Suchmaschinen im Internet

Dr. Thomas Beneke, Dr. Wolfgang Schwippert*

Explosionsgefährdete Bereiche zeichnen sich durch die herrschenden Bedingungen in ihrer Atmosphäre aus. Mögliche risikoreiche chemophysikalische Verhältnisse ergeben sich beispielsweise daraus, daß Gas- oder Staub-Luft-Gemische durch elektrostatische Entladungen oder aufgrund von Spannungsschwankungen in elektrischen Motoren gezündet werden. Bei allen elektrischen Anlagen im explosionsgefährdeten Bereich sind daher geignete Sicherungs- bzw. Vorsorgemaßnahmen nach dem aktuellen Stand der Technik zu ergreifen. Daraus ergeben sich für Bauteile und Geräte der Regelungs-, Meß-, Anzeige- und Sensortechnik spezielle Anforderungen, die in erster Linie Funktionssicherheit, Lüftungseigenschaften und Gehäuse- plus Kapselungstechniken betreffen.

Wenn es also darum geht, den aktuellen Stand der Technik oder ein aktuelles Entwicklungsstadium innerhalb der Wissenschaft und Technik zu ermitteln, sollte das Internet als rund um die Uhr zugängliches und auf dem neuesten Stand gehaltenes elektronisches Medium hierzu beste Bedingungen bieten. Voraussetzung ist allerdings, daß deutsche wie internationale Produzenten und Vertreiber das Medium in ausreichendem Maße nutzen und die relevanten Informationen in einer bedarfsgerechten Weise präsentieren.

Daß der Anwender dazu über die entsprechende Zugangsberechtigung verfügen muß, ist banal. Der erste Schritt auf dem Wege der Informationsbeschaffung besteht in der Auswahl einer sogenannten Suchmaschine. Sie „kennt“ Tausende von Stichworten und liefert die Adressen passender Internet-Seiten. Die verschiedenen Suchmaschinen setzen unterschiedliche thematische Schwerpunkte. Es kann sich daher durchaus lohnen, mehrere zu befragen, um die gewünschte Information über ein Spezialthema zu extrahieren. Für die folgenden Untersuchungen haben wir uns für drei Suchmaschinen entschieden – Yahoo, Excite und Fireball.

Die richtige Formulierung und die durchdachte Kombination der Suchbegriffe haben eine mindestens ebenso große Bedeutung wie die Wahl der Suchmaschine. Dabei gilt zu beachten, daß die Angebote deutsch- wie nichtdeutschsprachiger Produzenten und Vertreiber gleichgewichtig nebeneinander stehen. Eine Kombination mehrerer Suchbegriffe reduziert die Anzahl der angebotenen Seiten auf das Wesentliche und damit sinkt auch der Zeitbedarf für das Sichten der Fundstellen. Welche Eingaben im einzelnen erforderlich sind oder wie die Begriffe zu formulieren und zu verknüpfen sind, gehorcht – wie kaum anders zu erwarten – keiner einheitlichen Regel. Jede Suchmaschine fordert ihre eigene Notation, die sich im Bedarfsfall am besten über die Programmhilfe ermittelt läßt.

Um bei unserer Recherche zumindest englische und deutsche Internet-Seiten zu finden, wählten wir zunächst Begriffe, die in beiden Sprachen gleich sind. So starteten wir mit den willkürlichen Versuchsballons „explosion“ und „sensor“. Die Eingabe von „explosion“ in die oberste Ebene der Suchmaschine Yahoo ergab erwartungsgemäß reichlich Treffer. Mit insgesamt mehr als einhunderttausend Webseiten ist die Trefferzahl jedoch so groß, daß sich jede Sichtung erübrigte. Die Einschränkung durch die UND-Verknüpfung von „explosion“ und „sensor“ reduzierte die Fundstellen drastisch. Mit fast zweitausend Treffern erwies sich aber auch diese Auswahl für eine praktische Analyse als ungeeignet. Da die meisten Unternehmen ihre Angebote u.a. auch in englischer Sprache abfassen, starteten wir in einem dritten Anlauf direkt mit dem englischen Fachbegriff Explosionssicherheit „explosionproof“. Mit 36 Treffern ergab sich eine überschaubare Trefferquote. Die gleiche Abfrage mit der Suchmaschine Excite brachte 86 Treffer, unter denen sich diverse befanden, die auch die Yahoo-Suche geliefert hatte.

