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Vielseitiges Konzept

Infraserv Höchst setzt auf Energie-Mix mit Biogas und Ersatzbrennstoffen
Vielseitiges Konzept

Viele der rund 90 Standortgesellschaften des Industriepark Höchst entwickeln sich dynamisch, die Investitionszahlen erreichen Rekordniveau, die Zahl der Beschäftigten steigt. Natürlich benötigt das Industrieareal auch beträchtliche Energiemengen, die von der Standortbetreibergesellschaft bereitgestellt wird. Infraserv Höchst hat dazu ein innovatives Energieversorgungskonzept entwickelt und ist gerade dabei, kräftig in die Weiterentwicklung der Energie-Infrastruktur des Standortes zu investieren.

Entsorgung, Facility Management, IT-Services, Logistik, Umweltschutz, Aus- und Weiterbildung – die Liste der Dienstleistungen, die Infraserv Höchst für die Kunden am Standort erbringt, ist lang. Die Energieversorgung nimmt im Service-Portfolio des Unternehmens einen besonderen Stellenwert ein. Denn Verfügbarkeit und Qualität bei der Energieversorgung ist für die Kunden extrem wichtig, und natürlich muss auch der Preis stimmen. „Energiekosten sind ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für produzierende Unternehmen“, erklärt Dr. Roland Mohr, Geschäftsführer von Infraserv Höchst. „Wir müssen daher als Standort bei den Energiekosten international wettbewerbsfähig sein, um zum Erfolg unserer überwiegend weltweit tätigen Kunden beitragen und den Industriepark als Standort weiterentwickeln zu können.“ Optimierung und Effizienzsteigerung der Energieversorgung sind daher für Infraserv Höchst von besonderer Bedeutung.

