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Mit Zerkleinern groß geworden

Alpine feiert 100jähriges Jubiläum
Mit Zerkleinern groß geworden

Das 1898 gegründete Unternehmen Hosokawa Alpine mit Sitz in Augburg feiert in diesem Jahr sein 100jähriges Bestehen. Aus diesem Grund unterhielten wir uns mit dem Vorstandsvorsitzen Dipl.-Ing. Achim Vogel über Historie, Strategie und Zukunftsperspektiven.

Die heutige Hosokawa Alpine AG geht auf den Eisendreher Otto Holzhäuer zurück, der 1886 nach Augsburg kam und dort zwölf Jahre später ein eigenes Unternehmen gründete. Zunächst im Gewerbeverzeichnis unter der Kategorie Werkzeugmacher eingetragen, firmierte die kleine Fabrik bereits 1901 unter der Rubrik Maschinenbauwerkstätten mit Schwerpunkt Zerkleinerung. Zum Produktspektrum gehörten auch schon die ersten Perplex-Universalmühlen. Mit rund 30 Mitarbeitern stellte das noch junge Unternehmen einige exotische Maschinen her. „Neben Zerkleinerungsmaschinen produzierte Holzhäuer auch Fischbeinstreckmaschinen zur Herstellung von Korsettstäben“, erzählt Vogel. Finanzielle Schwierigkeiten zwangen Firmengründer Holzhäuer zu einer Kooperation mit dem Münchner Großindustriellen Hugo Sachs. 1911 wurde die Umfirmierung in die Alpine Maschinenfabrik GmbH vollzogen. 1921 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. Bis Ende der 20er Jahre baute Alpine rund 17 000 Simplex-Perplex-Mühlen zur Weichzerkleinerung. Daneben widmete sich das Unternehmen erfolgreich der Hartzerkleinerung und baute die ersten Kugelmühlen und Windsichter.

