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In jeder Krise liegen auch Chancen

Auswirkungen der Wirtschafts- und Währungskrise in Asien auf die deutsche Wirtschaft
In jeder Krise liegen auch Chancen

Im Vorfeld der 4. Achemasia, die vom 11. bis 16. Mai 1998 in Beijing stattfinden wird, berichtet cav unter dem Stichwort „Zukunftsmarkt Asien“ auch über aktuelle ökonomische und währungspolitische Entwicklungen in diesem krisengeschüttelten Wirtschaftsraum und ihren Einfluß auf die deutsche chemische Industrie sowie den Anlagen- und Apparatebau. cav bat Bundeswirtschaftsminister Dr. Günter Rexrodt um ein Statement.

Die asiatische Region hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine starke Anziehungskraft auf deutsche Unternehmen ausgeübt. Noch immer bietet Asien auch der deutschen chemischen Industrie – insbesondere mittel- und langfristig – positive Wachstumsaussichten. Bereits jetzt haben die Exporte und Direktinvestitionen in Asien für die Branche eine große Bedeutung. Investitionen der vorwiegend großen Chemieunternehmen basieren auf langfristig angelegten Unternehmensstrategien, insbesondere zur Erweiterung und Stärkung ihrer Marktpräsenz.

Bislang zeigt sich die Branche deshalb relativ unbeeindruckt von der Krise in Südostasien. Die Unternehmen müssen aber gleichwohl bei ihren Aktivitäten in den kommenden Jahren veränderte Rahmenbedingungen in ihr Kalkül einbeziehen.
Zwar nehmen die ASEAN-Staaten sowie die ostasiatischen Schwellenländer zusammen nur rund 6 Prozent der deutschen Exporte auf. Konsequenzen für den Absatz deutscher Investitionsgüter sind aber nicht auszuschließen. Denn Investitionsgüter haben einen Anteil von rund 70 Prozent an den deutschen Ausfuhren in die Krisenländer.
Die Ausfuhr von Konsumgütern in diese Region dürfte jedoch insgesamt stark zurückgehen. Davon ist Deutschland allerdings weniger betroffen, da unser Exportanteil von Konsumgütern in die Krisenländer nur bei knapp 7 Prozent liegt.
Druck auf die Gewinnmargender Unternehmen steigt
Wie stark der durch Währungsverfall bedingte Preisanstieg für die asiatischen Abnehmer mittelfristig ausfallen wird, ist derzeit noch nicht abschließend zu beurteilen, da die augenblicklichen Abwertungsraten sicherlich überzogen sind. Generell läßt sich aber feststellen, daß der Druck auf die Gewinnmargen der Unternehmen stärker sein wird als in der Vergangenheit.
Der aus der Wechselkursentwicklung resultierende Preisvorsprung südostasiatischer Anbieter wird allerdings zum Teil durch deren steigende Kosten – soweit importierte Rohstoffe oder Vorprodukte in die Fertigung eingehen – kompensiert werden. Zinssteigerungen in den Krisenländern führen darüber hinaus zu weiteren Mehrkosten. Ferner wird sich zeigen müssen, ob die asiatischen Anbieter neu entstandene Spielräume für Preissenkungen in ausländischer Währung voll nutzen. Einige von ihnen werden vermutlich die bisherigen Preise auf ihren Exportmärkten mehr oder weniger konstant halten und die daraus resultierenden abwertungsbedingten Gewinne zur Stärkung ihrer Finanzkraft verwenden.
Die Konkurrenz für deutsche Exporteure auf Drittmärkten wird sich verstärken, insoweit sie mit Produkten aus den „Tigerstaaten“ im Wettbewerb liegen. Das dürfte in erster Linie Europa und die USA betreffen, aber auch die nicht oder kaum von der Krise angeschlagenen Länder im asiatisch-pazifischen Raum wie Indien, China und Australien. Wie stark diese Konkurrenzintensivierung ausfallen wird, hängt letztlich vom Ausmaß der Exportoffensive der südostasiatischen Region ab.
Deutsche Chemieunternehmenerwarten langfristig positiveWachstumsraten
Insbesondere die chemische Industrie mißt Asien für ihre Ausfuhren und Investitionen eine überdurchschnittliche Rolle bei. In den ersten neun Monaten des abgelaufenen Jahres konnten die Chemieexporte nach Asien noch einmal deutlich, nämlich um 12 Prozent, gesteigert werden, während die Chemieeinfuhren im gleichen Zeitraum sogar um gut 13 Prozent zunahmen.
