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Nie war sie so wertvoll wie heute

Druckluftaufbereitung bei Klosterfrau in Berlin
Nie war sie so wertvoll wie heute

Die Arzneimittelherstellung ist einer der sensibelsten Einsatzbereiche der Druckluftaufbereitung. Nicht nur da, wo sie mit dem Produkt in Berührung kommt, ist höchste Qualität gefragt. Stabile, trockene und ölfreie Druckluft ist unbedingte Voraussetzung in vielen zentralen Prozessen der Klosterfrau Berlin GmbH.

Autor Rainer Stützel Leiter Corporate Identity & Relations, Beko

Mitte Juli 2014. Seit Tagen schon hat sich eine Hitzeglocke über der Hauptstadt festgekrallt. +32 °C zeigt das Thermometer schon am Vormittag – das frisch gebügelte Hemd klebt am Rücken. Schweißtreibender Hochsommer in Berlin. Und ein Geruch in der Nase, der so gar nicht dazu passt. Der eher an Herbst-erkältung erinnert oder an unterkühlte Gelenke. Und der dennoch irgendwie bekannt, vertraut, verlässlich ist – tief verankert im kollektiven Geruchsgedächtnis. Als guter Geist seit Generationen. Und damit sind wir ganz nah dran. Denn wir stehen da, wo eben jener gute Geist den Weg in seine Flasche findet: im Werk Berlin der Klosterfrau Healthcare Group – dem Ort, der die geheime Rezeptur des legendären Klosterfrau Melissengeistes hütet.
Als das prominenteste Produkt aus dem Hause Klosterfrau erreicht der Melissengeist in Deutschland einen Bekanntheitsgrad von rund 94 %. Damit ist die markante Marke mit den drei Nonnen unter dem gotischen Spitzbogen den Deutschen vertrauter als manche hoch gehandelten Start-up-Überflieger. Kein Wunder: Die drei Nonnen sind seit fast 200 Jahren selbstverständlicher Bestandteil der deutschen Hausapotheken. Es war tatsächlich die Klosterfrau Maria Clementine Martin, die Ende des 18. Jahrhunderts in der Apotheke des Klosters Sankt Anna in Coesfeld eine Naturarznei aus 13 Heilpflanzen verfeinerte und herstellte.
Aus diesem einen Produkt ist bei Klosterfrau bis heute ein enorm breites Arzneimittelportfolio mit vielen weiteren bekannten Namen erwachsen. Nasic-Nasenspray zählt ebenso dazu wie Taxofit-Nahrungsergänzungsmittel, Neo-angin-Halsschmerztabletten, Soledum gegen Erkältungen, Hepar-SL und Laxatan gegen Verdauungsbeschwerden oder Allergin gegen Heuschnupfen. Insgesamt 36 Marken mit über 220 Produkten vereint Klosterfrau Healthcare gegenwärtig unter seinem Dach – und etliche davon werden bei Klosterfrau in Berlin-Marienfelde hergestellt und konfektioniert. Hier hat der mit der Zentrale in Köln beheimatete Konzern seit 1971 diese Aufgaben schwerpunktmäßig zusammengeführt.
Seitdem wuchs das 4,5 ha große, fortlaufend modernisierte Betriebsareal stetig auf aktuell 25 000 m2 reine Betriebsfläche in sechs Gebäuden. Mit der Erweiterung stiegen kontinuierlich auch die Anforderungen an die Druckluftversorgung.
Hauptabnehmer von Druckluft sind vor allem die zwei möbelwagengroßen Autoklaven in der Spritzenproduktion. In ihnen werden zuvor befüllte und bereits verblisterte, also luftdicht und hygienisch in Folie verpackte Gelspritzen behandelt. Das Autoklavieren ist eines der wichtigsten und wirkungsvollsten Verfahren zur Keimabtötung. Durch Beaufschlagen der konfektionierten Spritzen im Autoklaven mit über +120 °C heißem Wasserdampf für rund 20 Minuten werden alle lebensfähigen Keime wirkungsvoll abgetötet. Die Kammern werden dabei im Wechsel mit Unterdruck und Druckluftbeaufschlagung gefahren.
Stabile, ölfreie und trockene Druckluft
„Die Autoklaven mit ihrem großen Volumen fordern dabei erhebliche Druckluftmengen an“, erklärt Clemens Kleimann, Verantwortlicher für die Haustechnik und technischen Dienste bei Klosterfrau Berlin. Und beschreibt auch gleich die sich daraus ergebende Herausforderung: „Um den Prozess störungsfrei zu fahren, sind wir auf eine absolut stabile Druckluftversorgung angewiesen. Engpässe bei Bedarfsspitzen oder gar Durchhänger im Normalbetrieb wären mit erheblichen Störungen und Folgekosten verbunden. Weil sich bei zu geringem Druck die Blister nicht korrekt ausformen würden.“
Zwar puffern zwei eigens dafür installierte 5000-l-Druckluftbehälter Schwankungen bei Bedarfsspitzen ab, doch entscheidender ist die permanent stabile, reaktionsschnelle Produktion von Druckluft. Und zwar von zuverlässig ölfreier und trockener technischer Druckluft.