Fast alle Suchmaschinen bieten die Möglichkeit, bestimmte Kriterien weiter einzugrenzen, zu konkretisieren oder zu verfeinern, indem das Suchgebiet beispielsweise auf sogenannte Kategorien beschränkt wird. In unserem Falle begrenzten wir den Begriff „explosionproof“ auf Quellen des chemisch-technischen Bereichs. Yahoo bietet hierzu eine entsprechende hierarchische Struktur an. Die Suche beispielsweise in ingenieurwissenschaftlichen Quellen führt zu einer geringeren, aber spezifischeren Trefferanzahl.

Die Einschränkung läßt sich auch durch die Begriffskombination selbst vornehmen. Diesen Weg probierten wir in Fireball mit der Einstellung „alle Sprachen“ aus. Den Begriff „explosionproof“ fanden wir, für sich alleine eingegeben, in mehr als fünfhundert Quellen. Um an die für den chemisch-technisch interessierten Leser relevanten Quellen zu gelangen, grenzten wir die Suche auf einige Kombinationen zwischen „explosionproof“ und diversen Worten, die die Silbe „chem“ enthalten, ein. Die Kombination „explosionproof“ + „chemical“ führte zu rund einhundert Treffern, „explosionproof“ + „chemical engineering“ erbrachte ganze drei Fundstellen, die wider Erwarten jedoch wenig für den Praktiker bieten. Die Begriffskombination „explosionproof“ + „chemistry“ führte zu sechs Treffern, von denen die Hälfte für den Praktiker uninteressant sind. Die Nachfrage nach „explosionproof“ + „engineering“ erbrachte etwas mehr als einhundert Treffer, von denen viele mit der Kombination „explosionproof“ + „chemical“ identisch waren. Die Analyse der Fireball-Treffer und der Vergleich mit den Ergebnissen von Excite und Yahoo ergab weitgehend übereinstimmende Ergebnisse bezüglich des Themas Ex-schutz in den Bereichen Regelung, Kontrolle, Sensoren etc. Hinter den Treffern verbergen sich häufig sehr unterschiedliche Qualitätsstufen hinsichtlich des verwertbaren Informationsumfangs und -inhalts sowie der Links und Hyperlinks zu weiterführenden Informationen.

Nach genauerer Betrachtung blieben für uns zum Schluß etwa 20 Adressen übrig, die Aussagen zum Thema Ex-Sicherheit machten. Ein Teil hiervon umfaßt Komplettsysteme bzw. Anlagen, die auf Bussystemen aufbauen und periphere Geräte kontrollieren und konfigurieren.

Als Repräsentanten fanden wir im Rahmen unserer Internet-Recherche die Firma Siemens. Das auf den Internet-Seiten vorgestellte Komplettsystem reicht von Modulen auf Sensorebene bis hin zur Leitzentrale. Auf den Seiten findet der Besucher die wichtigsten Informationen zum Aufbau des Systems und zu den enthaltenen Baueinheiten. Einige Links bieten weitere theoretische Informationen. Vergleichbare Ansätze bzw. ähnliche Konzepte sind beispielsweise in der Praxis bei verfahrenstechnischen Anlagen der ScheringAG in Bergkamen verwirklicht (vgl. cav Special 10/98).