Aufschwung mit Hans Rumpf
Nach dem zweiten Weltkrieg mußte die Alpine wie viele andere Firmen wieder von vorn beginnen. Für den Neubeginn war vor allem Dr.-Ing. Hans Rumpf verantwortlich, der 1956 auf den Lehrstuhl für Mechanische Verfahrenstechnik an der TH Karlsruhe wechselte. „Rumpf war bei Alpine der Begründer der modernen Verfahrenstechnik. Mit ihm gelang der Vorstoß in feine und feinste Bereiche“, sagt Vogel über den Karlsruher Professor, bei dem er selbst auch studiert hat. So entstanden unter seiner Firmenleitung beispielsweise die Mikroplex-Spiralwindsichter und die Ultraplex-Querstrommühle. In den folgenden Jahren ging die technische Entwicklung in der mechanischen Verfahrenstechnik kontinuierlich weiter. Der Turboplex-Feinstsichter ATP (1980), die Fließbett-Gegenstrahlmühle AFG (1981) und die Standardisierung der Feinprallmühle UPZ (1985) sind nur einige Beispiele. 1992 reduzierte Alpine die erforderliche Mahlenergie bei der Fließbett-Gegenstrahlmühle durch den Einsatz der Mega-Jet-Düsen erheblich. Mit der Discoplex-Naßmühle ADP und dem Hydroplex-Naßklassierer AHP gelang dem Unternehmen 1994 der Einstieg in die Naßverfahrenstechnik. Technische Neuentwicklungen der letzten Jahre waren die Naß-Rührwerkskugelmühle ANR (1996), der Tonersichter TSP und die Spiralstrahlmühle AS und AFG in Monoblockbauweise für die Pharmazeutische Industrie.
Pharmabereich mit großem Potential
„Gerade durch die Monoblockbauweise haben wir in den letzten Jahren mit den Spiralstrahlmühlen AFG und AS große Erfolge erzielt, was sich bereits positiv im Umsatz niedergeschlagen hat“, analysiert der Vorstandsvorsitzende die Situation in diesem Unternehmensbereich. Immerhin rund 17 Mio. DM erwirtschaftete Alpine 1997 mit Maschinen und Anlagen für die Pharmaindustrie. „Aufgrund unserer besonderen Fertigungstechnologie, die optimale Formen und Oberflächen gemäß GMP, FDA etc. garantiert, sind weitere Potentiale in der Pharmazeutischen Industrie zu erwarten.“
Kunststoffverarbeitung als zweites Standbein
Neben der mechanischen Verfahrenstechnik beschäftigt sich Alpine seit 1954 auch mit der Herstellung von Kunststoffverarbeitungsmaschinen. 1964 stellte das Unternehmen die erste Folienblasanlage mit schnelllaufender, adiabatisch arbeitender Schneckenpresse Typ H vor. Neben diversen Extrudern entwickelte Alpine auch Innenkühlsysteme und Profil-Optimierungssysteme zur Kontrolle und Regelung der Foliendicke. Im letzten Jahr präsentierte das Unternehmen die Blaskopfreihe K, eine Kombination aus Wendelverteiler und Plattenblaskopf mit besonders geringer Bauhöhe. „Unser Hauptgebiet in der Kunststoffverarbeitung ist heute die Produktion von kompletten Systemen zur Schlauchfolienherstellung. Wir haben uns hier einen Namen gemacht.“
Unternehmen ohne Abwanderungsgedanken
Auch die wirtschaftliche Entwicklung ging für Alpine nach dem zweiten Weltkrieg stetig nach oben. Bereits 1955/56 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 6 Mio. DM, 1959 waren es schon 11,7 Mio. DM, die die damals 480 Mitarbeiter zuwege brachten. Anfang der siebziger Jahre stieg der Umsatz rasant: Lag er 1970 noch bei etwa 21 Mio. DM, erwirtschaftete das Unternehmen im folgenden Geschäftsjahr rund10 Mio. DM mehr. Im letzten Geschäftsjahr erzielte die Hosokawa Alpine AG mit 530 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 170 Mio. DM, davon etwa 70 Mio. DM im Kunststoffbereich und knapp unter 100 Mio. DM mit der mechanischen Verfahrenstechnik. „Für dieses Geschäftsjahr planen wir natürlich eine Verbesserung, doch aufgrund der Asienkrise ist es fraglich, ob wir das angestrebte Wachstum schaffen“, stellt Vogel fest. „Wir werden aber sicherlich wieder ein gutes Jahr haben.“ Damit ist auch die Standortfrage geklärt. „Wir wollen auf jeden Fall den Standort Augsburg in Zukunft behalten“, sagt Vogel, der mit Produktionsfirmen im Ausland wenig positive Erfahrungen gemacht hat.
Vertriebsvorteile im Ausland
Zum wirtschaftlichen Aufschwung der letzten Jahre hat auch die Übernahme durch den Hosokawa-Konzern beigetragen. „Durch die Übernahme entstanden eine Reihe von Vertriebsvorteilen für die Alpine. Der Vertrieb unserer Produkte, vor allem im asiatischen Raum und USA, läuft über die Schwesterfirmen im Konzern. Dadurch sind Synergieeffekte entstanden, die uns wettbewerbsfähiger werden ließen“, meint Vogel. Die Struktur der Alpine blieb durch die Übernahme unverändert. Das Management rekrutiert sich aus langjährigen Mitarbeitern.
Neues Firmenkonzeptseit 1997
„Ausgelöst durch die wirtschaftliche Krise 1992/1993, haben wir uns im Vorstand Gedanken über eine neue Unternehmensstruktur gemacht“, sagt Vogel. Unter Vorgabe der zukünftigen Firmenstrategie initiierte der Vorstand ein Reengineeringprojekt mit dem Institut für Arbeitsorganisation des Fraunhofer-Instituts (Prof. Bullinger) als Partner. Ziel war die Entwicklung einer flexiblen Firmenstruktur, die den Anforderungen der Zukunft gerecht wird. Als Ansatz diente die Frage: Was sind die Kerngeschäfte? „Die Antwort auf unsere Frage war nicht Zerkleinerung, Windsichter oder Extruder. Unsere Kerngeschäftsfelder sind heute definiert als Anlagen- und Systemlösungen in den Sparten Pharma/Food, Mineralien und Metalle, Chemie mit Augenmerk Toner, Recycling und Schneidmühlen, Folienextrusion sowie technischer Kundendienst“, erklärt Vogel die neue Struktur. Die neue Philosophie, die hinter der Alpine 1998 steckt, erläutert Vogel so: „Wir wollen unseren Kunden voll zur Verfügung stehen. Es ist dabei egal, ob er eine ganze Anlage kauft oder nur ein Ersatzteil.“ Innerhalb der neuen Sparten sollen Anwenderprobleme ganzheitlich, marktgerecht und ohne Schnittstellenverluste bearbeitet werden.
Die strategischen Ziele definiert der Vorstandsvorsitzende wie folgt: „Wir fordern und fördern einen kooperativen und partizipativen Führungsstil. Die Mitarbeiter sollen sich frei fühlen und Gelegenheit haben, über den Tellerrand hinauszublicken. Dazu betreiben wir eine offene Informationspolitik. Und nicht zuletzt wollen wir Gewinn erzielen.“
Ausblick in die Zukunft
„Zur Zeit können wir im trockenen Bereich Pulver mit ca. 3 mm Oberkorngröße verwirklichen. Der Trend geht allerdings zu Korngrößen bis in den Nanobereich“, sagt Vogel. Doch nicht nur immer feiner sollen die Pulver sein. „In Zukunft werden klar definierte Korngrößenverteilungen mit engen Kornbändern verlangt“, so Vogel. Das „product engineering“ findet bereits im Tonerbereich und bei Analysensubstanzen Anwendung. Bei Standardtonern liegt das Oberkorn bei 15 bis 18 mm, gleichzeitig sollten keine feineren Partikel als 5 mm vorhanden sein. Erreichen will Vogel diese Vorgaben mit bewährten Technologien wie auch mit Neuentwicklungen. „Wir wollen auf Basis unserer Technik neue Anlagen- und Systemkonzepte entwickeln, mit denen wir auch in Zukunft konkurrenzfähig sind.“
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