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Sicherheit missachtet? Auf Wiedersehen!

Sicherheitsmanagement für Fremdfirmen bei Großprojekten
Sicherheit missachtet? Auf Wiedersehen!

DuPont hat einen klaren Standpunkt, was die Sicherheitsbestimmungen auf dem Werksgelände betrifft: Wer sich nicht an die Regeln hält, wird nach Hause geschickt. Gerade an Großprojekten sind viele Fremdfirmen beteiligt. Hier die Übersicht zu behalten, ist nicht ganz einfach. Glenn Kmecz, bei DuPont zuständig für das Fremdfirmen-Sicherheitsmanagement, erläutert, wie das Unternehmen trotzdem neue Anlagen ohne Unfälle baut.

An weltweit über 150 Standorten stellt DuPont Produkte her, die das Leben erleichtern und die Umwelt schützen. Das Unternehmen wächst und entwickelt sich angesichts der steigenden Nachfrage und als Folge der Verpflichtung, Umweltbelastungen zu reduzieren, während sich gleichermaßen die Kapitalbasis erhöht. Großprojekte mit einer Vielzahl von Fremdfirmen und beachtlichen Risiken sind nicht ungewöhnlich. Diese Projekte werden durch ein erfahrenes Operational Management Team überwacht. Einer dieser Operational Manager, Glenn Kmecz, wurde vor Kurzem zum Global Practices Leader für Kapitaleffektivität und Fremdfirmen-Sicherheitsmanagement ernannt.

Glenn Kmecz hat seine Karriere bei DuPont 1972 in der Spruance Faserfabrik in Richmond, Virginia, begonnen. In den folgenden beiden Jahrzehnten hatte er verschiedene Führungspositionen in den Bereichen Betrieb, Wartung sowie Lieferantenintegration inne. „Am Anfang war die Bautätigkeit in die Unternehmensorganisation von DuPont integriert. In diesem Rahmen konnten wir die Projektma-nagement-Prozesse für Großprojekte sowohl mit Blick auf Sicherheit als auch auf Effizienz selbst verbessern“, meint Kmecz. Als DuPont jedoch begann, Fremdfirmen einzusetzen, sah sich das Unternehmen mit Problemen konfrontiert, die auch heute noch für viele Unternehmen relevant sind: Fremdfirmen haben nicht das gleiche Verständnis für die Sicherheitskultur wie festangestellte Mitarbeiter. „Es ging nicht darum, die Verantwortung für die Sicherheit der Fremdfirmen-Mitarbeiter zu übernehmen, sondern unsere bestehenden Projektmanagementsysteme für Großprojekte so anzupassen, dass diese auch die Zeitarbeiter erfassen, die mit der Sicherheitskultur von DuPont – dem Schlüssel zu unserem erfolgreichen Sicherheitsmanagement – nicht vertraut sind“, fährt Kmecz fort.
Glenn Kmecz hat dies aus nächster Nähe miterlebt, als er 2007 als Venture Manager und Projektteamleiter in der Protection Technologies-Sparte von DuPont eingesetzt war – einem Geschäftsbereich, der unter anderem für die Herstellung von Nomex zuständig ist. Kmecz betreute die Erweiterung eines Nomex-Werkes und den Neubau eines Werkes für chemische Rohstoffe in Asturias, Spanien, im Rahmen eines Großprojektes mit einem Volumen von 200 Mio. USD. Dabei wurde eine Vielzahl lokaler Fremdfirmen eingesetzt. „Diese Erweiterung stellte aus mehreren Gründen eine Herausforderung dar: das Vorhandensein hochgiftiger Materialien, eine verhältnismäßig hohe Anzahl von Fremdfirmen-Mitarbeitern im Vergleich zu DuPont-Mitarbeitern sowie ein extrem enger Zeitplan. Zur Gewährleistung der Sicherheit aller Arbeiter auf dem Werksgelände mussten wir eng mit jeder der Fremdfirmen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass deren Mitarbeiter die Regeln kannten, bereit waren, diese einzuhalten, und sich der Folgen einer Nichteinhaltung bewusst waren. Nachdem die Prozesse und Verfahren sowie die Bereitschaft, diese zu befolgen, umgesetzt waren, erwies sich das DuPont-System als effektiv: Das Projekt wurde unter Einhaltung des Zeit- und Kostenrahmens sowie ohne meldepflichtige Verletzung bei mehr als einer Million Arbeitsstunden fertiggestellt“, erläutert Kmecz.
„Obwohl es auf den ersten Blick abschreckend wirkt, Zeitarbeiter anzuleiten und überwachen zu müssen, ist es möglich, Großprojekte verletzungsfrei abzuwickeln, wenn es gelingt, Sicherheit als Arbeitsbedingung zu etablieren, Verträge auf diesen Grundsatz abzustimmen und eine Partnerschaft mit den Fremdfirmen einzugehen, um entsprechendes Verhalten angemessen zu schulen und zu überwachen“, sagt Kmecz.
Sicherheit o.k., Arbeiten zulässig
„Es kam häufig vor, dass wir Fremdfirmen-Mitarbeiter nach Hause geschickt haben, wenn diese die Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten haben – das ist keine Seltenheit. Natürlich geschieht das nicht willkürlich, sondern immer gemäß den vertraglichen Regelungen. Es ist jedoch von äußerster Wichtigkeit, dass sich jeder einzelne Fremdfirmen-Mitarbeiter klar vor Augen hält, dass wir Sicherheit ernst nehmen. Wenn jemand nach Hause geschickt wird, weil er die Sicherheitsbestimmungen nicht einhält, ist das ein klares Signal an die anderen und eine Verstärkung unseres Bekenntnisses zu diesem Kernthema“, führt Kmecz aus. „Ich erinnere mich an einen Fall, bei dem ein Fremdfirmen-Mitarbeiter eine unserer wichtigsten Regeln zum Schutz vor Abstürzen beim Arbeiten in der Höhe nicht beachtet hat. Er wurde infolge dessen sofort vom Gelände verwiesen und die Rückkehr wurde ihm untersagt. Bei dem anschließenden Treffen mit dem Management der Fremdfirma wurde dafür gesorgt, dass unsere Sicherheitsverfahren von diesem Zeitpunkt an ernst genommen wurden.“
Glenn Kmecz führt weiter aus: „Sicher ist der Inhaber dafür verantwortlich, Geschwindigkeit und Charakter des Projektes festzulegen. Wenn der Inhaber sich proaktiv und aufmerksam gegenüber den Bedürfnissen der Fremdfirmen verhält, ist die Chance größer, dass lebensgefährliche Situationen vermieden werden.“
Der DuPont-Ansatz
Um eine durchweg bessere Sicherheitsleistung bei Fremdfirmen zu erreichen, hat DuPont einen Ansatz zum Fremdfirmen-Sicherheitsmanagement entwickelt, der sich als effektiv bei der Verminderung der Anzahl von Verletzungen und Unfällen bei Fremdfirmen-Mitarbeitern erwiesen hat. Das System besteht aus sechs Prozessen, die sich gegenseitig ergänzen: (1) Auswahl von Fremdfirmen mit nachgewiesener, zufriedenstellender Sicherheitsleistung, (2) Einbeziehung von Sicherheitsstandards in die vertraglichen Verpflichtungen, (3) Klärung der Erwartungen bei Auftragsvergabe, (4) Einweisung und Sicherheitstrainings für Fremdfirmen-Mitarbeiter, (5) Management der von Fremdfirmen ausgeführten Arbeiten und Umsetzung des Vertrages sowie (6) Auswertung nach Auftragsabschluss zur Beurteilung von Erfolgen und Erfahrungen.
Die ersten vier Schritte fallen in die Frühphase der Projektplanung. Auf ihnen sollte das Hauptaugenmerk von Inhaberunternehmen liegen, da dabei die Beziehung zu den Fremdfirmen definiert wird und somit das größte Potenzial zur Erzielung von Mehrwert besteht.
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„Es kam häufig vor, dass wir Fremdfirmen-Mitarbeiter nach Hause geschickt haben.“

