Zwischen Industrie-PC und SPS

Die Gerätelandschaft in der Automatisierungstechnik ist bisher gekennzeichnet durch eine Zweiteilung in dedizierte Hardware auf der einen und Industrie PC-Plattformen auf der anderen Seite. Beide Welten besitzen individuelle Vorzüge. Bei der dedizierten Hardware stehen Deterministik, Geschwindigkeit und Robustheit für industrielle Anwendungen im Vordergrund. Dies gilt besonders auch in zeit- oder sicherheitstechnisch kritischen Anwendungen. Vor allem im Serienmaschinenbau steigt darüber hinaus der Kostendruck auf die Automatisierungslösung. Dies gilt für die Produktkosten gleichermaßen wie für die Wartung und den Service. Aus diesen Gründen spielen dedizierte Systeme nach wie vor die dominierende Rolle.

Auf der anderen Seite findet man als Plattform den PC, der in den Anwendungsbereichen Verwendung findet, die eine Kombination von verschiedenen Funktionalitäten fordern. Dazu zählen beispielsweise die Visualisierung, Steuerungsaufgaben sowie Batch- und datenintensive Anwendungen. Zusätzlich kann der PC als Bindeglied zu übergeordneten Informationslösungen dienen. Die Offenheit in Hard- und Software wird durch standardisierte Schnittstellen und Betriebssysteme ermöglicht. Diese vereinfachen die Integration anwendungsspezifischer Erweiterungen.

Mit der Multifunktionalen Plattform (MP) wird eine Produktkategorie zwischen den klassischen Komponenten wie Operator Panel und SPS auf der einen und dem PC auf der anderen Seite geschaffen. Durch Windows CE haben die Geräte ein deterministisches Verhalten. Dies ist eine Grundvoraussetzung, um Prozeßsicherheit zu garantieren. Durch die schnelle Verfügbarkeit des Betriebssystems beim Hochlauf, beschrieben durch den Begriff „Instant On“, lassen sich unnötige Stillstandzeiten vermeiden. Anders als Windows 95 oder Windows NT benötigt Windows CE keine Festplatte zum Betrieb. Die Geräte können also auch in industriellen Anwendungen eingesetzt werden, in denen die geforderte Rüttelfestigkeit oder hohe Staubbelastung den Einsatz eines PCs bisher einschränkte. Der Ressourcenbedarf liegt typischerweise unter dem eines PC. Dies spiegelt sich in geringeren Hardwarekosten wider.

Features wie ActiveX, Visual Basic und Pocketanwendungen von Internet Browser, Excel und Word vermitteln einen Eindruck von den vielfältigen Möglichkeiten, die durch die Flexibilität und Offenheit einer Windows CE-Plattform prinzipiell vorhanden sind.

Erster Vertreter der neuen Produktkategorie MP ist das Simatic Multi Panel MP270. Es kombiniert Funktionen wie Visualisieren und Steuern auf Basis von Windows CE. Die Projektierung der Visualisierung erfolgt wie bei den Simatic Operator Paneln durchgängig mit ProTool. Die B&B-Funktionalität entspricht dabei der PC-Variante von ProTool/Pro. Die Steuerungsaufgaben übernimmt die Software-SPS WinLC auf Windows CE. Diese stammt aus dem Engineeringumfeld der Simatic S7. Es handelt sich dabei um eine aus der Windows NT-Variante abgeleitete WinLC-Version. Die Projektierung erfolgt im Step 7-System. Die Anbindung der dezentralen Peripherie ET200 läßt sich via Profibus realisieren. Das MP270 mit B&B-Funktionalität wird Ende 1998 lieferbar sein. Die Soft-SPS WinLC für MP270 wird mit dem Windows CE 3.0 Release in 1999 folgen.

Die Einbaumaße des MP270 sind identisch mit denen der existierenden OP35/37-Gerätereihe. Die geringe Gerätetiefe von nur 60 mm erlaubt den Einbau auch bei beengten Platzverhältnissen.

Weitere Informationen cav-222