Die Hauptsitzung des Normungsausschusses für Meß- und Regeltechnik (NAMUR) – der Interessengemeinschaft für Prozeßleittechnik der chemischen und pharmazeutischen Industrie – fand am 4. und 5. November in Lahnstein statt.
Genau 342 hochrangige Industrievertreter folgten der NAMUR-Einladung zur Hauptsitzung ins Dorinth-Hotel nach Lahnstein. „Eine Gefahr für die Tagung bestand trotz Hochwasser nicht“, meinte NAMUR-Geschäftsführer Dr. Hasso Drathen zum Verlauf der Veranstaltung, die seiner Aussage nach „regen Zuspruch“ fand. So kamen die Repräsentanten der 57 NAMUR-Mitgliedsfirmen genauso wie die Hersteller von Prozeßleittechnik und Vertreter aus der universitären Forschung zu den zahlreichen Plenarvorträgen. In 20 Workshops diskutierten die Teilnehmer über aktuelle Themen.
Vieles ist nur aufgebauscht
Eines der meist diskutierten Themen der jüngeren Vergangenheit ist das „Jahr 2000“ und die damit verbundene Datumsumstellung. „Vieles ist nur aufgebauscht und Panikmache“, sagt Drathen. Es wird kaum einen „Produktionsausfall“ am 1. Januar 2000 geben, ist sich der NAMUR-Geschäftsführer sicher. Zwar stecke der Teufel im Detail, doch arbeitet die Meß- und Regeltechnik im Feld meist ohne Datum. „Die neueren Systeme sind auf die Datumsumstellung vorbereitet, die ganz alten Systeme haben kein Problem, da sie wegen Kapazitätsmangel ohne Datum arbeiten. „Dazwischen gibt es allerdings eine Grauzone“, räumt Drathen ein. Neben der Datumsdiskussion beschäftigte vor allem der Dauerbrenner „Feldbusstandard“ die Gemüter.
Prozeßleittechnik als ganzheitliches Konzept
Hauptinhalt der Tagung war das Thema „Prozeßleittechnik – Teil einer ganzheitlichen Produktionstechnik“. Im Rahmen dieses Schwerpunktes trugen verschiedene Vertreter der chemischen und pharmazeutischen Industrie ihre Erfahrungen vor. In den Pausen gab es dann rege Diskussionen zwischen den Anwendern und Herstellern von Prozeßleittechnik. So erörterten die Vertreter Fragen nach dem Nutzen der Prozeßleittechnik für die Produktion und das Erreichen höherer Wirtschaftlichkeit durch neue Automatisierungskonzepte.
Integrierte Produktionstechniknimmt zu
Sponsor der diesjährigen Versammlung war die ABB Industrietechnik GmbH, Mannheim. Zum Thema „Produktivitätssteigerungen durch zunehmend integrierte Produktionstechnik und Verfahrens-Know-how“ präsentierten Dr.-Ing. Eckhard Roos und Boris Wippermann einige Anwendungsbeispiele aus der Sicht eines Herstellers von Prozeßleittechnik. Im Vordergrund stand dabei das Thema Datenintegration in vertikaler und horizontaler Ebene. So zeigten die ABB-Vertreter am Beispiel der Firma Covance, USA, die vertikale Integration. Für die Auftragsherstellung von biotechnologischen Arzneimitteln steht eine Anlage im Technikumsmaßstab im Research Triangle Park in North Carolina. Das auftragsorientierte Konzept erfordert eine hohe Flexibilität bei höchsten Qualitätsanforderungen. Um diese Anforderungen zu erfüllen, bedient sich Covance eines durchgängigen, nahezu papierlosen Datenmanagements. Herzstück auf der Betriebsleitebene ist der Batch Activity Manager, kurz BAM. Die Produktionssteuerung des BAM sorgt dafür, daß der Operator für jeden Prozeßschritt spezifische Daten einträgt oder Prüfungen durchführt. Dadurch erfolgt eine vollständige Integration des Personals in das Automatisierungskonzeptes. Daneben enthält der BAM ein numerisch kodiertes Modell der Produktionsanlage, das sich bei Bedarf leicht verändern läßt. So ist für jedes neue Produkt eine detaillierte Anpassung an die Anlagengegebenheiten und das eingesetzte Equipment möglich.
Weitere Informationen zum Batch Activity Manager gibt es unter cav-205
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