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Preiswerter Dampf

Müllverbrennungsanlage versorgt Chemiestandort mit Dampf und Strom aus Abfall
Preiswerter Dampf

Preiswerter Dampf
Baustelle des Müllheizkraftwerks im Industriepark InfraLeuna im März diesen Jahres
Mit der Errichtung der TREA Leuna ist es der MVV Engerie Gruppe gelungen, den erfolgreichen „Mannheimer Ansatz“ – Belieferung von Industriekunden mit günstigem Dampf aus Abfall – im Chemiepark Leuna zu duplizieren. Ziel war es an einem logistisch günstig gelegenen Standort mit bereits vorhandener industrieller Ansiedlung, d. h. auch Nachfrage nach günstigem Dampf, ein Müllheizkraftwerk zu errichten.

Im Juni diesen Jahres wird die Müllverbrennungsanlage MVV TREA im Chemiepark InfraLeuna in Leuna bei Merseburg ihren Betrieb aufnehmen. Das Bauprotokoll liegt exakt im Terminplan. Immer mehr Landkreise haben sich dafür entschieden, ihren Siedlungsabfall durch MVV TREA (Thermische Restanfallbehandlungs- und Energieverwertungsanlage) Leuna thermisch entsorgen zu lassen. Die Verträge haben eine Laufzeit von 15 Jahren. Ab Sommer wird die TREA den Chemiestandort mit Dampf aus Abfall versorgen, der entweder direkt in das Prozessdampfnetz der InfraLeuna eingespeist oder verstromt wird.

Auslegung der Anlage
Die TREA als Anlage zur thermischen Behandlung von Abfällen aus Haushalten, von haushaltsähnlichen Abfällen aus Industrie und Gewerbe und von sperrigen Abfällen hat eine Kapazität von 195 000 Jahrestonnen und ist in folgende Einheiten untergliedert: Abfallanlieferung und Bunker, Müllballierung und Ballenlager, Dampferzeuger, vierstufige Rauchgasreinigung und Energieteil. Die TREA ist für einen mittleren unteren Heizwert von 11 000 kJ/kg ausgelegt. Möglich sind Heizwerte in einem Bereich von 7 500 bis 14 600 kJ/kg. Im Auslegungspunkt können 25 t/h Abfall verbrannt werden. Der Kessel erzeugt 90 t/h Dampf mit 40 bar und 400 °C. Die Abfallanlieferung und der Abtransport der Schlacke und sonstigen Reststoffe erfolgt über die Straße und/oder Schiene. Die TREA hat eine eigene Einfahrt auf das Gelände des Chemiestandortes und einen Gleisanschluss.
Abfallballierung und Ballenlager
Unmittelbar an den Bunker grenzt die Halle, in der die Abfallballierung untergebracht ist. In der Ballierungsanlage können bis zu 600 t je Tag an Hausmüll und hausmüllähnlichen Gewerbeabfällen verarbeitet werden. Die während des Ballierungsbetriebes entstehende staub- und geruchsbeladene Luft wird über eine entsprechende Entlüftungsanlage abgesaugt und dem Bunkerbereich der TREA zugeführt. Die Beschickung des Zuführbandes der Ballierungsanlage erfolgt über einen Aufgabetrichter mittels des Abfallkranes aus dem Abfallbunker. Die Abfälle gelangen per Förderband zu einem Shredder, der die im Müll enthaltenen zerkleinerungsbedürftigen Bestandteile zerkleinert und danach in die Ballenpresse. Die fertigen Ballen werden mehrfach mit Folien umwickelt und zum Ballenlager transportiert.
Feuerung und Dampferzeuger
Die Beschickung der Feuerung erfolgt mit der Krananlage über Einfülltrichter, Abfallschacht und den darunter angeordneten Aufgabeschiebern. Der Fallschacht ist mit einer hydraulisch betätigten Absperrklappe ausgerüstet. Über die ebenfalls hydraulisch angetriebenen Aufgabeschieber wird das Brenngut auf die erste Rostzone gefördert und gleichmäßig über die gesamte Breite des Rostes verteilt. Jede Rostzone ist mit einem eigenen Hydraulikantrieb ausgestattet, so dass die Rostgeschwindigkeit individuell an die Abfallqualität angepasst werden kann. Die ausgebrannte Schlacke fällt von der letzten Rostzone durch den Schlackenschacht in das Wasserbad des Nassentschlackers und wird dort abgekühlt. Vom Entschlacker wird das Material über einen Kratzbandförderer zum Schlackebunker transportiert. Der Feuerraum ist mit Anfahr- und Stützbrennern ausgerüstet, die ein Anfahren aus dem kalten Zustand sowie die vollständige Verbrennung von Abfall bei sehr niedrigen Heizwerten (850 °C, 2 s) leisten.
Die Primärluft wird aus dem Abfallbunker abgesaugt und mit einem individuell einstellbaren und regulierbaren Radialluftgebläse durch den Rost in die Feuerung eingebracht. Sie kann über einen dampfbeheizten Luftvorwärmer (Luvo) aufgeheizt werden, um bei niedrigeren Heizwerten und im Teillastfall ausreichend hohe Feuerraumtemperaturen und einen sicheren Ausbrand zu gewährleisten. Die Sekundärluft tritt über die gesamte Breite der Feuerung mit hoher Geschwindigkeit in den Feuerraum ein. Sie stellt den für eine vollständige Verbrennung der Abgase erforderlichen Sauerstoff bereit.
Die bei der Abfallfeuerung frei werdende Wärme wird in einem 3-Zug-Vertikal-Kessel mit nachgeschaltetem Tail-End-Zug und vertikal angeordnetem Eco genutzt. Die Dampfparameter sind mit 40 bar und 400 °C so gewählt, dass nur eine geringe Korrosion an den Heizflächen zu erwarten ist. Der Aufbau des Dampferzeugers zeichnet sich insbesondere aus durch die Strahlungsheizflächen im Verbrennungsraum bis auf den Rost, den 1. und 2. Kesselzug ausschließlich mit Strahlungsheizflachen, den 3. Kesselzug mit Schottenheizflächen und Strahlungsheizflächen und den 4. Kesselzug (horizontal) mit Strahlungsheizflächen, Schutzverdampfer, Überhitzer, Verdampfer und Economiser. Die Kesselanlage ist mit einem vollautomatischen Heizflächenreinigungssystem ausgerüstet.
Strom oder Dampf
Der Frischdampf mit 40 bar(a) und 400 °C wird in einer axial durchströmten Entnahme-Kondensationsturbine mit einer elektrischen Leistung von 18 MW verstromt. Der auf 0,2 bar entspannte Abdampf wird anschließend dem luftgekühlten Kondensator (Luko) zugeleitet. Dieser gibt die nicht nutzbare Restwärme des Dampfes an die Atmosphäre ab. Die Versorgung der internen Verbraucher, z. B. Vakuumerzeugung im Luko, Vorwärmung von Kondensaten, Beheizung des Speisewasserbehälters bzw. Entgasers, erfolgt über eine Anzapfung auf der 6-bar-Dampfdruckebene. Das Dampfnetz der InfraLeuna kann über eine geregelte Entnahme bei ca. 16 bar beliefert werden.
cav 401

