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Industrie 4.0: Innovationsmotor oder laues Lüftchen?

Dechema-Kolloquium im Chemiepark Gendorf
Industrie 4.0: Innovationsmotor oder laues Lüftchen?

Industrie 4.0: Innovationsmotor oder laues Lüftchen?
Andreas Lehner, Instandhaltungsleiter bei der Infraserv Gendorf Technik, präsentiert dem Fachpublikum, wo die ISGT als Instandhalter sich bereits auf dem Weg zu Industrie 4.0 befindet
Über 70 Fachexperten haben sich am 28. September im Industriepark Werk Gendorf (IPWG) über den aktuellen Status und die Perspektiven der Chemieindustrie beim Megatrend Industrie 4.0 ausgetauscht. Das Kolloquium stand unter dem Motto „Industrie 4.0 – Innovationsmotor für die chemische Industrie?“ und wurde gemeinsam von der Dechema und Infraserv Gendorf (ISG) veranstaltet.

Industrie 4.0 steht für die starke Individualisierung der Produkte unter den Bedingungen einer hoch flexibilisierten Produktion. Kunden und Geschäftspartner sind digital miteinander vernetzt. Maschinen tauschen selbständig Daten untereinander aus. Intelligente Monitoring- und Entscheidungsprozosse machen es möglich, Unternehmen und ganze Wertschöpfungsnetzwerke in Echtzeit zu steuern und zu optimieren.

Prof. Garret O’Donnell vom Trinity College in Dublin machte gleich zu Beginn des Kolloquiums klar, dass seiner Meinung nach die IT-Komponente generell viel zu stark betont werde: „Natürlich braucht Industrie 4.0 IT. Aber im Zentrum stehen nicht IT-Experten, sondern Fachingenieure, die reale Komponenten und Prozesse in den Anlagen genau unter die Lupe nehmen, dazu alle erhobenen Daten aus der Anlage nutzen und so die Komponenten und ihre Veränderungen digital sichtbar machen.“ Wenn dies gelänge, sei dies eine entscheidende Voraussetzung, um eine Anlage deutlich zu optimieren und beispielsweise Komponenten genau zum richtigen Zeitpunkt auszutauschen.
Technische Basis steht zur Verfügung
Andreas Lehner, Leiter Instandhaltung bei InfraServ Gendorf, richtete den Blick auf die menschliche Ebene. Seine These: „Die technische Basis der Instandhaltung 4.0 steht längst zur Verfügung. Das größte Defizit besteht derzeit darin, dass wir Menschen es noch nicht schaffen, die vorhandenen Technologien richtig zu nutzen.“ Theoretisch könne der ganze Weg vom Auftrag des Kunden bis zum ausführenden Handwerker in der Anlage und zurück bereits heute ‚automatisiert‘ werden. Doch faktisch scheitere das heute noch an banalen Problemen, zum Beispiel daran, dass es keine zentrale Dokumentation aller für die Instandhaltung nötigen Informationen gebe. Dau zählten zum Beispiel Planungsdaten der Anlage, Einkaufsinformationen zu den Komponenten, Reparaturberichte etc. Auf Basis dieser Daten hätte ein Mitarbeiter mit Hilfe eines mobilen Endgeräts alle nötigen Informationen, um in der Anlage effizient arbeiten zu können.
Andreas Lehner stellte zum Schluss seines Vortrags die Schritte vor, die InfraServ Gendorf derzeit auf dem Weg zur Instandhaltung 4.0 unternimmt. Dazu zählen Investitionen, beispielsweise in ein neues mobiles Wartungssystem und in Lösungen zur Zusammenführung der Daten von Kunden und von InfraServ Gendorf. Vor allem beim Rohleitungsbau der ISG profitiere man bereits von der zunehmenden Digitalisierung sowie den damit verbundenen elektronischen Prozessen.
Prof. Michael Henke, Leiter des Bereichs Unternehmenslogistik am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, appellierte an alle Teilnehmer, den Trend Industrie 4.0 nicht zu verschlafen. Derzeit gebe es zwar noch keine realisierten Leuchtturmprojekte, an denen man sich orientieren könne. Generell stehe man immer noch ganz am Anfang. Doch das könne sich sehr schnell ändern, da alle nötigen Technologien vorhanden seien. Ein großer Stolperstein sei häufig die Unternehmenskultur: „Wer auf die klassischen ‚hierarchisch organisierten Legionen‘ setzt, der darf sich nicht wundern, wenn im Unternehmen voneinander getrennte Datensilos entstehen, die wenig miteinander zu tun haben.“
Das Bestehende umbauen
Prof. Henke riet dazu, am Anfang nicht zu viel auf einmal zu wollen: „Am einfachsten wäre es sicherlich, ganz von vorne anzufangen und das gesamte Unternehmen von Beginn an auf digitaler Vernetzung und Big Data aufzubauen. Doch diese Alternative gibt es für etablierte Unternehmen nicht.“ Deshalb sollten Betriebe das Bestehende an wenigen Stellen Schritt für Schritt umbauen und zwar an den Stellen, die besonders schnelle und sichtbare Ergebnisse erzielen. Auf Basis dieser Erfolge könnten dann auch größere Maßnahmen in Angriff genommen werden.
Henriette Picot von der internationalen Anwaltskanzlei Bird Bird richtete das Augenmerk auf rechtliche Fragen von Industrie 4.0. Da es stark um den Austausch von Daten zwischen Unternehmen geht, stellte sie die Frage nach den Eigentumsverhältnissen bei Daten. Picot hob hervor, dass das deutsche Recht kein zivilrechtliches Eigentum an Daten kenne – anders zum Beispiel als das US-amerikanische Recht. Dennoch könnten Daten rechtlichen Schutz genießen, zum Beispiel auf Grundlage des Leistungsschutzrechts für Datenbankhersteller, des Wettbewerbsrechts oder des Strafrechts. „Eine umfassende Regelung lässt sich aber meist nur durch vertragliche Vereinbarungen erzielen“, so Picot. Ansonsten könnten unklare Rechtsfragen leicht zum Stolperstein auf dem Weg zur Industrie 4.0 werden. Dies gelte ebenso für den Datenschutz und Haftungsfragen.
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