Gezielte Schadstofferfassung

Dipl.-Ing. Matthias Klare

Die häufig vorgenommene Absaugung mit freien Öffnungen kommt bei angemessener Verwendung nur dann zum Einsatz, wenn es um punktuelle Absaugung geht. Die Gefahrstofferfassung bei großflächigen Emissionsquellen lässt sich mit einer derartigen Technik nicht sicherstellen. Die Qualität der Stofferfassung nimmt mit zunehmender Entfernung von der Ansaugöffnung sehr schnell ab, so dass bei einer Entfernung von einem Öffnungsdurchmesser die Ansauggeschwindigkeit bereits auf unter 10% der Anfangsgeschwindigkeit abfällt. Beispielsweise ist bei einem Öffnungsdurchmesser von 10 cm bereits bei einem Abstand von 10 cm eine effektive Ansaugung nicht mehr möglich.

Freie Ansaugöffnungen mit möglichst viel Ansaugleistung entsprechen nur selten dem Stand der Technik. Vielfach erfüllen sie auch die gesetzlichen Auflagen nicht. Handhabungsprobleme veranlassen die Anwender häufig, die Anlagen abzuschalten, so dass ein effektiver Personenschutz nicht stattfindet. Eine Steigerung der Absaugleistung nach dem Motto viel hilft viel, um eine bessere Effektivität zu erreichen, erweist sich häufig als Trugschluss. Zugluft, Produktverlust, hoher Energieverbrauch und eingeschränkte Bewegungsfreiheit sind einige der negativen Effekte derartiger Anlagen.

Mit der Vario-Flow-Ejektor-Luftschleiertechnik wird über eine horizontal gesteuerte, laminar gerichtete Luftströmung eine sichere Schadstofferfassung über einen großen, offenen Arbeitsbereich aufgebaut. Bei Arbeitstischen und Freiarbeitsplätzen nehmen die gerichteten Ejektorluftschleier die Schadstoffe auf und transportieren sie sicher vom Mitarbeiter weg in Richtung der Ansaugdüsen. Ein Anteil Luft strömt zugluftfrei über den Mitarbeiter nach und versorgt diesen ständig mit reiner und frischer Atemluft. Durch dieses Verfahren wird die kontaminierte Abluftmenge auf ein Minimum reduziert. Dadurch können Abluft- und Filtersysteme kompakt konzipiert und oft innerhalb der Anlagen integriert werden.

Für Arbeitsprozesse mit hoher Eigendynamik ist ein hochwirksamer, vertikal strömender, gerichteter Luftstrom notwendig. Mit der Laminar-Down-Flow-Technik steht auch für diesen Anwendungsfall eine Typenreihe zur Verfügung. Der Luftstrom wird verwirbelungsfrei vom Deckenbereich mittels Laminarisatoren über den gesamten Arbeitsbereich aufgebaut. Stoffe werden mit hoher Intensität in Richtung der Ansaugdüsen geführt und dort abgesaugt. Dieses Verfahren findet bei staubenden Produkten in frei begehbaren Kabinen im Umluftverfahren Anwendung.

Beide Techniken werden in der Vario-Flow-Mischtechnik miteinander verbunden. Die notwendigen Luftmengen lassen sich dadurch exakt auf die Anforderungen des Arbeitsprozesses abstimmen. Die hohe Effizienz wird mit gerichteten Ejektorluftschleiern und einer variablen Mischluftsteuerung erreicht.

Die Arbeitstische mit integrierter Reinluftejektorabsaugtechnik bieten ergonomisch ausgereifte Systemlösungen. Die Arbeitsflächen lassen sich nach Wunsch gestalten, da in der Praxis nicht nur die reine Absaugtechnik, sondern auch integrierte Komponenten und Verfahrenstechniken zum Verbessern der Arbeitsverfahren gefragt sind. Die Anlagen sind mit Wasch-, Umfüll- und Pumptechniken, Mess- und Regelsystemen sowie Hubsystemen zum Anheben von Lasten als integrierte oder separate Module realisierbar.

Hauptnutzen der begehbaren Freiarbeitskabinen ist die hohe Bewegungsfreiheit. Darüber hinaus bieten die Kabinen den Vorteil, vorherrschende Raumluftbedingungen und Raumluftwechselraten einfach integrieren zu können. Sie lassen sich multifunktional gestalten und einsetzen. Durch die variable Bauweise können eine Reihe von Einsatzmöglichkeiten kombiniert werden. Die Ausstattung richtet sich nach den örtlichen Gegebenheiten. Ob zur Probennahme von Rohstoffen, als Befüll- oder Entladestation, für Um- oder Abfüllvorgänge – bei der Gestaltung dieser Arbeitsplätze steht der Schutz des Menschen oder auch der Produktschutz im Vordergrund. Die Freiarbeitskabinen lassen sich durch einen Frontabschluss zu kompletten, abgeschlossenen Räumen ausbilden. Durch Kombination mit Material- und Personalschleusen und dem Einsatz von Hochleistungs-Schwebstoffiltern mit spezieller Überwachung und kontaminationsfreiem Filterwechsel sorgen sie für hohe Sicherheit bei kritischen Stoffen. Endständige „Polizeifilter“ lassen im Umluftverfahren den Einsatz in der Reinraumklasse 10 000 zu.

Alle Anlagen werden je nach Anwendungsfall in lackiertem Normalstahl oder in Edelstahl gefertigt. Die elektrischen Einbauteile wie Beleuchtungskörper und Ventilatoren können auch in explosionsgeschützter Ausführung geliefert werden.

E cav 245