erreicht. Für die Produktion stehen 18 Reaktoren mit insgesamt 33 m³ Rauminhalt zur Verfügung. Die Produktionskette beginnt im fünften Stock des Gebäudes mit der Beschickung der darunter liegenden Reaktoren. Die Förderung erfolgt in allen Produktionsschritten über kurze gerade Rohrleitungen mit Hilfe der Schwerkraft. Das hat den Vorteil, dass die Produkte schonend transportiert werden und die Verbindungsrohre leicht zu reinigen sind. Die Reaktoren können vor Ort über ein Bedienterminal oder zentral über die Leitwarte gesteuert werden. Hochwirksame Substrate werden in einem hermetisch abgetrennten Trakt hergestellt. Ist der Synthesevorgang abgeschlossen, gelangen die Produkte zur Fest-Flüssig-Trennung, Homogenisierung und Zerkleinerung in den zweiten Stock des Gebäudes. Mit Hilfe der Schwerkraft werden die aufbereiteten Wirkstoffe schließlich in die darunter liegenden Bereiche transportiert, in denen sie für den Transport vorbereitet werden. Die gesamte Anlage ist in das Abluftreinigungskonzept am Standort eingebettet und an die neue thermische Abluftreinigungsanlage angeschlossen.
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