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Spiel, Satz und Sieg

Erfolgreiche Compliance computergestützter Systeme
Spiel, Satz und Sieg

In der pharmazeutischen Industrie stellt die Compliance computergestützter Systeme eine wichtige Voraussetzung für ein Unternehmen dar, sichere und zuverlässige Produkte an den Kunden liefern zu können. Der Qualifizierung und Validierung von Computersystemen kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. Ein erfolgreiches Beispiel für ein Part-11-Projekt stellen die rund 1000 Computersysteme des Bayer-HealthCare-Geschäftsbereiches Biological Products in den USA dar.

Arzneimittelhersteller und zuliefernde Wirkstoffproduzenten sowie in die Vereinigten Staaten liefernde Unternehmen der Food-Branche sind gesetzlich verpflichtet, ihre Produkte nach den Regeln der current Good Manufacturing Practice (cGMP) herzustellen. Ziel ist es, jeden Schritt in der Produktionskette nachzuweisen und dadurch Produktqualität und Patientensicherheit zu garantieren. Teil dieser Anforderungen ist die Qualifizierung und Validierung bei der Planung, Realisierung und Inbetriebnahme von computergestützten Systemen. Die Richtlinie 21 CFR Part 11 gilt dabei für elektronische Aufzeichnungen, die als rechtlich relevante Unterlagen an Stelle der herkömmlichen Papierdokumentation verwendet werden.

Ein Beispiel für die erfolgreiche Compliance computergestützter Systeme stellt das jüngste Part-11-Projekt von Bayer Technology Services (BTS) dar. Alle 1000 Computersysteme des Bayer-HealthCare-Geschäftsbereichs Biological Products in Berkley (CA), Clayton (NC) und Research Triangle Park (NC), USA, sollten zu Projektende 21-CFR-Part-11-konform sein. „Was sich im ersten Moment wie eine ganz normale Projektanfrage anhört, fällt doch aus dem Rahmen üblicher Projekte im Umfeld der Qualifizierung und Validierung computergestützter Systeme heraus“, so Dr. Stefan Artlich, Senior Expert Computer Systems Validation. Für diesen Auftrag, dem größten Part-11-Projekt von BTS, existierten keine Vorlagen, an denen sich die Experten bei ihrer Vorgehensweise orientieren konnten. Dabei mussten sie sowohl die Standortstruktur des Kunden als auch die organisatorischen Bereiche Qualitätskontrolle, Forschung und Entwicklung, Prozessleittechnik, Business Systeme und Qualitätssicherung berücksichtigen. Dieser Herausforderung wurde das 100-köpfige Projektteam unter der Leitung von Dr. Stefan Artlich von Bayer Technology Services durch systematische Inventarisierung und Validierung gerecht.
Neun eigenständige Teilprojekte
Innerhalb des genehmigten Kostenrahmens und im vorgegebenen Zeitraum wurde das Projekt abgewickelt. Es umfasste neun eigenständige Teilprojekte, die im Programm Management von BTS zusammengeführt wurden. Zuerst wurden sämtliche GMP-relevanten Computersysteme erfasst und der Zustand der Validierungsunterlagen mit den Anforderungen der aktuell gültigen Standardarbeitsanweisungen (SOP) verglichen. Mittels standardisierter Fragebögen wurden die Computersysteme hinsichtlich ihrer GMP-Relevanz bewertet. Die hierfür verwendeten Kriterien mussten einerseits so allgemein sein, dass alle relevanten Systeme erfasst wurden, und andererseits spezifisch genug sein, um beispielsweise persönliche Excel-Spreadsheets aus GMP-regulierten Abteilungen auszuschließen. Die Ergebnisse der GMP-Bewertung wurden in einer Datenbank inventarisiert, damit im Inspektionsfall schnell nachgewiesen werden kann, dass eine Begutachtung erfolgt ist.
Die Inventarisierung der Computersysteme stellte weitere Anforderungen an das Projektteam. Beim Ausfüllen der Bewertungsfragebögen wurde die Frage „Was ist ein System?“ transparent. Während das für Applikationen wie Betriebsführungssysteme einfach zu beantworten war, fiel die Zuordnung bei hierarchisch stärker gegliederten Systemen wie z. B. Prozessleitsystemen schwerer. Da die verschiedenen Abteilungen den Begriff „System” nicht einheitlich definiert hatten, unterschied sich auch ihre Bewertung. Erst die Inventarisierung der computergestützten Systeme machte deutlich, in welchem Umfang beispielsweise die Labors im Bereich F&E eine ähnliche apparative Ausstattung hatten wie die der Qualitätskontrolle. Dank der Bestandsaufnahme müssen Validierungen in Zukunft nicht dupliziert werden, sondern können so weit wie möglich referenziert werden. Gleichzeitig wird das jeweils notwendige Maß an Flexibilität aufrecht erhalten, z. B. beim Austausch einzelner Geräte und beim Upgrade auf eine neue Softwareversion.
Nutzen vermitteln
Im Anschluss an die Bewertung der Computersysteme hinsichtlich ihrer GMP-Relevanz wurden die Systeme auf ihre Part 11-Konformität geprüft. Zusätzlich wurden die geltenden SOPs zu Validierung und Betrieb computergestützter Systeme überarbeitet. Dabei wurden auch neue Entwicklungen bei den Anforderungen sowie Vereinfachungen im Anweisungssystem berücksichtigt.
Lücken bei der Part-11-Konformität hängen nicht notwendig mit dem Alter der Systeme zusammen, im Gegensatz zum Validierungsstatus. Während dieser für Systeme neueren Datums meist recht schnell zu bewerten ist, ergeben sich bei Altsystemen häufig dadurch Schwierigkeiten, dass bei ihrer Einführung noch andere Anweisungsvorgaben galten.
Dem einzelnen Mitarbeiter ist der Nutzen eines Part-11-Projekts nicht immer sofort ersichtlich. Schließlich tragen er bzw. sie später auch nicht die Konsequenzen, wenn bei der Inspektion Mängel festgestellt werden. Um zu gewährleisten, dass der validierte Zustand der Computersysteme bei Bayer Biological Products aufrecht erhalten wird, wurden Schulungen für die Mitarbeiter veranstaltet. „Eine wichtige Aufgabe für uns war es, die Mitarbeiter für die Bedeutung der Computervalidierung zu sensibilisieren.“, erklärt Dr. Timo Slawinski, Expert Computer Systems Validation. Diese Beteiligung der Mitarbeiter am Validierungsgeschäft konnte durch klare Zielvorgaben des Managements und ein feines Gespür für die Teammotivation bewältigt werden.
„Wer mit dem Projekt nach der Umsetzung der ermittelten Maßnahmen endet, hat zwar das Ziel der Part-11-Konformität für seine Systeme erreicht, droht aber, diesen Zustand ebenso schnell wieder zu verlieren und damit das eingesetzte Kapital zu vernichten“, beschreibt Dr. Artlich die Wichtigkeit von vorausschauender Planung. Daher sollten die Geschäftsprozesse zur Entwicklung und Beschaffung computergestützter Systeme so überprüft und umgestaltet werden, dass Part-11-Anforderungen bereits in frühen Prozessschritten berücksichtigt werden. Entscheidende Bedeutung kommt hierbei der Inbetriebnahme neuer Systeme zu. Denn während die Entwicklung bzw. Beschaffung von Systemen, die nicht Part-11-fähig sind, zunächst nur einen wirtschaftlichen Schaden darstellt, muss nach der Inbetriebnahme solcher Systeme mit Konsequenzen seitens der Aufsichtsbehörde gerechnet werden.
cav 486

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