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Zeppelin: Für alle Fälle gerüstet

Technikum für pneumatische Förderung eröffnet
Zeppelin: Für alle Fälle gerüstet

Um bei der Auslegung von Anlagen zur Schüttgutförderung keine unverantwortbaren Risiken einzugehen, muss der Anlagenbauer die Schüttgüter und ihr Verhalten genau kennen. Leider ist dies häufig nicht der Fall. Vor diesem Hintergrund besteht ein eindeutiger Bedarf für Versuchsanlagen im industriellen Maßstab, um die Risiken des Scale-up zu reduzieren. Zeppelin hat daher ein neues Technikum gebaut, in dem verschiedene pneumatische Förderverfahren getestet werden können.

Bereits 1999 hat Zeppelin ein erstes Technikum für die Fördertechnik polymerer Granulate und Pulver in Betrieb genommen. Die Aktivitäten in diesem Technikum sind fokussiert auf die Petrochemie, also komplette Logistikanlagen bei der Herstellung von Kunststoffgranulaten. In diesem Technikum sind auch die Laboreinrichtungen zur Ermittlung der Fließeigenschaften mit Schergeräten und des Reststaubgehaltes von Granulaten sowie die Teilchengrößenanalyse integriert.

Durch das starke Wachstum von Zeppelin, die verstärkte internationale Ausrichtung und nicht zuletzt durch die Integration der Geschäftsaktivitäten der früheren Motan Materials Handling GmbH, heute Zeppelin Materials Handling GmbH, und der mht Material Handling Technologies GmbH, hat sich die Notwendigkeit zur Erweiterung des Technikums um die Fördertechnologien der pneumatischen Förderung feinkörniger Pulver ergeben.
Alles vorhanden
Das neue Zeppelin-Technikum ist für alle Anwendungsfälle gut gerüstet. So stehen eine Reihe unterschiedlicher, auf den Anwendungsfall optimierter Zellenradschleusen zur Verfügung. Beispiele hierfür sind Zellenradschleusen mit offenen oder gedichteten Zellenrädern, vor allem aber Austrag- und Durchblasschleusen sowie Horizontalschleusen mit besonders linearer Dosiercharakteristik. Des Weiteren sind im Technikum auch Druckgefäße zur Einspeisung von Schüttgütern in die Förderleitung installiert sowie die speziell für empfindliche Schüttgüter entwickelten Fördersysteme Pump-Flow und Screw-Flow.
Für manche Pulver ist die Förderung in Förderleitungen aus Kunststoff aufgrund der geringeren Reibungsverhältnisse und geringerer Wandanhaftungen günstiger. Natürlich spielen neben den verfahrenstechnischen Erfordernissen auch die Herstellungskosten eine Rolle bei der Auswahl der Rohrleitungswerkstoffe. Deshalb verfügt das Technikum über Förderleitungen aus unterschiedlichen Werkstoffen: Aluminium, Edelstahl, Polyethylen und verschiedene Gummischläuche, die sich bei kurzzeitigem Überdruck ausdehnen und dabei automatisch Anbackungen abreinigen.
Manche Schüttgüter, die zu einer starken Pfropfenbildung neigen, erfordern eine Bypass-Förderung mit punktueller Sekundärluft-Einspeisung. Dieses Förderverfahren, das Zeppelin unter der Bezeichnung Overflow vermarktet, lässt sich ebenso im Technikum verwirklichen, wie das Airfloat-Verfahren, das eine linienförmige Zusatzluft-Einblasung ermöglicht.
Für all diese Förderverfahren stehen zur Einspeisung sowohl Zellenradschleusen als auch Druckgefäße zur Verfügung. Die Produkteinspeisung erfolgt über eine manuelle Sackaufgabe, eine Big Bag-Entleerstation oder über eine Sauglanze. Die Länge der Förderleitungen beträgt zwischen 100 und 150 m bei Durchmessern von DN 80 und DN 100. Die Empfangsbehälter sind mit empfindlicher Wiegetechnik ausgerüstet, so dass jederzeit eine Kontrolle und Dokumentation über die erreichten Förderleistungen vorliegt. Neben den Standardeintragsystemen stehen für empfindliche und schwer förderbare Schüttgüter zahlreiche weitere Eintragsysteme zur Verfügung.
Pump-Flow-Verfahren
Für besonders schwierige Medien wie Glasfasern steht das Pump-Flow-Verfahren im Technikum zur Verfügung. Durch dieses Verfahren, das einem Saug-Druck-Förderverfahren mit einem horizontal liegenden Druckgefäß entspricht, können jetzt auch längere Förderwege, beispielsweise aus einem Silofahrzeug in ein Silo und anschließend zu den Verarbeitungsmaschinen, realisiert werden. Pump-Flow arbeitet ähnlich wie eine große Fahrradpumpe: Zunächst wird in einem ersten Förderzyklus Schüttgut in ein horizontal liegendes Rohr eingesogen und dann in einem zweiten Schritt mit Druckluft in die Förderleitung und bis zum Empfangsbehälter gedrückt. Pump-Flow kann alternativ als Förderung mit Overflow-Bypass-Ventilen oder mit gewöhnlichen Rohrleitungen betrieben werden – je nach Fördereigenschaft des Schüttgutes. Weiterhin bietet dieses Förderverfahren die Möglichkeit, über eine geschickte Kombination von Saug- und Druckförderungen die gesamte Materialversorgung in einem Verarbeitungsbetrieb zu rationalisieren. Verglichen mit Druckgefäßen ist ein enormes Einsparpotenzial an Bauhöhe und umbautem Raum vorhanden.
Schonender Eintrag
Eine Alternative zu Pump-Flow stellt das neue Förderverfahren Screw-Flow dar, das speziell für empfindliche Schüttgüter wie geperlten Ruß und für stark anhaftende Pigmente entwickelt wurde. Bei Screw-Flow wird das Pulver mit einer Schnecke im drucklosen Zustand in ein horizontal liegendes Rohrgefäß eingespeist und dann in einem zweiten Schritt pneumatisch in und durch die Förderleitung gefördert.
Die saugende Phase wird somit durch eine kurze, mechanische Förderung ersetzt. Dies bedeutet einen sehr schonenden Eintrag und, verglichen mit Pump-Flow, das Vermeiden von Filterproblemen sowie die Einsparung eines Sauggebläses. Für eine kontinuierliche Arbeitsweise sind dann, genau wie bei einer Druckgefäß-Station, zwei Einspeisevorrichtungen erforderlich. Für einen geringen Massenstrom reicht eine einzelne Einspeisevorrichtung im diskontinuierlichen Betrieb.
Förderluft aus dem Betriebsnetz
Die komplexen Abläufe der unterschiedlichen Förderverfahren erfordern einen hohen Automatisierungsgrad bei gleichzeitig notwendiger hoher Flexibilität eines Technikumbetriebs. Dies wurde mit einer Siemens-S7-Steuerung erreicht. Für die Steuersignale und die Auswertemesstechnik wird das ASI-Bussystem eingesetzt. Damit steht neben zahlreichen Alternativen in der Versuchsdurchführung gleichzeitig eine sichere und vollständige Dokumentation der Versuchsdaten zur Verfügung.
Die Luftversorgung kommt aus dem Betriebsnetz mit bis zu 5000 m³/h bei 8 bar. Zur Einspeisung in die verschiedenen Fördersysteme stehen einfache Lavaldüsen und komplexe Luftmengenregelsysteme für Förderluft und Bypassluft zur Verfügung. Die Luftmengenregelung mit der AQU (Air-Quantity-Unit) erfolgt mit einem Proportionalventil. Mit einem Sensor aus Lochblende und Transmitter wird der aktuelle Luftmengenstrom gemessen. Die AQU-Steuereinheit regelt mit dem Sensorsignal das Proportionalventil und somit einen gewünschten Luftvolumenstrom.
cav 403

