Um den Belangen der deutschen Chemiestandorte eine stärkere Beachtung bei Politik und Entscheidern in den Produktionsunternehmen zu geben, ist die „Fachvereinigung Chemieparks/Chemiestandorte“ im VCI aus der Taufe gehoben worden. Die Gründungssitzung fand am 8. Juni 2004 in Leuna statt. Rund 30 Spitzenvertreter der wichtigsten deutschen Chemiestandorte haben den Verein gegründet. Zu ihrem ersten Vorsitzenden wählten die Teilnehmer Prof. Horst-Dieter Schüddemage, Geschäftsführer der InfraServ Knapsack und Leiter des Chemiepark Knapsack in Hürth bei Köln.
Hintergrund der Gründung ist in erster Linie das veränderte Gesicht der klassischen Chemiefirmen: Früher Großkonzerne mit reichlich Gepäck im Rucksack, heute mit schlanken Strukturen und einer gezielten Ausrichtung auf das Kerngeschäft. Durch diesen Paradigmenwechsel verändern zwangsläufig auch die Chemiestandorte ihre Struktur. Konzerneigene Werke werden zu Chemieparks mit zahlreichen, hoch spezialisierten Einzelfirmen, hervorgegangen aus Verkäufen, Fusionen und Outsourcing-Projekten. Vielfach sind die Chemiestandorte mit neuen Eigentumsverhältnissen konfrontiert. Betreibergesellschaften übernehmen die lokale Verantwortung für die Chemiestandorte und versorgen alle Produktionsunternehmen am Standort mit erwünschten Dienstleistungen in outgesourcten Bereichen der Infrastruktur, Ver- und Entsorgung, Technik und Management.
Während viele Produktionsfirmen – unabhängig von den Standorten – ihr Augenmerk verstärkt auf Effizienzsteigerung und Verbesserung der Produktpalette richten, gehört die Standortentwicklung jetzt zum Kerngeschäft der Betreibergesellschaften. Ein Interessenskonflikt wird offenbar. Dass für die deutschen Standorte mehr positive Unterstützung auch durch die Politik erforderlich ist, wird bei Themen wie Energiebesteuerung, EEG, Emissionshandel, Wassercent und EU-Chemikalienpolitik (REACH) zunehmend deutlich. Nach wie vor ist die chemische Industrie ein Innovationsmotor für die gesamte Industrie. Starke lokale Chemiestandorte sind daher nicht nur im Interesse der vor Ort produzierenden Unternehmen, ihren Beschäftigten und Kunden sondern auch für den Industriestandort Deutschland als Ganzes. Dies im öffentlichen Raum zu kommunizieren wird Hauptaufgabe der neuen Fachvereinigung sein.
Die Ziele und Themen der bundesweiten Interessenvertretung sind klar definiert: Wirtschaftspolitik, Gesetzgebung und die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung der Chemieparks in Deutschland stehen ganz oben auf der Liste. Darüber hinaus gilt es die Kooperation zwischen regionalen Initiativen zu fördern, die überregionale, europäische und internationale Zusammenarbeit von Chemieparkbetreibern zu verbessern und Erfahrungen über die Weiterentwicklung von Chemieparks und Chemiestandorten auszutauschen.
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