Im Sommer 2004 entschied sich die Staatliche Mineralbrunnen AG mit ihren Standorten in Bad Brückenau, Oberleichtersbach und Siegsdorf für die ERP-Branchensoftware CSB-System. Das Unternehmen wollte für den weiteren Ausbau der Wettbewerbsposition alle Geschäftsprozesse konsequent neu gestalten. CSB-System stellt hierzu alle branchenspezifischen Funktionalitäten im Standard zur Verfügung und ermöglicht so eine kostenoptimale Prozessgestaltung.
Martin Miller
Die Staatl. Mineralbrunnen AG setzte bei der Auswahl des ERP-Systems voraus, dass neben den innerbetrieblichen Informations- und Kommunikationsprozessen die Informationsintegration über die gesamte Wertschöpfungskette abgebildet wird. Der Aufbau von partnerschaftlichen Logistik-netzwerken sowohl zwischen den eigenen Unternehmen als auch unternehmensübergreifend (Kunden und Lieferanten) erweitert dabei wesentlich das Rationalisierungspotenzial der ERP-Software. Darüber hinaus ist die Sicherung der Informationstransparenz über alle logistischen Prozesse ein wirksames Instrument zur Orientierung des Service- und Qualitätsmanagements bei gleichzeitiger Reduktion der Kapitalbindungskosten. Gleichzeitig verfügt das Controlling über eine detaillierte Informationsbasis – und zwar über die gesamte Lieferkette hinweg.
Die Implementierung erfolgt bei der Staatl. Mineralbrunnen AG in fünf Phasen:
- Warenwirtschaft und Rechnungswesen
- Materialwirtschaft
- technische Produktionsanbindung und elektronischer Datenaustausch (EDI)
- Staplerleitsystem
- elektronische Einbindung des Vertriebs-außendienstes
Seit dem 1. Januar 2005 konnten nun die beiden ersten Phasen gemäß Projektplan in den Echtbetrieb genommen werden. Dabei wurde in der ersten Phase der komplette Absatzbereich von der Auftragsannahme bis zur Fakturierung und das Rechnungswesen umgesetzt. Der Auftragseingang wird derzeit auf EDI umgestellt und mit dem deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) konkret forciert. Zentrale Abwicklung und direkter Datenaustausch mit den Handelspartnern und Logistikern ohne Zeitverzögerung sind somit möglich. Die Staatl. Mineralbrunnen AG erfüllt damit vollständig die Anforderungen des LEH.
Lückenlose Rückverfolgbarkeit
Informationstechnologisch und logistisch sind die Anforderungen an die Chargenrückverfolgung aufwandsneutral in die Materialwirtschaft durch CSB-System integriert worden. Basis hierfür bildet die durchgängige Verwendung der NVE-Etiketten. Am jeweiligen Linienende werden alle Fertigprodukte vollautomatisch gelabelt. Das Linienende (Palettierung) bildet somit auch den Zugang ins Blocklager. Der Warenausgang erfolgt zweistufig. Die Aufträge werden vor der Übermittlung an das mobile Scannerkommissionersystem in Vollpaletten und Kommissionierpaletten getrennt. Die Vollpaletten werden von den Staplerfahrern direkt zum jeweiligen LKW transportiert. Kommissionierpaletten werden in einer gesonderten Zone konfektioniert. Dabei entsteht eine Palette mit einer neuen NVE und einem Mischpaletten-Etikett. Das System kennt durch die Scannung der Ursprungs-NVE der Entnahmepalette den Aufbau der neuen kommissionierten Palette. Somit stehen systemtechnisch alle relevanten Rückverfolgungsdaten zur Verfügung. Nach der Palettenverladung auf dem LKW werden die aufgeladenen Vollgüter gescannt und dem jeweiligen Kundenauftrag zugeordnet.
Die Vorteile der direkt im CSB-System integrierten mobilen Kommissionierung sind:
- lückenlose Rückverfolgung zum Kunden
- Optimierung der Geschäftsprozesse
- Reduktion des Zeitaufwands
- Kostenersparnis
- Beschleunigung der Erfassung mit Hilfe von Barcodescannern
- höhere Informationsqualität
- permanente Inventur der Lagerbestände
- gesichertes NVE-Management
Aus der Fakturierung gelangen alle Daten direkt in das Rechnungswesen. Zahlungsverkehr, Mahnwesen, die Verwaltung der offenen Posten und betriebswirtschaftliche Auswertungen stehen den Usern jederzeit zur Verfügung. Dabei werden alle Belege im CSB-Archiv vollautomatisch abgelegt. Externe Belege können durch Scannen des Beleges über den NCI-Import in das Archiv übernommen werden.
Reorganisation im Wareneingang
Im Zuge der gestiegenen Anforderung an das Qualitätsmanagement sind auch die informatorischen Prozesse der Beschaffung reorganisiert worden. So werden direkt im Wareneingang die Qualitätsdaten aller zu prüfenden Artikel mit den Sollwerten gegenüber gestellt. Bei Abweichungen werden den Anwendern automatisch vom System Handlungsempfehlungen vorgeschlagen. Neben qualitativen und quantitativen Prüfdaten wird der Anwender bei Erfassung von Chargen- und Losnummern vom System intuitiv unterstützt. Die Bewertung der Wareneingänge erfolgt standardmäßig im System mit den zur Verfügung gestellten Regeln (Wiederbeschaffung, Festpreis oder verschiedene Durchschnittspreise).
In der Produktion werden alle benötigten Mengen online erfasst. Die Beschaffungslager werden durch die Produktionsmengenerfassung aufgrund der Rezepturen retrograd abgetragen. Dadurch entstehen zeitnahe Informationen für die Disposition bzw. die Wiederbeschaffung von Hilfsstoffen und Packmitteln. Die Integrationsvorteile auf einen Blick:
- keine doppelte Datenerfassung
- Voraussetzung für die Rückverfolgung zum Lieferanten geschaffen
- Mengen-, Qualitäts- und Chargenkontrolle in einem Schritt
- saubere Bewertung der Materialzugänge
Ausblick
Die weiteren Projektphasen werden in 2005 vollständig in Betrieb gesetzt. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf dem Staplerleitsystem. Die Scannung der Paletten-NVE auf der Gabel des Staplers ermöglicht eine entsprechende Verschlankung und permanente Kontrolle des innerbetrieblichen Logistikprozesses. Die Online-Erfassung der relevanten Produktionsdaten mit Füllmengen, Störzeiten, Reinigungsphasen und Wartungsintervallen stellt einen weiteren Baustein der Umsetzung dar. Die Einbeziehung des Vertriebsaußendienstes wird das Gesamtprojekt abschließen.
Halle B4, Stand 313
dei 452
Mehr Informationen zur Staatl. Mineralbrunnen AG
CSB-System für die Foodindustrie
Seminare CSB-System im 2. Halbjahr 2005
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