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Wie KI für mehr Transparenz bei den ESG-Daten sorgt

Nachhaltigkeit in der Konsumgüterindustrie
Wie KI für mehr Transparenz bei den ESG-Daten sorgt

Wie KI für mehr Transparenz bei den ESG-Daten sorgt
Verbraucher in der Konsumgüterindustrie achten immer häufiger auf die Nachhaltigkeit von Unternehmen Bild: KMPZZZ - stock.adobe.com
Verbraucher sind heute besser informiert denn je. Die Folge: Sie verlangen mehr Transparenz, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung von Unternehmen in der Konsumgüterindustrie. Käufer, die einen großen Wert auf ökologische Nachhaltigkeit legen, sind mittlerweile in der Mehrheit. Als größtes Käufersegment suchen sie nach Marken, die mit ihren Werten und ihrem Lebensstil übereinstimmen. Diese Verschiebung der Verbraucherprioritäten bedeutet im Umkehrschluss für Unternehmen, dass sie ihre Praktiken und Strategien überdenken müssen und ihre ESG-Berichterstattung detaillierter und nachvollziehbarer werden muss.

Viele Unternehmen haben mit der Komplexität der Messung und Berichterstattung ihrer ESG-Leistungen zu kämpfen. Außerdem nehmen Regularien wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz Unternehmen zunehmend in die Verantwortung – für ihre direkten Emissionen und die Emissionen, die in der Wertschöpfungskette ihrer Produkte und Dienstleistungen entstehen. Regional unterschiedliche Anforderungen an die ESG-Berichterstattung sorgen oftmals zusätzlich für Verwirrung.

Manche Unternehmen picken sich daher einige wenige Kennzahlen heraus, um ein rosigeres Bild zu zeichnen, andere sind bemüht, ihre Fortschritte umfassend und nachvollziehbar offenzulegen. In einer aktuellen Studie von IBM und ‚The Consumer Goods Forum‘ mit dem Titel „Redesigning brand values: Purpose and profit converge in core operations“ behaupten zwar 42 % der befragten Führungskräfte, dass sie über ihre Nachhaltigkeitsziele berichten können, in Echtzeit schaffen es aber nur 32 %. Dadurch fällt es ihnen schwer, schnelle und gut informierte Entscheidungen zu treffen.

Wie also können Konsumgüterunternehmen sicherstellen, dass ihre Abläufe wirklich nachhaltig sind und sich gleichzeitig in den tückischen Gewässern der ESG-Berichterstattung zurechtfinden?

Konkret geht es um diese vier zentralen Themen:

  • Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie integrieren
  • Bewertungen, Vorhersagen und Erkenntnisse dank KI
  • Analysen, ESG-Reporting und Berichterstattungspflicht
  • Effiziente und umweltfreundlichere Lieferketten durch besseren Datenaustausch

Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie integrieren

Führungskräfte in der Konsumgüterindustrie sind sich einig, dass Investitionen in mehr Nachhaltigkeit das Unternehmenswachstum beschleunigen werden. Viele stimmen deshalb ESG- und Unternehmensziele aufeinander ab. Um dies effektiv umsetzen zu können, sollten Fachabteilungen, die für Lieferketten und betriebliche Abläufe zuständig sind, und Führungskräfte eng zusammenarbeiten. Sobald eine konsistente Strategie feststeht, werden im nächsten Schritt in der Umsetzung konkrete Ziele definiert, ein mehrjähriger Fahrplan entwickelt und festgelegt.

