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QS-Symposium auf der Anuga FoodTec

Petrifilm-Technik aus juristischer und praktischer Sicht
QS-Symposium auf der Anuga FoodTec

Welches sind die aktuellen bakteriologischen Methoden zur Qualitätssicherung in der Lebensmittel-Industrie? Was muss hinsichtlich der Normung und Standardisierung beachtetet werden? Wie bewähren sich die gebrauchsfertigen Analyse-Medien Petrifilm in der praktischen Anwendung? Diese Fragen waren Themen eines QS-Symposiums, das am 13. April dieses Jahres im Rahmen der Anuga FoodTec stattfand. Veranstalter war 3M Deutschland.

Der im März 2000 mit positivem Resümee erschienene DIN-Fachbericht 81/Petrifilm-Technik gibt eine umfassende Darstellung von Untersuchungs-Ergebnissen zu diesem zeit- und kostensparenden mikrobiologischen Analyse-System. Auf dem Markt waren bislang sieben unterschiedliche, gebrauchsfertige Nährmedien zur Bestimmung von aeroben und coliformen Keimen, E.coli und Coliformen (in einem Test), Enterobacteriaceae sowie Hefen und Schimmelpilzen. Jetzt kam die Petrifilm-SEC-Platte – Select E.coli Count – hinzu, die Produkt-Spezialistin Muriel Moreau den Symposium-Teilnehmern vorstellte. Die neue Platte wurde zum selektiven Nachweis von E.coli entwickelt und ist auch für Oberflächen-Abklatschproben geeignet.