MVV TREA als Energieversorger am Chemiestandort
Seit den 60-er Jahren betreibt MVV Energie die Mannheimer Müllverbrennnungsanlage. Seither wurde sie zu einem Energiestandort ausgebaut und den gestiegenen Umweltschutzanforderungen angepasst. Heute verfügt der Standort über fünf fossil befeuerte Kessel sowie vier Müllkessel mit höchst effizienten Rauchgasreinigungsanlagen und einem Biomassekraftwerk. Die Müllkessel verbrennen den Restmüll von rund einer Million Menschen aus der Region und versorgt rund 50 Industriekunden mit Dampf.
Im Jahr 1999 beschloss man, eine Müllverbrennungsanlage außerhalb Mannheims zu errichten, an einem logistisch günstig gelegenen Standort mit bereits vorhandener industrieller Ansiedlung. Leuna erfüllte die angelegten Kriterien in hohem Maß. Die MVV TREA Leuna entsteht inmitten des Chemieparks InfraLeuna, wo die Produktionsstruktur von der Spezial- bis zur Massenchemie reicht. Neben Großunternehmen wie Total und Linde hat der Standort auch viele mittlere Chemieunternehmen angezogen. Aufgrund der wachsenden Energie-nachfrage laufen bereits die Planungsarbeiten für die Verdoppelung der Dampferzeugerleistung auf dem Gelände der TREA, um ab 2007 noch mehr günstigen Dampf liefern zu können. Durch die Errichtung einer typengleichen zweiten Linie entstehen sowohl auf der Dampf- als auch auf der Abfallseite erhebliche Synergieeffekte, die den Betrieb der TREA noch wirtschaftlicher werden lassen.

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