Konkrete Erweiterungen oder Aktualisierung der bestehenden Strategie bei unseren Kunden kommen vor allem aus der Logistik und/oder den Lieferketten, die oftmals je nach Geschäftsmodell unternehmenskritisch sind. Ein anderer Bereich ist das IT-Management – oftmals entwickeln IT-Mitarbeitende Unternehmensanwendungen hauptsächlich mit dem Ziel, neben den fachlichen Anforderungen auch bestimmte Leistungsvorgaben zu erfüllen. Eine Betrachtung der genutzten Ressourcen erfolgt, wenn überhaupt, nachgelagert. Auch die Mitarbeitenden müssen entsprechend der jeweiligen HR-Strategie eingebunden werden. Weitere Aspekte betreffen die Einbindung von Partnern und Lieferanten in die übergreifende, von Nachhaltigkeit getriebene Unternehmensstrategie.

Bewertungen, Vorhersagen und Erkenntnisse dank KI

Moderne Technologien wie Automatisierung, Analytik, IoT, KI und intelligente Arbeitsabläufe werden immer entscheidender, um maßgebliche Geschäftsergebnisse erzielen und Nachhaltigkeitsbestrebungen umsetzen zu können. Viele führende Unternehmen der Konsumgüterindustrie nutzen aus diesem Grund KI-gestützte Arbeitsabläufe. Durch den Einsatz von KI zur Rationalisierung von Aufgaben, die andernfalls wiederholtes menschliches Eingreifen erfordern würden, können Unternehmen ihre Effizienz steigern und die Ressourcennutzung optimieren.

In der Landwirtschaft werden beispielsweise KI-gesteuerte Systeme eingesetzt, um Daten aus verschiedenen Quellen zu analysieren und so die Bewässerung, den Einsatz von Düngemitteln und die Schädlingsbekämpfung zu optimieren. Das zeigt ein Beispiel zur Überwachung der Wasserqualität: Deltares, eine gemeinnützige Forschungsorganisation mit Sitz in den Niederlanden, arbeitet mit IBM derzeit daran, eine neue Benutzeroberfläche zu implementieren, die Landwirten hilft, Nitratwerte zu überwachen und Einblicke in Nährstoffverluste und die lokale Wasserqualität gibt.

Auch im verarbeitenden Gewerbe kann diese Methode Produktionsprozesse verbessern und für eine stärkere Qualitätskontrolle sorgen, damit Rohstoffe und Energie gespart werden. So wurde mit führenden Unternehmen der globalen Lieferkette für Kaffee die Plattform Farmer Connect entwickelt, die IBM Blockchain einsetzt. Die mobile App “Thank My Farmer“ zeigt Konsumenten, wo ihr morgendlicher Kaffee genau herkommt. Damit können sie ihren Kaffee zurückverfolgen und die Bauern unterstützen, die die Bohnen anbauen.

KI kann zudem bei der Lagerhaltung einen erheblichen Mehrwert bieten. Sie sorgt für eine bessere Bedarfsermittlung sowie Bestandsverwaltung und hilft Überbestände vermeiden. KI- und Machine-Learning-Algorithmen analysieren eine Vielzahl von Datenquellen und liefern in Echtzeit wertvolle Erkenntnisse über die Nachfrage nach einem bestimmten Produkt oder einer Dienstleistung.

Analysen, ESG-Reporting und Berichterstattungspflicht

Durch die genaue Analyse von verschiedensten Faktoren, wie z. B. bisherige Verkaufsverläufe, Wetterdaten, Trends in sozialen Medien oder Muster im Verbraucherverhalten, können Unternehmen dank KI-gestütztem ‚Demand Sensing‘ Verschiebungen in der Nachfrage vorhersehen und ihre Produktions-, Bestands- und Lieferkettenprozesse entsprechend anpassen. Ein häufiges und erfreuliches „Nebenprodukt“ von mehr Transparenz ist die Identifikation von Optimierungspotenzial. Das bewies 2022 der preisgekrönte (MCA Awards) UK Fashion Trust: Eine Plattform, die IBM mit der britischen Regierung für die sogenannten „Fast Fashion-Retailer“ gebaut hat, um komplette Transparenz in der Lieferkette herzustellen.