„Aus meiner Sicht wird der DIN-Fachbericht für viele Unternehmen die Grundlage zur Einführung der Petrifilm-Platten in ihren Labors sein“, diese Ansicht vertritt Dipl.-Biol. Regina Zschaler, Geschäftsführerin des SGS Natec Instituts für naturwissenschaftlich-technische Dienste GmbH, Hamburg. An ihrem Institut wurden, ergänzend zu vorliegenden Untersuchungen von Prof. Dr. Michael Bülte und seinem Team, weitere Lebensmittelproben tierischen oder/und pflanzlichen Ursprungs parallel mit Standard-Methoden und mit Petrifilm getestet. Die Auswertungen der insgesamt 1367 Proben und die dabei gemachten Erfahrungen gingen dann in den DIN-Fachbericht 81 ein.
Vermehrter Einsatz von alternativen Nachweisverfahren
Die Hintergründe des Berichts und die Praxis der Normungsarbeit beleuchtete das Referat von Dr.-Ing. Ulrike Bohnsack, Geschäftsführerin des Normenausschusses Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte (NAL) im DIN Deutsches Institut für Normung e.V., Berlin. Ein Fachausschuss des NAL, der Arbeitsausschuss veterinärmedizinische Fleischuntersuchung, hatte die Petrifilm-Technik aufgegriffen. „In den Labors kommen auf Grund der Zeitersparnis vermehrt alternative Verfahren zum Nachweis von Mikroorganismen in Lebensmitteln zum Einsatz“, so Dr. Bohnsack. „Dem tragen wir mit unseren Normungsprogrammen Rechnung. Die Ausrichtung am Stand der Technik, an den wirtschaftlichen Gegebenheiten und am allgemeinen Nutzen gehören zu den Grundgedanken, auf denen die Arbeit des DIN Deutschen Instituts für Normung basiert.“
Im Fachausschuss des NAL ging man den Fragen nach der Verlässlichkeit der Petrifilm-Technik und der Vergleichbarkeit der erzielten Ergebnisse mit den Ergebnissen konventioneller mikrobiologischer Nachweisverfahren nach. Dies geschah vor dem Hintergrund von §35 LMBG, der die Standard-Verfahren für die mikrobiologische Lebensmittel-Untersuchung vorschreibt. In seinem Vorwort wird allerdings darauf hingewiesen, dass man alternative Methoden anwenden kann; als Voraussetzung muss jedoch der Nachweis erbracht werden, dass diese Methoden den Standardverfahren vergleichbar sind. Zschaler kommentiert diese Bedingung: „Daher ist eine Validierung notwendig, und zwar mit verlässlichen Daten, die im Zweifel auch vor Gericht standhalten.“
Prinzipien für die Validierung
In einem eigenen Arbeitsausschuss innerhalb des NAL werden Prinzipien für die Validierung alternativer Verfahren für offizielle Kontroll-Untersuchungen festgelegt, ebenso für die internationale Anerkennung der durch alternative Verfahren ermittelten Ergebnisse. „Damit berücksichtigen wir unter anderem die Tatsache, dass nationale Normen zu Gunsten europäischer und internationaler Normen immer stärker zurücktreten“, sagte Dr. Bohnsack. Ergänzend befasst sich dieser Arbeitsausschuss mit technischen Arbeitsvorschriften für die Validierung in Form qualitativer und quantitativer Verfahren.
In seiner Bewertung stellt der DIN-Fachbericht 81 fest, dass 3M-Petrifilm-Platten für die quantitative Bestimmung von aeroben Keimen, Coliformen, E.coli und Enterobacteriaceae in Lebensmitteln tierischen, pflanzlichen oder gemischten Ursprungs empfehlenswert sind. Einer Norm entspricht der Bericht jedoch nicht. Dazu legte Dr. Bohnsack dar: „Die Anwendung des Petrifilm-Anlayseverfahrens in eine Norm zu fassen, ist zur Zeit nicht möglich. 3M ist der einzige Anbieter dieser gebrauchsfertigen Analysemedien und hält den Produktnamen als Warenzeichen. Das lässt sich mit den Bedingungen der Normung nicht vereinbaren. Jedoch kann der DIN-Fachbericht als Vorstufe für eine Norm angesehen werden.“
Einen Überblick über die gebräuchlichen physikalisch-chemischen und mikroskopischen Schnellmethoden gab Prof. Jürgen Baumgart von der Fachhochschule Lippe. Im Detail erläuterte er den Nachweis von Adenosintriphosphat (ATP) mit dem Biolumineszenz-Verfahren, den Nachweis von Mikroorganismen mit der direkten Epifluoreszenz-Filtertechnik (DEFT), den selektiven Nachweis von Hefen und Schimmelpilzen mit der Membranfilter-Mikrokolonie-Fluoreszenz-Methode (MMCF-Methode), die Impedanz-Methode, die Durchflusscytometrie und das BacT/Alert-System zum Nachweis der Sterilität.
Einsatzmöglichkeiten von Schnellmethoden individuell prüfen
Vor dem Hintergrund der spezifischen Besonderheiten jeder der Methoden zog Prof. Baumgart das Fazit, dass sich keine allgemeine Aussage über den Einsatz von Schnellmethoden treffen lasse: In jedem Labor müsse das für den jeweiligen Zweck richtige Verfahren selbst ermittelt und festgelegt werden. Für jede Schnellmethode sei dann eine matrixbezogene Validierung mit anerkannten Referenzverfahren vorzunehmen. Abschließend wies Prof. Baumgart auf die Notwendigkeit einer ständigen Überprüfung automatisierter Schnellverfahren mit bewährten Methoden hin.
Zschaler stellte in einem Referat während des Symposiums die neuen Qualitätsstandards in der Lebensmittel-Mikrobiologie – Produkt-Hygiene, Produktions-Hygiene und die Personal-Hygiene – vor und gab Hinweise für ihre Anwendung. Sie wies darauf hin, dass in absehbarer Zeit Desinfektionsmittel höher dosiert werden müssen, wenn die vorgesehene europäische Norm gültig wird. Außerdem ging sie auf die Standards ein, die für medizinal-mikrobiologische Laboratorien gelten: Teile der DIN 58956, der 58959 und 58942. Sie sind für die Lebensmittel-Industrie relevant, wenn Nährmedien selbst hergestellt und mit Referenzstämmen gegengeprüft werden.
Praktische Erfahrungen mit derPetrifilm-Technik
Angela Lena von der Union Mannheim berichtete den Symposium-Teilnehmern von ihren praktischen Erfahrungen und Anwendungen der Petrifilm-Technik in der Margarineindustrie. Im Labor dieser Konzerngesellschaft werden seit rund einem Jahr parallele Untersuchungen mit Plattengussverfahren und Petrifilm durchgeführt; an Vergleichstests beteiligten sich später auch zwei andere Werke des Unternehmens. Zudem wurden Analysen aus beiden Verfahren parallel in einem QM-Ringtest geprüft. Dabei schnitten die Analysen auf Enterobacteriaceen, Gesamtkeimzahl und Hefen auf Petrifilm besser ab, diejenigen auf Schimmelpilz weniger gut.
Lena bezeichnete die Erfahrungen mit Petrifilm aus der Sicht des Laborteams von Union Mannheim als sehr zufriedenstellend. Die Phase der Umstellung auf die – nach der jahrelang geübten Praxis des Plattengussverfahrens – ungewohnte Anwendung der gebrauchsfertigen Nährmedien verlief ohne größere Probleme. Das Probematerial wird im Labor von Union Mannheim inzwischen mit einem Pipettierautomaten dosiert. Dadurch konnte eine höhere Volumengenauigkeit erreicht werden – ein entscheidender Faktor, um ein „Überlaufen“ der Petrifilm-Folien zu vermeiden. In ihrem Resümee stellte Lena die deutliche Effizienz-Steigerung durch Zeitersparnis und reduzierte Kosten durch den Einsatz der Petrifilm-Platten bei Union Mannheim heraus. Martin Lehnert von der Transia GmbH ging auf die Effizienz der Petrifilm-Technik ergänzend im Detail ein. Er hob unter anderem den Wegfall von Fehlerquellen sowie den geringen Platzbedarf und die damit verbundenen Einsparungen etwa bei der Dekontamination und Entsorgung hervor.
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