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Saniertes Zuhause für Mikroorganismen

Korrosionsschutzeinsatz am Biohochreaktor
Saniertes Zuhause für Mikroorganismen

Rund 7000 m2 Stahl waren im der biologischen Abwasser-Kläranlage im Industriepark Frankfurt Griesheim auf Korrosion zu prüfen, neu zu beschichten und instand zusetzen. Fünf Korrosionsschutzexperten von ThyssenKrupp Xervon erledigten diese Aufgabe im letzten Jahr von April bis September. Es war bereits der dritte Großauftrag für diesen Auftraggeber.

Im Industriepark Griesheim übernehmen zwei Biohochreaktoren die biologische Reinigung der Abwässer aus den Chemieanlagen, bevor diese in den Main geleitet werden. 20 m hoch sind die jeweils 18 000 m3 fassenden Tanks, in denen Mikroorganismen Kohlenstoffverbindungen aerob zu CO2, H2O, Energie, Nitraten und Phosphaten umwandeln. Da es sich bei den Biohochreaktoren um Stahltanks handelt, müssen die Reaktoren in bestimmten Intervallen innen wie außen auf Schadstellen überprüft und ihre Korrosionsschutzbeschichtung erneuert werden. Das war im Industriepark Griesheim bei einem der beiden Reaktoren im vergangenen Jahr der Fall. Rund 7 000 m2 Stahl und Blech hat das fünf Mitarbeiter starke Team in dieser kurzen Bauzeit untersucht, abhängig vom Schadensmaß partiell oder auch großflächig im Hochdruckstrahlverfahren von vorhandenem Rost befreit und anschließend neu beschichtet. Für den ehrgeizigen Zeitplan war es von Vorteil, dass auch die Gerüstbaumannschaft von ThyssenKrupp Xervon gestellt wurde. Damit war eine enge Abstimmung der beiden Gewerke gewährleistet.

In einem ersten Arbeitsschritt montierten die Gerüstbauer ein verfahrbares Hängegerüst, von dem aus die Arbeiten im Außenbereich des Biohochreaktors durchgeführt wurden. Die zehn Gerüstbauer waren außerdem zuständig für die rund 7900 m3 große, technisch höchst anspruchsvolle Einrüstung des trichterförmigen Reaktorinneren sowie die Einrüstung der Räumer, mit denen im laufenden Betrieb der Klärschlamm aus dem Stahltank herausgeschafft wird. Trotz der Einrüstung mussten die Räumer verfahrbar bleiben, sodass der Zugang zu jedem noch so kleinen Bereich möglich war. Hinzu kam als weitere Aufgabenstellung die Montage diverser Kleingerüste, die mehr oder weniger auf Zuruf für alle an der Sanierung beteiligten Gewerke montiert wurden – das waren neben den Korrosionsschützern auch Rohrleitungs- und Stahlbauer.
Zwei Korrosionsschutzsysteme
Zur Beschichtung des Biohochreaktors wurden außen wie innen zwei unterschiedliche Korrosionsschutzsysteme eingesetzt, die beide speziell für den Abwassereinsatz geprüft sind. Die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl waren: Die Beschichtung muss schwankenden pH-Werten standhalten und beständig gegen aggressive Abwässer sein. Da jedoch jeder Einsatzfall seine ganz spezifischen Bedingungen aufweist, werden die zu verwendenden Beschichtungssysteme generell in Zusammenarbeit mit dem Kunden, dem Beschichtungshersteller und dem Verarbeiter ausgewählt. Belastungsfälle werden „durchgespielt“ und Systemaufbauten festgelegt.
Wegen ihrer winkligen Konstruktion erhielten die Räumer im Reaktorinneren und die Tragkonstruktion im Außenbereich eine ca. 400 µm starke Dreifachbeschichtung. So konnte sichergestellt werden, dass auch kleinere Flächen und die vielen Ecken und Kanten mehrfach beschichtet wurden. Bei dem aufgetragenen Material handelt es sich um einen auf Epoxidharz basierenden Zweikomponentenstoff, der mit Eisenglimmer verstärkt ist. Eisenglimmerhaltige Korrosionsschutzbeschichtungen zeichnen sich durch eine hohe Wetterbeständigkeit aus. Die Eisenglimmerplättchen haben sozusagen eine Barrierewirkung. Hierunter ist eine Verlängerung der Diffusionszeit zu verstehen. Außerdem weist Eisenglimmer an den Grenzflächen eine geringere Haftung gegenüber den meisten organischen Bindemittelsystemen vor. Dadurch können Spannungen, die während des Alterungsprozesses in Beschichtungen auftreten, abgebaut werden. Appliziert wurde der Korrosionsschutz hauptsächlich mit Pinsel und Rolle – in Teilbereichen auch im Airless-Spritzverfahren. Zur besseren Haftung der Beschichtungen wurden sämtliche zu behandelnden Flächen nach Normreinheitsgrad Sa 2,5 gestrahlt. Um auch bei den partiellen Anstrichen eine innige Verbindung zwischen altem und neuem Anstrich zu gewährleisten, wurden die Randbereiche sorgfältig angestrahlt, sodass die Oberfläche gereinigt war und die erforderliche Mindestrautiefe aufwies.
Sämtliche andere Schadstellen – größere Flächen ohne störende Einbauten – wurden mit einer lösemittelfreien Heißbeschichtung geschützt. Dabei handelt es sich ebenfalls um ein Zweikomponentensystem auf Epoxidharzbasis, das überwiegend als Innenbeschichtung für Behälter eingesetzt wird. Die Beschichtung ist physiologisch unbedenklich, sehr gut dekontaminierbar und elektrostatisch ableitfähig. Die Einzelkomponenten dieses Systems (Stammkomponente und Härter) sind lösemittelfrei und in kaltem Zustand extrem zähflüssig. Erst bei Erwärmung werden sie fließfähig und lassen sich verarbeiten.
Deshalb erwärmt man das Beschichtungsmaterial auf eine Temperatur von 70 bis 80 °C und spritzt es im Airless-Verfahren auf die zu behandelnden Flächen. Eine Heißbeschichtung besteht aus nur einer Schicht. Bei diesem Einsatzfall lag die aufgetragene Schichtdicke zwischen 600 und 1000 µm. Grundsätzlich sind mit diesem System Schichtdicken von bis zu 2 500 µm möglich. Aufgrund seiner breiten Einsatzmöglichkeiten setzen es die Fachleute von ThyssenKrupp Xervon sehr häufig zum Beschichten von Tanks in der petrochemischen Industrie ein. Aufgetragen wird der heiße Schutz mit einer speziellen Beschichtungsmaschine. Sie beinhaltet neben einem statischen Mischer, einer 2-Kolben-Pumpe und einer Airless-Spritzpistole auch eine Einrichtung zum Aufheizen der Beschichtung.
Online-Info www.cav.de/0510423
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