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Ökonomie und Ökologie im Einklang

Industrieparkbetreiber reduziert Energiekosten durch Einsatz von Ersatzbrennstoffen
Ökonomie und Ökologie im Einklang

Um am Markt erfolgreich zu sein, müssen Industrieunternehmen viele Voraussetzungen erfüllen. Immer wichtiger werden dabei die Rahmenbedingungen, unter denen sie effizient produzieren können. Neben einem geeigneten Standort mit guten Verkehrsanbindungen, einer sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvollen Energieversorgung und der entsprechenden Infrastruktur ist vor allem ein umfangreiches Dienstleistungsangebot das wichtigste Argument für Unternehmen, sich in einem Industriepark anzusiedeln.

Im Industriepark Gersthofen im Norden von Augsburg haben zwölf Unternehmen mit insgesamt 1650 Mitarbeitern ihren Sitz. Für vier der Firmen gehört die Produktion von Spezialchemikalien zu ihrem Kerngeschäft. Auch wenn der Endkonsument die Unternehmen selbst nicht kennt, weil die Produkte nicht im Supermarktregal zu finden sind, hat er täglich mit ihnen zu tun. Clariant zum Beispiel stellt unter anderem Wachse für Pflegemittel, Druckfarben und Lacksysteme her. CABB hat sich auf Synthesebausteine auf der Basis von Chloressigsäure spezialisiert. Das sind Zwischenprodukte für die Herstellung von Waschmitteln, Farben und Klebstoffen. Invista zählt zu den weltweit größten integrierten Herstellern von Fasern und Polymeren, und die Abieta Chemie stellt Naturharzprodukte her, die unter anderem in Reifen und Klebstoffen weiterverarbeitet werden.

Zum Kerngeschäft dieser Unternehmen gehören chemische Prozesse. Dazu benötigen sie Strom, Dampf, Kühl- und Trinkwasser, aber auch Stickstoff und vollentsalztes Wasser, zu jeder Tages- und Nachtzeit und in stets gleichbleibend hoher Qualität. Damit sich die Betriebe voll und ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können, liegt die Medienversorgung für den gesamten Industriepark in den Händen eines Dienstleisters, der sich unter anderem auf Industriecontracting spezialisiert hat: MVV Energiedienstleistungen mit dem Tochterunternehmen Industriepark Gersthofen Servicegesellschaft (IGS). Dabei fungiert die IGS gleichzeitig als Standortbetreiber- und Dienstleistungsgesellschaft mit dem Fokus Infrastruktur und Service.
Das Unternehmen verantwortet unter anderem den Einkauf, die Erzeugung, Verteilung und Abrechnung der verschiedenen Energien und Medien sowie das Abfallmanagement. Neben vielfältigen Leistungen in den Bereichen Umweltschutz, Sicherheit und Gesundheit betreibt sie den Schienenverkehr innerhalb des Standorts und das Betriebsrestaurant, stellt den Werkschutz und die Werkfeuerwehr. Dabei bekommen die Kunden alle Leistungen aus einer Hand und gewinnen so mehr Zeit und Finanzressourcen für ihr Kerngeschäft. Es liegt jedoch allein an den jeweiligen Industrieparkkunden, wie viele der Services sie in Anspruch nehmen möchten.
Dampf aus Ersatzbrennstoffen
Der Schwerpunkt liegt im Industriepark Gersthofen, einem ehemaligen Chemiestandort der Hoechst AG, nach wie vor auf der Produktion von Chemikalien. Die Energiekosten sind für die dort ansässigen Unternehmen ein signifikanter Produktionsfaktor. Vor dem Hintergrund der in den letzten Jahren permanent gestiegenen Energiepreise ist die Suche nach preisgünstigen Alternativen für die Dampfversorgung zwingend notwendig geworden. Die Hersteller sind zum Betrieb ihrer Anlagen auf eine zuverlässige, ökologisch sinnvolle und preisgünstige Belieferung mit Dampf angewiesen. Bisher wird der Dampf für die Standortkunden im Kesselhaus der IGS aus Heizöl und Gas erzeugt. Durch die Inbetriebnahme eines neuen Heizkraftwerks will die Betreibergesellschaft ab Mitte 2009 die Dampfversorgung des Industrieparks neu und damit für die Abnehmer kostengünstiger gestalten. Als Brennstoffe werden sogenannte Ersatzbrennstoffe (EBS) eingesetzt, das sind feste Stoffe mit mittlerem Energiegehalt. Sie enthalten die brennbaren Anteile aus Haus- und Gewerbeabfällen wie etwa Papier, Textilien, Holz und Kunststoffe. Etwa die Hälfte davon ist biologischen Ursprungs. Diese Stoffe dürfen in Deutschland seit Mitte 2005 nicht mehr auf Deponien ungenutzt verrotten. Da sie im Vergleich zu normalem Hausmüll mehr Energie enthalten, eignen sie sich hervorragend, um Strom und Dampf zu erzeugen.
Abfälle effizient verwertet
„EBS-Kraftwerke stellen nicht nur einen wichtigen Teil des Verwertungskreislaufs dar. Mit der gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Wärme wird der Energiegehalt des Brennstoffes auf höchstmögliche Weise genutzt“, erklärt Manfred Schmidt, der bei der MVV Energiedienstleistungen GmbH das Geschäftsfeld Industrieparks und Großprojekte leitet. Was früher ungenutzt auf Deponien landete, ersetzt künftig wertvolles Erdöl und Erdgas. IGS wird ausschließlich gezielt für die Energiegewinnung aufbereitete Ersatzbrennstoffe einsetzen. Das heißt, der Brennstoff unterliegt einer strengen Klassifizierung und ist bei seiner Anlieferung bereits sortiert, zerkleinert, gesiebt und entschrottet. Lieferverträge mit erfahrenen Entsorgern mit einer Laufzeit von bis zu 15 Jahren garantieren eine langfristige Versorgungssicherheit. „Durch die Verwendung von Ersatzbrennstoffen in einer modernen, auf die Bedürfnisse des Standortes zugeschnittenen Anlage bringen wir Umweltschutz und wirtschaftliche Erfordernisse optimal in Einklang“, betont der Geschäftsfeldleiter. Es gelingt damit, Abfälle effizient unter Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung zu verwerten. Dies steht im Einklang mit den politischen Zielen der bayerischen Abfallwirtschaft, denn Heizkraftwerke, die Ersatzbrennstoffe verwerten, stellen nicht nur einen wichtigen Teil des Verwertungskreislaufs dar. Mit der gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Wärme wird der Energiegehalt der EBS auf höchstmögliche Weise genutzt.
Rund 30 Millionen Euro investiert MVV Energiedienstleistungen in den Bau des EBS-Heizkraftwerkes in Gersthofen. „Wir erhöhen durch dieses zukunftsweisende Projekt unsere eigene Wettbewerbsfähigkeit und verbessern durch die Senkung der Energiepreise auch die wirtschaftliche Situation unserer Kunden. Darüber hinaus sichern wir die Existenz des gesamten Standorts“, so Manfred Schmidt. Die EBS-Anlage wird rund 4,4 MW elektrische Leistung und etwa 43 t Dampf pro Stunde in das Versorgungsnetz des Standorts einspeisen. Insgesamt werden pro Jahr etwa 70 000 t EBS im Kraftwerk verwertet.
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