Die deutschen Chemieunternehmen schätzen die langfristigen Wachstumsaussichten in der Region nach wie vor positiv ein. Daher sind derzeit keine Abstriche an Investitionsvorhaben vorgesehen. Der Verband der Chemischen Industrie weist im Gegenteil darauf hin, daß die Investitionstätigkeit der deutschen Chemieunternehmen in der Region in nächster Zeit voraussichtlich zunehmen wird. Allerdings seien auch negative Auswirkungen auf das operative Geschäft einzelner Unternehmen bereits eingetreten. Für den Geschäftsverlauf 1998 sei damit zumindest ein gewisser Unsicherheitsfaktor gegeben. Deshalb gewinnen jetzt solche Faktoren an Bedeutung, die das Marktgeschehen transparenter machen können bzw. das wirtschaftliche Risiko der Unternehmen vermindern oder es zumindest einschätzbarer werden lassen. Hier kommt das außenwirtschaftliche Förderinstrumentarium der Bundesregierung zum Tragen. Die Bundesstelle für Außenwirtschaftsinformation (BfAI) in Köln beobachtet den Markt der Krisenländer besonders sorgfältig und stellt die Ergebnisse interessierten Unternehmen zur Verfügung. Daneben haben aber auch die deutschen Auslandshandelskammern in der Region beschlossen, deutsche Unternehmen besonders über die veränderte Situation zu informieren. Sie wollen gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern in einer besonderen Veranstaltungsreihe mittelständischen Unternehmen Orientierungshilfen für den südostasiatischen Markt geben.
Die Krise in Asien ist eineVertrauenskrise
Bislang reagieren die meisten in Asien engagierten deutschen Unternehmen – nicht nur der Chemiebranche – sehr gelassen auf die Krise. Und das aus gutem Grund. Denn die Krise im asiatischen Wirtschaftsraum ist in erster Linie eine Vertrauenskrise. Sie hat lediglich seit langem vorhandene ökonomische Fehlentwicklungen und Strukturverzerrungen aufgedeckt, die die wirtschaftliche Performance der Tigerstaaten nach außen hin nicht beeinflußt hatten. Aber in der Krise liegen auch Chancen. Daß inzwischen Stabilisierungstendenzen in den am meisten von der Krise betroffenen Ländern offensichtlich sind, liegt nicht zuletzt am Problembewußtsein und der Bereitschaft der betreffenden Regierungen in der Region – im Gegenzug zu umfangreicher bi- und multilateraler Finanzhilfe – umfassende Reformen einzuleiten.
Deswegen ist die Bundesregierung hinsichtlich der weiteren Entwicklung Südostasiens auch optimistisch. Sie wirkt – zusammen mit den Regierungen anderer Länder – daran mit, die Folgen der Finanz- und Währungskrise in Asien für die Weltwirtschaft zu begrenzen. Zugleich sind wir bemüht, die Auswirkungen auf Wachstum und Außenwirtschaft gering zu halten und die Voraussetzungen für einen erneuten Aufschwung von Handel und Kooperation mit den Ländern des pazifisch-asiatischen Raumes zu schaffen. Wir legen besonderen Wert darauf, daß die Krise weiterhin für dringend erforderliche Reformen in den betreffenden Ländern genutzt wird. Sie darf nicht zu künstlichen Importbarrieren mißbraucht werden. Offenen Märkten bei uns, auf die sich verstärkte Exportanstrengungen richten, müssen offene Märkte in den Krisenländern gegenüberstehen. Das gilt im besonderen, weil deutsche Exporte wegen der Abwertungen ohnehin erheblichem Wettbewerbsdruck ausgesetzt sind. Die Bundesregierung unterstützt den vom IWF geforderten Abbau von Subventionen und Monopolen, um Wettbewerbsverzerrungen zu beseitigen. Wir stehen in engem Kontakt mit der Wirtschaft, um daran mitzuwirken, daß die außenwirtschaftlichen Konsequenzen aus der Finanz- und Währungskrise in Asien für die deutschen Unternehmen kalkulierbar bleiben.
Wirtschaftliche Zusammenarbeitwird fortgeführt
Das langfristige Konzept eines Ausbaus der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit der asiatisch-pazifischen Region behält unverändert Gültigkeit. An begonnenen oder beabsichtigten Maßnahmen wird festgehalten. Auch der Ausbau der Marktpräsenz bleibt wichtig. Das bezieht sich auf die Gründung weiterer deutscher Industrie- und Handelszentren in der Region. Diese sind besonders geeignet, das Engagement deutscher mittelständischer Firmen zu fördern und damit zusätzliches unternehmerisches Potential für die Zusammenarbeit mit den Ländern der Region zu gewinnen. Die vor dem Hintergrund der augenblicklich stattfindenden Reformen zu erwartende Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird neue Anreize für ein solches Engagement schaffen.
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