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Zeppelin auf Erfolgskurs
Anlässlich der Eröffnung des neuen Technikums, der Versuchsanlage des Industriebereiches von Zeppelin am Standort Friedrichshafen, gab Ernst Susanek, Vorsitzender der Geschäftsführung des Zeppelin-Konzerns die aktuellen Zahlen bekannt. So erwirtschaftete der Handelsbereich bis Ende September 2005 einen Umsatz von 1,2 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,1 Mrd. Euro) und damit im Vorjahresvergleich eine Steigerung um 9 %. Dabei konnte Zeppelin bis Ende September 11 629 neue und gebrauchte Baumaschinen, Motoren und Gabelstapler verkaufen, das sind 981 mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Auch der Industriebereich befindet sich auf Wachstumskurs mit einem Umsatz in den ersten drei Quartalen von 70,8 Mio. Euro (Vorjahr: 61,2 Mio. Euro). Optimistisch bezüglich der Entwicklung für das Gesamtjahr 2005 stimmt Susanek auch der Auftragsbestand: „Besonders erfolgreich behauptet sich unser Industriebereich, der mit einem aktuellen Auftragsbestand von 92 Mio. Euro um 44 % über dem vergleichbaren Vorjahresniveau liegt.“ Demnach rechnet der Konzernchef für 2005 mit einem Gesamtumsatz von rund 1,58 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,52 Mrd. Euro) und damit mit einer Steigerung gegenüber 2004 um 4 %.
Der Zeppelin-Konzern beschäftigt derzeit rund 4360 Mitarbeiter (Vorjahr: 4292) an 182 Standorten weltweit. Auf den Industriebereich entfallen dabei 542 (Vorjahr: 494) Beschäftigte, davon 366 (Vorjahr: 338) am Standort Friedrichshafen, der durch die Akquisition der Motan Materials Handling GmbH, die mittlerweile in Zeppelin Materials Handling GmbH umfirmiert und im Stammsitz des Industriebereiches integriert wurde, entsprechende Verstärkung erfahren hat.
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