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So will BASF die Unternehmensstrategie ab 2024 umsetzen

Ausgliederung von Geschäftsbereichen und Reduktion spezifischer Scope-3.1-Emissionen bis 2030
So will BASF die Unternehmensstrategie ab 2024 umsetzen

BASF geht einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität und hat sich Ziele für Scope-3.1-Emissionen gesetzt. Dies gab das Unternehmen im Rahmen eines Updates für Investoren und Analysten in Ludwigshafen bekannt, bei dem Dr. Martin Brudermüller, Vorsitzender des Vorstands der BASF SE, und Dr. Dirk Elvermann, Finanzvorstand, über Fortschritte bei der Umsetzung der Unternehmensstrategie berichteten. Mit einer differenzierteren Steuerung und neuen KPIs passen Unternehmensbereiche ihre spezifischen Geschäftsmodelle und -prozesse weiter an. In diesem Zusammenhang werden die Geschäfte mit Agrarprodukten, Lacken und Batteriematerial aus der Verbundstruktur herausgelöst und in rechtlich eigenständige Einheiten übertragen.

BASF ist eine Erfolgsgeschichte. Die Unternehmensstrategie war bislang auf organisches Wachstum ausgerichtet. Zwischen 2018 und 2022 hat das Unternehmen rund 60 % seiner Ausgaben für Sachinvestitionen sowie für Forschung und Entwicklung verwendet. Brudermüller betonte die hohe Bedeutung der Aktionärsrendite und einer attraktiven Dividende für den BASF-Vorstand. „BASF hat die Dividende in drei der vergangenen fünf Jahre erhöht und sie aufgrund der herausfordernden Rahmenbedingungen 2020 und 2022 auf dem jeweiligen Vorjahresniveau stabil gehalten“, sagte er. Durch kontinuierliches Portfolio-Management hat BASF den Fokus in Richtung innovative Wachstumsgeschäfte gerichtet.

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Differenzierte Geschäftssteuerung für höhere Profitabilität

Schlüsselelement der im Jahr 2018 vorgestellten Strategie war die Transformation von BASF in eine kundenorientierte Organisation durch die Stärkung der Unternehmensbereiche. Ziel war es, die Bedürfnisse der Kunden besser zu erfüllen. Seitdem hat BASF verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Steuerungsfähigkeiten der einzelnen Geschäfte zu erhöhen. „Das Unternehmen geht nun einen Schritt weiter mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit von BASF durch die Anpassung der Geschäftssteuerung weiter zu steigern“, so Elvermann: „Wir kombinieren die Vorteile eines differenzierteren Ansatzes zur Steuerung einzelner Geschäfte mit den Vorteilen des Verbunds sowie unserer Aufstellung als integriertes Unternehmen.“

Aber was bedeutet das nun konkret für die Geschäftsbereiche? Die Unternehmensbereiche passen ihre spezifischen Geschäftsmodelle und -prozesse weiter an.  Geschäfte, die nicht so tief in den Verbund integriert sind, erhalten mehr Raum, um den Bedürfnissen ihrer spezifischen Kundenindustrien gerecht zu werden, während sie weiter die Vorteile eines integrierten Unternehmens genießen. Was schön klingt, heißt nichts anderes als dass die Sparten aus der bisherigen Struktur des Unternehmens herausgelöst und in rechtlich eigenständige Einheiten übertragen werden. Dieser Ansatz wird für Battery Materials und Coatings innerhalb des Segments Surface Technologies sowie für Agricultural Solutions gelten. Verkaufspläne für die Einheiten gibt es aber nicht. 

BASF wird die Verbundgeschäfte – bestehend aus den Segmenten Chemicals, Materials, Industrial Solutions und Nutrition & Care – weiterhin entlang von Wertschöpfungsketten steuern. 