Spezieller ausgerichtet und in einem bescheideneren Umfang bietet die englische Firma Expo Saftey Systems Ex-geschützte Bau- und Geräteteile für Gasreinigungs und -drucksysteme an. Neben Typenlisten und Funktionsprinzipien liefern auch hier verschiedene Links zusätzliche Informationen. In einem kurzen einseitigen Hinweis auf einen Messebeitrag macht der Anlagenbauer Pepperl + Fuchs auf seine Ex-sicheren Feldbussysteme sowie spezielle Sensoren und Bauteile aufmerksam, ohne dabei jedoch ins Detail zu gehen. Aufgrund fehlender Links muß der Besucher für weiterführende Informationen den Hersteller wie gehabt selbst kontaktieren. In sehr plakativer Weise stellt die schwedische Unternehmensgruppe Malux ihren Beitrag zu Ex-geschützten Anlagen und Geräten vor, indem sie nur Kooperationspartner und deren Ex-sichere Produktgruppen auflistet. Dabei werden elf Hersteller namentlich genannt, die beispielsweise Ex-sichere Anzeige- und Kontrollpulte, Thermostaten, Schaltschränke, Ventile oder Motoren beisteuern. Direkte Links, die den Kunden unmittelbar zu den entsprechenden Seiten führen, fehlen leider.

Bei Internet-Beiträgen vieler Hersteller von Ex-sicherer Ausrüstung steht das einzelne Produkt im Vordergrund, wobei hier die Palette von einer auf jugendliche Internet-Anwender zugeschnittenen poppig-plakativen Präsentationsweise bis hin zur sachlichen Information in Form vollständiger Datenblätter zu einzelnen Produkten oder zu ganzen Produktlinien reicht. In einer optisch übersichtlichen Form verweist z. B. Schischek in Sachen Explosionsschutz auf seine Produktbereiche und mögliche Anwendungen im industriellen Bereich. Wer mehr wissen möchte, wendet sich an die angegebene E-mail-Adresse. Auch Wavell Electric führt seine Verbindungselemente und -schränke, Meßgeräte etc. nur in Form einer Übersicht auf, ohne eine Möglichkeit anzubieten, auf elektronischem Wege unmittelbar an weitere Details zu kommen.

Ausführlicher gestaltet sich die Produktgruppenvorstellung anderer Firmen. So informieren Sierra Instruments und Appleton über ihre explosionssicheren Standardprodukte, indem zum jeweiligen Produktbereich die einzelnen Geräte und Bauteile tabellarisch aufgeführt sind. Wenn dies nicht reichen sollte, liefern Links und Download-Adressen weitere Details oder der Besucher wendet sich wieder einmal an eine E-mail-Adresse.

Bevorzugt scheint bei Spezialgeräteherstellern die Präsentation in Form eines Kataloges zu sein. So bietet Schütz-Meßtechnik z. B. Meßgerätesets an, unter denen sich auch ein Ex-sicheres Gasdetektionssystem befindet. Ähnlich gestaltet sich das Informationsgerüst der Enmet-Corporation, die unter verschiedenen Adressen Ex-geschützte Komponenten anbieten. Je nach gewählter Suchmaschuine bzw. Fundstelle erhält der Internet-Surfer weiterführende Informationen, die über die reine Präsentation der Gasmeßsysteme hinausgehen und bis zu den Gerätespezifikationen reichen. Ähnlich aufgebaute Produktinformationen finden sich auch bei anderen Herstellern, so beispielsweise bei Foxboro, die Sensoren zur Registrierung des absoluten Druckes anbieten, bei SIG Positec, die sich auf Schrittmotoren spezialisiert haben und ebenfalls weitere Infos über Links anbieten, sowie bei Crouse-Hinds, die ihre Ex-sicheren beleuchteten Kontroll-, Steuer- und Anzeigetafeln vorstellen.

Unter dem Strich läßt sich folgendes feststellen: Auf dem von uns recht speziell gewählten Gebiet der Ex-sicheren Anlagen und Geräte tummeln sich doch zahlreiche Unternehmen, die die elektronischen Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten des Internets nutzen. Die Spanne der Präsentation reicht dabei von ausgereiften Internetkonzepten bis hin zum Experimentierstadium. Wichtigster Kritikpunkt ist aber die häufig fehlende Detailinformation. Anwenderfreundlicher gestaltete Internet-Seiten würden es dem Besucher gestatten, mit Hilfe von Links beliebig tief in die Materie einzutauchen und alle benötigten Informationen bedarfsgerecht abzurufen. Fallen vertiefende Fragen an, bleibt nach wie vor nur der klassische direkte Draht zum Hersteller.