Der Ansatz von DuPont sorgt für Sicherheit

Fremdfirmenmanagement

(1) Auswahl der Fremdfirmen – Obwohl das Inhaberunternehmen eine wichtige Rolle spielt, sind letzten Endes die Fremdfirmen für die Sicherheit ihrer Mitarbeiter verantwortlich. Durch Auswahl von Fremdfirmen mit beispielhaften Sicherheitsstandards erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Arbeiten auch sicher ausgeführt werden.
(2) Vorbereitung von Verträgen – Im Vertrag werden die Regeln und Bedingungen für die Leistungen von Fremdfirmen festgelegt. Auf dieser Stufe kann das Inhaberunternehmen eine Struktur schaffen, die gewährleistet, dass Sicherheit vollständig in betriebliche Abläufe integriert wird. Dies ist somit die wichtigste Möglichkeit zur Einflussnahme bei Interaktionen mit dem Vertragspartner während der Ausführung.
(3) Auftragsvergabe/Festlegung von Erwartungen und Standards – Bei der Auftragsvergabe muss das Inhaberunternehmen die im Vertrag festgelegten Sicherheitserwartungen kommunizieren und deren Verständnis überprüfen. Der Inhaber darf nicht annehmen, dass Fremdfirmen sämtliche Sicherheitsanforderungen lesen und verstehen. Er muss dafür sorgen, dass die Vorgesetzten sich gründlich mit den Regeln vertraut machen.
(4) Einweisung und Sicherheitstraining – Obwohl der Vertragspartner die Hauptverantwortung und die Haftung für die Sicherheit der Fremdfirmen-Mitarbeiter trägt, spielt auch das Inhaberunternehmen eine Rolle bei der Gewährleistung der Sicherheit von Fremdfirmen-Mitarbeitern. Der Inhaber sollte auf seine eigenen, kompetenten und erfahrenen Mitarbeiter zurückgreifen, um eine wirksame Einweisung und ein effektives Sicherheitstraining zu ermöglichen.
(5) Management der von Fremdfirmen ausgeführten Arbeiten und Umsetzung des Vertrages – Um die Einhaltung der Sicherheitsregeln sicherzustellen, muss der Inhaber ein stabiles System zur täglichen Überwachung der Arbeitsaktivitäten entwickeln und dieses Programm bereits im Rahmen des Vertrages festlegen.
(6) Auswertung der Sicherheitsleistung gemäß den vertraglichen Erwartungen – Der Inhaber muss die Sicherheitsleistung gemäß den vertraglichen Erwartungen beurteilen und den Fremdfirmen ein ausführliches, konstruktives Feedback zur Umsetzung von Verbesserungen geben. Falls sich die Leistung der Fremdfirmen hinsichtlich der Sicherheitsanforderungen als ungenügend erweist, dürfen diese nicht für weitere Aufträge ausgewählt werden.
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