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Kunststoff aus Stroh

Eine Bioraffinerie erprobt pflanzliche Rohstoffe als Alternative zum Erdöl
Kunststoff aus Stroh

Kunststoff aus Stroh
Eine Bioraffinerie erprobt unter anderem Stroh als Alternative zum Erdöl Bild: Pilens Photo, Fotolia
Stroh, Holz oder auch Algen können langfristig die Rohstoffbasis der Chemie erweitern. Das kann aber nur klappen, wenn die Biomasse auch in großem Maßstab in Bioraffinerien verarbeitet werden kann. In Leuna (Sachsen-Anhalt) erproben Forscher die neuen Verfahren in einer europaweit einmaligen Pilotanlage.

Leuna steht schon lange für einen großen Chemiestandort mit Tradition. Auf einer Fläche von 1800 Fußballfeldern arbeiten heute rund 100 Unternehmen im Verbund, und mittendrin ein Projekt, von dem wichtige Fortschritte für den Einsatz alternativer Rohstoffe in der Chemie ausgehen sollen: Bis 2012 soll es fertig sein, das Fraunhofer Chemisch-Biotechnologische Prozesszentrum CBP. Hinter dem technischen Namen verbirgt sich nicht einfach ein Labor, in das Investitionen von 50 Mio. Euro fließen. Das Fraunhofer CBP soll zu einem Leuchtturmprojekt der stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe und weißen Biotechnologie werden, die als eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts gilt.

Die Forscher wollen dabei die Möglichkeiten ausloten, nachwachsende Rohstoffe wie Stroh, Holz oder Mikroalgen noch stärker als Ausgangsstoff für Produkte der chemischen Industrie einzusetzen. Doch zu ihrer effizienten stofflichen Nutzung sind neue integrierte Verfahren erforderlich, wie sie in der Industrie gebraucht werden. Genau diese Lücke zwischen Labor und Großanlage der Industrie soll das Fraunhofer CBP schließen. Dazu entstehen fünf unabhängig und individuell zu betreibende Anlagen, die es erlauben, nachwachsende Rohstoffe durch die Kombination von chemischen und biotechnologischen Verfahren in chemische Produkte umzuwandeln. Die europaweit einmalige Modelleinrichtung wird von der Fraunhofer-Gesellschaft betrieben und kann gleichermaßen von Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten genutzt werden. Die ersten Forschungsprojekte sind bereits genehmigt.
Im Verbund produzieren
Mit der Pilotanlage will Deutschland sich an die Spitze der Bioraffinerie-Forschung setzen. Die Hoffnung ruht darauf, langfristig die Nutzung von Biomasse auf eine breitere Basis zu stellen als bisher. Neu ist vor allem, dass sämtliche Hauptkomponenten von Holz – die Experten unterscheiden Cellulose, Hemicellulose und Lignin – zunächst voneinander getrennt und dann komplett für die Weiterverarbeitung nutzbar werden. Ebenso lassen sich andere biogene Ausgangsstoffe wie Zucker und Stärke oder pflanzliche Öle beispielsweise zu Kunststoffen umwandeln. Das Produktspektrum wollen die Forscher nach und nach immer mehr erweitern. Dabei geht es gar nicht darum, Erdöl als Rohstoff vollständig abzulösen. Im Gegenteil: Vor Ort in Leuna arbeitet auch eine herkömmliche Erdölraffinerie. Dadurch bietet sich die einmalige Möglichkeit, Biomasse und Erdöl als Basisrohstoffe miteinander zu verzahnen.
Diese Art von Netzwerken ist in Leuna als Verbundstandort der Chemie nichts Neues. Die Bioraffinerie wird einfach in den bestehenden Kreislauf als ein weiteres Element eingepasst. Die Forscher arbeiten daran, diesen Prozess so weit zu optimieren, dass er möglichst reibungslos, also effizient, funktioniert. Effizienz ist für die chemische Industrie das wichtigste Kriterium bei der Wahl ihrer Rohstoffe. Nachwachsende Rohstoffe haben heute schon einen Anteil von 13 % an der gesamten chemischen Produktion. Für viele Prozesse müssen sie ihre Leistungsfähigkeit aber noch unter Beweis stellen. Eine breitere Rohstoffbasis durch die verstärkte Nutzung von nachwachsenden Stoffen aus der Natur wäre ein wichtiger technologischer Fortschritt, mit dem Deutschland weltweit punkten kann. Und ein Schritt in Richtung mehr Versorgungssicherheit. In diesem Sinne ist Leuna nicht nur Modellprojekt, sondern zugleich die Vision einer Zukunftswelt, in der Stroh und Erdöl nur zwei Quellen sind, aus denen derselbe Rohstoff kommt: Kohlenstoffketten – die Basis des Lebens und Hunderter Chemieprodukte.
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