Sie erfolgt in der Anfang des Jahres in Betrieb genommenen, komplett neu projektierten und aufgebauten zentralen Druckluftaufbereitung des Berliner Klosterfrau-Werks.
In ihr agieren drei hochmoderne, ölfrei verdichtende und drehzahlgeregelte Nirvana-Kompressoren von Ingersoll-Rand mit 37, 75 und 160 kW. Ihre Kombination eines Frequenzumrichters mit einen Hybrid Permanent Magnet-Motor (HPM-Motor) bringt die für Klosterfrau entscheidenden Vorteile: konstant bereitgestellter Druck unabhängig vom anliegenden Bedarf und dem maximalen Wirkungsgrad über den gesamten Regelbereich von 0 bis 100 % sowie einer äußerst geringen Energieaufnahme.
Eine regenerative Wärmerückgewinnung an den beiden großen Kompressoren zur Nutzung der Abwärme im zentralen Wärmenetz des Werkes sowie der Einsatz des für die Produktion ohnehin dauerhaft vorzuhaltenden Hochdruckdampfes anstelle von Elektroenergie zur Regeneration der Drucklufttrockner reduzieren den Primärenergieeinsatz.
Mit dieser Komplettlösung, bestehend aus den Kompressoren, der Aufbereitungstechnik, der kompletten Zu- und Ablufttechnik und der MSR- und Überwachungstechnik, hat man die Kriterien Stabilität und Ölfreiheit in der Drucklufterzeugung sicher im Griff. Auf Grundlage eines Gesamtkonzepts des Energiebüros Peter Selch aus Berlin wurde die gesamte Druckluftstation von der Ruhrmann Drucklufttechnik und Anlagenbau GmbH aus Velten bei Berlin geliefert, installiert sowie im Rahmen eines langfristigen Vollwartungsvertrages betreut. Darüber hinaus wurde mit der Errichtung der neuen Druckluftzentrale durch Ruhrmann auch das Druckluftnetz im Werk als Ringnetz ausgebaut und damit die Versorgungssicherheit wesentlich verbessert.
Was blieb, waren die ebenso wichtigen Forderungen nach absolut trockener Druckluft und einem gesicherten Drucktaupunkt von -40 °C.
Durchaus eine Herausforderung angesichts der ausgeprägten klimatischen Bedingungen in der Bundeshauptstadt. Denn hier klebt einem – nicht nur beim aktuellen Besuch im Juli 2014 – gern einmal das Hemd am Rücken. So kletterte das Thermometer beispielsweise im gleichen Monat des Jahres 2010 sogar auf extrem heiße +38,2 °C.
Oder fällt gern auch mal ins Bodenlose. Zum Beispiel im Februar 2012 auf -20 °C in der kältesten Berliner Nacht seit 25 Jahren.
Drucktaupunkt von -40 °C gefordert
„Ein zuverlässig eingehaltener Drucktaupunkt ist bei solchen klimatischen Ausschlägen unbedingte Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Druckluftversorgung“, erklärt Ali Kabasakal, Vertriebsingenieur des deutschen Druckluftsystemspezialisten Beko Technologies. Bereits seit Jahren setzt man bei Klosterfrau in Berlin auf die Technologiekompetenz der Druckluftexperten aus Neuss am Rhein. Nur folgerichtig legte man nun auch die Neukonzeption der Druckluftaufbereitung zum Jahreswechsel 2013/2014 in die Hände von Beko Technologies.
„Zentrales Element der Druckluftaufbereitung ist ein hochleistungsfähiger warmregenerierender Adsorptionstrockner Everdry FRA-V plus 2900“, erläutert Kabasakal. „Mit ihm erreichen wir hier mühelos den geforderten Drucktaupunkt von -40 °C – und gern auch mehr. Das sind Werte, die uns in dieser Anwendung bei Klosterfrau ein zuverlässiges Sicherheitspolster garantieren.“ Anders als Kältetrockner, mit denen lediglich Drucktaupunkte zwischen 3 und 10 °C erreicht werden, bieten Adsorptionstrockner in diesem Punkt deutlich mehr.