Das 2700 Mitarbeiter zählende Unternehmen betreibt ein eigenes Kraftwerk, das pro Stunde rund 800 t Dampf und 160 MW Strom erzeugt – genug, um 200 000 Einfamilienhäuser zu beheizen oder eine Stadt mit 900 000 Einwohnern mit Strom zu versorgen. Dennoch reicht diese Kapazität zur Versorgung des Industrieparks Höchst mit seinen rund 120 Produktionsanlagen und insgesamt etwa 800 Gebäuden nicht aus. Nur etwa 40 % des Strombedarfs können mit den vorhandenen Kapazitäten gedeckt werden, der größere Teil des benötigten Stroms stammt vom externen Markt. Was bei elektrischer Energie unproblematisch ist, lässt sich bei dem Dampf, der für viele Produktionsprozesse der chemischen und pharmazeutischen Industrie von Bedeutung ist, nicht ohne weiteres darstellen: Dieser kann nicht über weite Strecken transportiert werden, sondern muss vor Ort produziert werden. Etwa sechs Wochen pro Jahr kann Infraserv Höchst die Dampfversorgung nicht redundant sicherstellen, bei einem technischen Problem im Kraftwerk müssten einzelne Produktionsanlagen abgefahren werden.
Ersatzbrennstoff-Anlage wird gebaut
Aus diesem Grund beginnt Infraserv Höchst in diesen Wochen mit dem Bau einer Ersatzbrennstoff-Anlage, die im Südwesten des Standortes entstehen wird. Ab 2009 sollen hier pro Jahr 675 000 t Ersatzbrennstoffe (EBS) thermisch verwertet und auf diese Weise in 250 t Dampf pro Stunde oder 70 MW elektrische Leistung umgewandelt werden. Mit einem Projektbudget von 300 Mio. Euro ist die Ersatzbrennstoff-Anlage die größte Einzelinvestition aller Zeiten im Industriepark Höchst.
Ersatzbrennstoffe sind trockene, sortierte und aufbereitete Bestandteile von Haus- und Gewerbeabfällen, die einen besonders hohen Energiegehalt aufweisen. Seit Juni 2005 dürfen diese Materialien nicht mehr deponiert werden. Der Gesetzgeber schreibt stattdessen die thermische Verwertung vor. Allerdings fehlen derzeit in Deutschland noch die Verwertungskapazitäten. Mit dem Bau der Ersatzbrennstoff-Anlage leistet Infraserv Höchst einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der Vorgaben des Gesetzgebers.
Die thermische Verwertung von Ersatzbrennstoffen ist ökologisch sinnvoll, denn wertvoller Deponieraum wird geschont und fossile Brennstoffe können eingespart werden, womit auch eine Reduzierung der klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen verbunden ist. Für Infraserv Höchst macht der Bau der Ersatzbrennstoff-Anlage auch unter ökonomischen Gesichtspunkten Sinn. „Bei fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas besteht eine hohe Abhängigkeit von Importen und den Entwicklungen auf den internationalen Energiemärkten“, erklärt Dr. Roland Mohr. „Wir setzen daher bei der Energieversorgung des Industrieparks auf einen Mix aus fossilen Brennstoffen und regenerativen Energiequellen. Hierzu zählen auch die Ersatzbrennstoffe, die auf dem heimischen Markt zu relativ stabilen Preisen verfügbar sind.“ Zumindest hat Infraserv Höchst die Auslastung der geplanten Anlage bereits durch langfristige Verträge mit insgesamt 14 zertifizierten Ersatzbrennstoff-Lieferanten für einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren gesichert.
Bei der Verbrennung werden die Ersatzbrennstoffe in ein zirkulierendes Wirbelbett aus Quarzsand eingetragen. Diese Technologie garantiert einen hohen Ausbrand, da sich die feinen, glühend heißen Sandpartikel mit den Ersatzbrennstoffen und der Verbrennungsluft vermischen und ein intensiver Wärmeübergang erfolgt. Verwertet werden nur Materialien, die zuvor von den Lieferanten auf der Grundlage einer detaillierten Qualitätsspezifikation entreichert, sortiert und aufbereitet werden. Wenn die nach dem neuesten Stand der Technik errichtete Ersatzbrennstoff-Anlage 2009 in Betrieb gegangen ist, wird Infraserv Höchst etwa 60 % des am Standort benötigten Stroms selbst erzeugen können. Und bei der Dampfproduktion gibt es dann noch Reserven, die auch für künftige Neuansiedlungen und neue Projekte der Standortgesellschaften wichtig sind. Immerhin investierten die Industriepark-Unternehmen in den letzten sieben Jahren kontinuierlich zwischen 340 und 450 Mio. Euro pro Jahr am Standort, rund 2,7 Mrd. Euro zwischen 2000 und 2006.
Biogas-Anlage liefert umweltfreundlich Energie
Zu den regenerativen Energiequellen, die im Industriepark genutzt werden, gehört bald auch Biogas. Anfang Juli wurde eine Anlage fertig gestellt, in der künftig Klärschlämme und Co-Substrate in Biogas umgewandelt werden. Bei den Co-Substraten handelt es sich um überlagerte Lebensmittel, Fermentationsrückstände oder andere organische Abfälle, die einen besonders hohen Energiegehalt aufweisen. Die Klärschlämme fallen in der Abwasserreinigungsanlage des Industrieparks an.
Bislang waren diese industriellen Klärschlämme für die Biogas-Produktion ungeeignet. Infraserv Höchst hat allerdings ein Verfahren entwickelt, mit dem auch diese Klärschlämme zur Vergärung genutzt werden können. Im Abwasser-Technikum des Chemiepark-Betreibers wurde das Verfahren zwei Jahre lang getestet und zur Umsetzungsreife im Großmaßstab entwickelt. Der Rohschlamm aus den Eindickern der Abwasserreinigungsanlage wird in einer mechanischen Entwässerungsmaschine vorentwässert und in den Fermenter-Heizkreis eingespeist. Hier erfolgt auch die Zugabe der Co-Substrate, die zuvor in Mischbehältern vereinheitlicht werden. Im Heizkreis wird ständig Faulschlamm aus den Fermentern über Wärmetauscher umgewälzt, die ihre Energie vom Kühlkreislauf der Blockheizkraftwerke beziehen. Drei Blockheizkraftwerke setzen das in den Fermentern anfallende Biogas in Strom, Prozesswärme und Dampf um.
Nach der Fertigstellung der Gebäude und der Installation der Anlagentechnik beginnt in diesen Tagen der Anfahrbetrieb. In wenigen Monaten wird die Anlage täglich 30 000 m3 Biogas produzieren und somit etwa vier Megawatt Strom und zwei Megawatt Wärme in die Versorgungsnetze des Industrieparks einspeisen. Pro Jahr werden in der neuen Biogas-Anlage rund 300 000 m3 Klärschlamm sowie etwa 90 000 m3 organische Abfälle verarbeitet.
Die Biogas-Anlage besteht im Wesentlichen aus zwei jeweils 30 m hohen Fermentationsbehältern, von denen jeder ein Volumen von 11 000 m3 aufweist, sowie einem Maschinenhaus, den Blockheizkraftwerken, einem Gas- und einem Schlammspeicher. „Mit dem Bau der Biogas-Anlage leisten wir einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz“, verweist Dr. Roland Mohr darauf, dass auch mit der Inbetriebnahme dieser Anlage der Bedarf an fossilen Brennstoffen reduziert wird. Die Biogas-Anlage sei ebenso wie die geplante Ersatzbrennstoff-Anlage ein gelungenes Beispiel für die Verschmelzung von Energie- und Abfallwirtschaft. „Wir werden die Möglichkeiten der ressourcenschonenden Energieerzeugung in Zukunft noch konsequenter nutzen, gerade auch im industriellen Bereich“, so Dr. Roland Mohr.
cav 401

Veranstaltung: Wie funktioniert die Biogasanlage im Industriepark Hoechst
Energiekonzepte von Infraserv Hoechst
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