„Mit einem Auftragseingang von 17,4 Mrd. Euro im Jahr 2004 erzielten die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (AGAB) das höchste Bestellvolumen der vergangenen Dekade“. Dies teilte Dr. Wolfgang Essig, Sprecher der AGAB, anlässlich der Veröffentlichung des jährlichen Lageberichts in Frankfurt mit. In Relation zu 2003 ergibt sich ein Wachstum um 1 Mrd. Euro (+7 %). Die Zahl der Beschäftigten lag im Inland unverändert bei 53 000 Mitarbeitern. „Getragen hat die positive Entwicklung die hohe Auslandsnachfrage, die mit 14,3 Mrd. Euro einen Rekordwert erreichte“, erklärte Essig. Die Exportquote stieg auf 82 % (2003: 75 %). Im Mittelpunkt des Auslandsgeschäfts standen Regionen mit umfangreichen Rohstoffvorkommen oder Bedarfszuwächsen an Energie und Grundstoffen. Hingegen sanken die Aufträge aus dem Inland deutlich um 22 % auf 3,2 Mrd. Euro. Auch für 2005 erwartet der Großanlagenbau dort keine nachhaltige Belebung.
Der deutsche Chemieanlagenbau bewegt sich ganz im allgemeinen Trend. Das Jahr 2004 war auch in diesem Segment erfolgreich und die hohe Auslandsnachfrage maßgebend für die positive Entwicklung. Obwohl die chemische Industrie in Deutschland am weltweiten Konjunkturaufschwung partizipierte, resultierten hieraus nur schwache Impulse für den inländischen Chemieanlagenbau. Investiert wurde überwiegend in die Instandhaltung und Modernisierung. Diese Situation könnte sich 2005 verbessern, sollte die prognostizierte Aufwärtsentwicklung Realität werden. Im Ausland hat der Mittlere Osten mit den Wachstumsmärkten Iran und Saudi-Arabien die größte Bedeutung. Im Iran sind in den kommenden fünf Jahren Investitionen von 12 Mrd. US-Dollar in neue Chemie- und Petrochemiekomplexe zu erwarten. Im laufenden Jahr wird über die Errichtung mehrerer Ethylen- sowie Polymer-, Ethylenglykol- und Styrolanlagen entschieden. Trotz aller Dynamik bleibt das Chinageschäft für Anlagenbauer wegen weit reichender und strikter local-content-Forderungen äußerst schwierig. Wichtigster Kunde ist die chinesische Stahlindustrie, die große Mengen an Luftgasen benötigt. Entscheidungen über den Bau mehrerer Petrochemiekomplexe und Chemieanlagen stehen in Saudi-Arabien, Oman, Katar und den Emiraten an. Wie im Iran sind alle diese Projekte durch den Bedarf Chinas und Indiens an Chemie- und Petrochemieprodukten getrieben. Eine große Herausforderung bleibt bei diesen Projekten der ungebremste Trend zu wachsenden Anlagengrößen. Mittlerweile werden Kapazitäten diskutiert, die zum Teil eine Verdopplung der heute realisierten Baugrößen darstellen. Dafür sind nicht nur technische Lösungen erforderlich, auch Fragen der Fertigung, des Transportes und der Montagelogistik spielen eine Rolle.
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