Das Prinzip der Adsorption
Unter Adsorption versteht man die Anlagerung von Wasserdampf durch Bindungskräfte an der Oberfläche des Trockenmittels. Kontinuierlich arbeitende Adsorptionstrockner funktionieren nach dem dynamischen Adsorptionsprinzip. Dabei wird der Druckluft beim Durchströmen einer Trockenmittelschicht die Feuchtigkeit entzogen. Vor der vollständigen Sättigung des Trockenmittels erfolgt eine Umschaltung der Strömungswege. Da die Adsorptionsbehälter in Wechselfunktion agieren, ist die ständige Versorgung der Bedarfsstellen mit getrockneter Druckluft sichergestellt. Für den Trocknungsprozess steht also jederzeit ein leistungsbereiter Adsorptionsbehälter zur Verfügung; der mit Feuchtigkeit beladene Adsorptionsbehälter wird wieder aktiviert.
Je nach Art der Regeneration wird in der Adsorptionstechnik zwischen kalt- und warmregenerierenden Adsorptionstrocknern unterschieden.
Bei warmregenerierenden Adsorptionstrocknern kommt beim Entfernen der adsorbierten Feuchtigkeit keine aufbereitete Systemluft, sondern erhitzte Umgebungsluft zum Einsatz. Unterschiede gibt es dann jedoch bei den Methoden zur Kühlung des Trockenmittels.
Wirtschaftliche Zero-Purge-Technologie
Bei der klassischen Ausführung wird zum Kühlen des Trockenmittels schlicht ein entspannter Teilstrom aufbereiteter Druckluft herangezogen. Natürlich entsteht hier wieder ein zweckentfremdeter Anteil wertvoller Druckluft. Auch wenn dieser sich durchschnittlich auf nur 2 bis 3 % beläuft, bleibt doch eine Beeinträchtigung der Wirtschaftlichkeit. Nach einem anderen Prinzip arbeitet der bei Klosterfrau eingesetzte Everdry FRA-V. Als sogenannter Zero-Purge-Adsorptionstrockner agiert er ohne jeglichen Verbrauch aufbereiteter Druckluft. Bei ihm erfolgt die Desorption im Gegenstrom zur Adsorptionsrichtung durch erhitzte Umgebungsluft, die mittels Gebläse durch das Adsorptionsmittel geführt wird. Die anschließende Kühlung des erhitzten Trockenmittels im Gleichstrom zur Adsorptionsrichtung wird ebenfalls durch die Umgebungsluft übernommen.
Um selbst außergewöhnlich hohen oder lang anhaltenden Spitzen bei Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit gelassen begegnen zu können, wird der warmregenerierende Everdry-Adsorptionstrockner von einem kaltregenerierenden Everdry-HL-Adsorptionstrockner sowie einem Drypoint-RA-Kältetrockner eskortiert. Beide wurden von Beko als vorgelagerte Bypass-Systeme ausgelegt, die so auch bei Wartungen des warmregenerierenden Geräts temporär dessen Aufgabe übernehmen können.
Auch ansonsten dominiert das typische Blau der Geräte von Beko die neue Druckluftzentrale bei Klosterfrau Berlin. Vom Wasserabscheider Clearpoint W mit Bekomat-Kondensatableiter über Clearpoint-Vor- und -Nachfilter bis hin zur spezifischen Druckluft-Messtechnik reicht die Systempalette. „Besonders die eingesetzte Messtechnik belegt, wie ernst wir es mit der Qualität der Druckluft nehmen“, sagt Technikleiter Clemens Kleimann. Und das aus gutem Grund. Schließlich kommt die Druckluft, zusätzlich durch einen Sterilfilter geleitet, in bestimmten Bereichen partiell auch mit dem Produkt in Berührung. Zum Beispiel bei der Befüllung von Spritzen.
Messtechnik überwacht
Für die zuverlässige Qualitätsüberwachung sorgt deshalb das Messsystem Metpoint OCV, ein TÜV-zertifiziertes Online-System zur Erfassung des Öldampfgehalts in der Druckluft. Das von Beko entwickelte Gerät übernimmt sowohl die permanente Überwachung der Druckluft als auch die Datenerfassung zur Dokumentation der Druckluftqualität und zur Identifikation eventuell bestehender Kontaminationsquellen.
Das Volumenstrommessgerät Metpoint FLM wiederum misst, dokumentiert und analysiert den Volumenstrom. Damit sichert es sowohl eine genaue Leckagekontrolle als auch die korrekte Erfassung des Gesamt-Druckluftverbrauchs bei Klosterfrau Berlin.
„Genug modernste Drucklufttechnik, um auch an derart heißen Tagen wie diesem völlig cool zu bleiben“, freut sich Kleimann – und wird deshalb auch heute keinen beruhigenden Tee aus der reichhaltigen Klosterfrau-Naturapotheke benötigen.
Halle 26, Stand C33
prozesstechnik-online.de/cav0415404
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