Durch dedizierte ESG-Plattformen, beispielsweise IBM Envizi und andere, können Unternehmen Daten zu allen Details von Effizienzprojekten manuell oder automatisch auswerten. Ein Tracking von Leistungsergebnissen durch die Verknüpfung von Projekten erweitert die Einblicke. Berichte über die tatsächlich erbrachte Leistung im Vergleich zu den ursprünglich erwarteten Ergebnissen von Portfolio- oder Vermögenswerten können erstellt werden. Sie bilden auch die Basis zur Erfüllung vorgegebener Verpflichtungen zur Berichterstattung.

Effiziente und umweltfreundlichere Lieferketten durch besseren Datenaustausch

Da Lieferketten für rund 90 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, sollten Unternehmen die Umweltauswirkungen jedes Bestandteils dieser Lieferketten kennen. Mit Cloud-basierten Plattformen zum Datenaustausch können sie Emissionen, Abfälle, Energieverbrauch und andere Nachhaltigkeitskennzahlen in Echtzeit verfolgen und so einen umfassenden Überblick über ihren ökologischen Fußabdruck erhalten.

Mithilfe solcher Plattformen können Unternehmen einfacher sicherstellen, dass ihre Zulieferer die Kriterien für nachhaltige Beschaffung, Produktqualität und Kapazitäten erfüllen oder gemeinsam mit ihnen an der Entwicklung nachhaltigerer und umweltfreundlicherer Produkte und Lieferwege arbeiten. Cloud-basierte Plattformen schaffen einen gemeinsamen Raum zum Informationsaustausch mit allen Beteiligten, Designprozesse können damit beschleunigt, Nachhaltigkeitsziele gemeinsam effektiver angegangen werden.

Umsatzwachstum mit Nachhaltigkeit

CEOs, die Nachhaltigkeit und digitale Transformation integrieren und über eine klar definierte Strategie verfügen, erzielen ein bis zu 41 % höheres Umsatzwachstum als ihre Konkurrenten. Das unterstreicht, wie wichtig es ist, Nachhaltigkeit in die Geschäftsabläufe eines Unternehmens zu integrieren. Möglich wird das durch ein geschicktes Zusammenspiel an Geschäftsprozessen, moderner Technologie, Partnerschaften im Ökosystem und einer engen Absprache der Führungsebene untereinander in den Bereichen Produktion, Technologie, Betrieb, Lieferketten und Nachhaltigkeit. Mit diesem ganzheitlichen Ansatz können Führungskräfte in der Konsumgüterindustrie nicht nur die Anforderungen der Verbraucher erfüllen, sondern auch erhebliches Wachstum und Erfolg in einem zunehmend wettbewerbsorientierten Markt erzielen. Die bereits weiter oben angesprochenen ESG-Plattformen ermöglichen es, Partner und Lieferanten eng einzubinden und über einen dedizierten Datenaustausch, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Anforderungen zu Datensicherheit und Datenschutz, das Erzielen von Nachhaltigkeitszielen für alle involvierten Parteien einfacher zu gestalten.

Fazit

Unternehmen der Konsumgüterindustrie sind in der Lage, mit ihrer starken Marktpräsenz hier tatsächlich etwas für die Umwelt zu ändern und eine Vorbildfunktion einzunehmen. Das kann gelingen, indem sie Nachhaltigkeit nicht nur als reine Berichterstattungspflicht oder Marketing-Maßnahme, sondern als strategischen Imperativ und Differenziator verstehen. Viele unserer Kunden haben daher schon auf Geschäftsführungsebene entsprechende Ressorts geschaffen, um dies umzusetzen. Es gilt nun, neben den richtigen Strategien die damit betrauten Teams mit den richtigen Werkzeugen auszustatten, um tatsächlich in die Umsetzung und Erfolgsmessung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen zu gehen.


Autor: Dr. Axel Nitschke

Leader Retail & Consumer Goods,

IBM DACH Consulting


Autor: Mark Mauermann

Associate Partner Consumer Products & Retail Industry, IBM DACH Consulting

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