Keine Umsatzprognose mehr – Neue KPIs ab Januar 2024

Ab Januar 2024 wird BASF die Leistungskennzahlen (Key Performance Indicators, KPIs) ändern, die zur Steuerung der BASF-Gruppe verwendet werden. Kurz- und mittelfristig wird das Unternehmen den Schwerpunkt stärker auf das EBITDA vor Sondereinflüssen und den Cashflow legen. BASF wird weiterhin die Rendite auf das betriebsnotwendige Kapital (Return on Capital Employed, ROCE) als mittelfristigen Steuerungs-KPI verwenden, um den Fokus auf die Wirtschaftlichkeit von Investitionen beizubehalten.

Mit der differenzierten Steuerung wird BASF auch neue KPIs für die Unternehmensbereiche einführen. Geschäfte mit Fokus auf eine einzelne Branche werden stringenter nach branchenspezifischen KPIs gesteuert, während Geschäftsaktivitäten, die tiefer in den Verbund integriert sind, entlang von Wertschöpfungsketten gesteuert werden. BASF wird einen starken Fokus auf die Cash-Generierung in allen Geschäften legen. Darüber hinaus werden folgende EBITDA-Margen vor Sondereinflüssen angestrebt:

  • Verbundgeschäfte: 17% über den Chemiezyklus
  • Battery Materials: 30% oder mehr (ohne Metalle) bis 2030
  • Coatings: mittelfristig 15% oder mehr
  • Agricultural Solutions: mittelfristig 23% oder mehr

Im Einklang mit diesen Änderungen im Steuerungsansatz wird BASF auch die externe Berichterstattung und Prognose anpassen. Mit dem BASF-Bericht 2023, der am 23. Februar 2024 zur Veröffentlichung ansteht, wird BASF eine Prognose für das EBITDA vor Sondereinflüssen und den Free Cashflow auf Konzernebene geben, anstatt eines Ausblicks für Umsatz, EBIT vor Sondereinflüssen und ROCE. Darüber hinaus wird das Unternehmen auch auf Segmentebene eine Prognose für das EBITDA vor Sondereinflüssen und den Cashflow bereitstellen.

Scope-3.1-Emissionen: Nächster Schritt auf dem Weg zur Klimaneutralität

Im März 2021 setzte BASF Reduktionsziele für Scope-1- und Scope-2-Emissionen: eine Verringerung um 25% bis 2030 im Vergleich zu 2018 sowie Netto-Null bis 2050. Um diese Ziele zu erreichen, konzentriert sich de Konzern auf den Einsatz erneuerbarer Energien und Technologien zur CO2-Verminderung.

Angesichts des Fortschritts, den das Unternehmen bei der Beschaffung zuverlässiger Primärdaten zu den Emissionen zugekaufter Rohstoffe gemacht hat, ist BASF nun zuversichtlich, über eine ausreichend solide Grundlage für die Festlegung von Zielen zur Reduzierung der Scope-3.1-Emissionen zu verfügen. Bis 2030 strebt BASF eine Reduzierung der spezifischen Scope-3.1-Emissionen um 15% im Vergleich zu 2022 über das gesamte Portfolio hinweg an – von 1,57 auf 1,34 kg CO2 pro Kilogramm zugekauften Rohstoffs.

Bei BASF gehen Chemie und Nachhaltigkeit eine starke Verbindung ein

Partnerschaft bei deutschen Offshore-Windparks Nordlicht 1 und 2

Ein Baustein für Net Zero ist auch das Memorandum of Understanding über den Verkauf von 49% der Projektanteile von Vattenfall an den Offshore-Windparks Nordlicht 1 und 2 an BASF. Vattenfall beabsichtigt mit seinem Anteil an der Stromerzeugung Kunden in Deutschland mit fossilfreiem Strom zu beliefern. Die BASF wird knapp die Hälfte des Stroms für die Versorgung der Chemieproduktionsstandorte in Europa, insbesondere in Ludwigshafen, einsetzen.