Mancher Hersteller findet seine Internet-Seiten ganz besonders schick, wenn sie mit viel Bildmaterial ausgeschmückt sind. Dabei wird offensichtlich übersehen, daß es je nach Übertragungsmodus und Hardwareausstattung eine ganze Weile dauern kann, bis die Pixelflut übertragen hat. Mancher potentielle Kunde könnte während dieser Wartezeit neben dem Spaß am Internet auch das Interesse am betreffenden Anbieter verlieren.

Die Internetrecherche gestaltet sich häufig zeitintensiv, zumal die verschiedenen Suchmaschinen nicht immer die gleichen Ergebnisse liefern. Großflächige Grafiken und langsame Übertragungsraten sind für viele ein Ärgernis. Wir interessieren uns daher für Ihre Meinung. Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen und Anregungen zum Thema „Suche von Meß-, Steuer- und Regelkomponenten für den Ex-gefährdeten Bereich“.

Fax-Hotline Redaktion cav

(0711) 75 94-397

• Siemens stellt sein Feldbussystem Profibus-PA einschließlich der anschließbaren Komponenten vor. Diverse Links bieten Möglichkeiten zur weitergehenden Information.

• Expo Safety Systems informiert über Gasreinigungs- und -drucksysteme.

• Eine Kurzvorstellung von Pepperl + Fuchs bietet einen knappen Überblick zu Sensoren, Interfaces und Bussystemen.

• Die schwedische Firma Malux stellt diverse Kooperationspartner na- mentlich vor und listet stichwortartig deren Produkte auf. Ein direkter Wechsel auf die Homepage der Partner ist aber nicht vorhanden.

• Einen ersten Eindruck von der umfangreichen Produktpalette der Fir- ma Schischek Explosionsschutz bietet obige Adresse. Kurz angerissen werden Komponenten für Industrie, Pharmazie und Chemie. Weiterge- hende Informationen gibt es unter der angegebenen E-mail-Adresse.

• Wavell Electric LTD. präsentiert Anschlußdosen, Gehäuse und Klein- anlagen.

http://www.appletonelec.com/products.html

• Die Appleton Electric Company gibt einen Einblick in die breite Palet- te von elektrischen Systemen und Zubehör aus ihrem Hause.

• Sensoren und Meßgeräte zur Anwendung in der industriellen Prozeß- kontrolle listet Sierra Instruments, INC. in Wort und Bild auf.

• Sensoren, Meßgeräte und Meßsysteme -insbesondere für Gase- bietet Schütz GmbH Messtechnik unter der Adresse in englischer Spra- che für den internationalen Markt an.

• Sensoren, Meßgeräte sowie Detektions- und Warnsysteme für (toxi- sche) Gase listet Enmet Corporation auf.

http://foxboro.infotechsys.com/products/IAP10/full.htm

http://foxboro.infotechsys.com/products/134LVD/full.htm

• Diverse Varianten von Sensoren und Meßgeräten für Gasdruck und Flüssigkeitsstand stellt Foxboro vor. Dank ausführlicher Angaben zu den technischen Daten ist eine Vorauswahl der benötigten Komponente be- reits hier möglich.

• Unter der Internetadresse werden die Schritt- und Synchronmotoren des Herstellers SIG Positec aufgelistet.

• Crouse-Hinds stellt Kontroll- und Steuertafeln zum Einsatz in aggressi- ver und/oder explosionsgefährdeter Atmosphäre vor.

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Eine entscheidende Rolle spielen sowohl die Auswahl von Suchmaschine und Kategorien als auch die angewandten Suchbegriffe selbst. Darüber hinaus ist zu beachten, daß sich die Suchergebnisse einzelner Suchmaschinen -bei Anwendung gleicher Suchkriterien- innerhalb weniger Stunden oder Tage zum Teil stark unterscheiden.