Das Windparkgebiet Nordlicht befindet sich 85 km nördlich der Insel Borkum in der deutschen Nordsee und besteht aus zwei separaten Standorten: Nordlicht 1 mit einer Leistung von 980 MW und Nordlicht 2 mit 630 MW. Vattenfall entwickelt und baut die Nordlicht-Standorte. Nach der vollständigen Inbetriebnahme wird ihre Gesamtproduktion voraussichtlich rund 6 TWh/a betragen, was dem Stromverbrauch von 1,6 Millionen deutschen Haushalten entspricht.

Die Vertragsunterzeichnung wird für die erste Hälfte des Jahres 2024 erwartet. Vorbehaltlich einer endgültigen Investitionsentscheidung, die für 2025 erwartet wird, kann der Bau von Nordlicht 1 und 2 im Jahr 2026 beginnen. Die Windparks werden voraussichtlich 2028 vollständig in Betrieb gehen.

BASF kann damit große Mengen an erneuerbarem Strom für die Transformation hin zu Net-Zero-Emissionen sicherstellen. Es ist das zweite Mal, dass BASF eine Beteiligung an einem der Offshore-Windparks von Vattenfall plant. Im Jahr 2021 erwarb BASF bereits einen Anteil an dem kürzlich eingeweihten Windpark Hollandse Kust Zuid in den Niederlanden, dem derzeit größten Offshore-Windpark der Welt. Im Rahmen ihrer Beteiligung erhält BASF 49,5 % des Stroms aus dem 1,5-Gigawatt-Offshore-Windpark.

Universität Heidelberg und BASF verlängern Zusammenarbeit in gemeinsamem Katalyselabor

Neben dem Einsatz erneuerbarer energien führt auch die Kreislaufwirtschaft zu Net Zero. BASF und die Universität Heidelberg werden weitere fünf Jahre zusammen im 2006 gegründeten Catalysis Research Laboratory (CaRLa) forschen. Ein Schwerpunkt ist dabei das chemische Recycling von Kunststoffabfällen. Derzeit sind am CaRLa zehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschäftigt. Grundlagenforschung auf dem Gebiet der homogenen Katalyse ist für BASF wichtig. Sie hilft dabei, chemische Prozesse zu entwickeln, die weniger Energie verbrauchen und weniger Abfälle erzeugen. Somit ist CaRLa ein wichtiger Baustein, um die Nachhaltigkeitsziele der BASF zu erreichen.

Um Rohstoffe effizienter zu nutzen und den CO2-Fußabdruck von Produkten und Herstellungsprozessen zu reduzieren, arbeitet das CaRLa seit einigen Jahren verstärkt an neuen Verfahren, Kunststoffabfälle chemisch zu recyclen. Ein Beispiel dafür ist die selektive Zerlegung von Polyurethan-Kunststoffen in wiederverwertbare Grundbausteine, aus denen das Polymer (der vollständige Kunststoff) wiederaufgebaut werden kann. Neben der Entwicklung neuer Verfahren für das chemische Recycling arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler außerdem an Katalysesystemen für die effiziente Herstellung von biobasierten und bioabbaubaren Polymeren.

Im Zuge der Vertragsverlängerung kommt es zu organisatorischen Veränderungen am CaRLa: Die Laborleitung seitens BASF übernehmen gemeinsam Prof. Dr. Thomas Schaub und Dr. Jaroslaw Mormul. Neben Dr. Julia Schüller, Vice President Chemicals Research bei BASF, wird Dr. Christian Rein, Leiter der Forschungsgruppe Homogeneous Catalysis und Acrylics bei BASF, neues Mitglied des Lenkungskreises. Diesem gehören von der Universität Heidelberg Prof. Dr. A. Stephen K. Hashmi aus der Organischen Chemie als wissenschaftlicher Leiter sowie Prof. Dr. Peter Comba aus der Anorganischen Chemie als weiteres Mitglied an.

(Daniela Held)

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