Seit 1989 produziert beispielsweise Nordlaks im norwegischen Stokmarknes bis zu 70 000 t Lachs und Regenbogenforellen pro Jahr. Dabei werden die Fische in Aquakulturen großgezogen und in eigenen Produktionsstätten geschlachtet und filetiert. Die Endprodukte, vor allem Lachsfilet – Portionierungen und ganze Fische – werden weltweit vertrieben. Die modernen Aquakulturanlagen haben auch im Bereich Lebensmittelsicherheit neue Maßstäbe gesetzt. Denn gerade bei so sensiblen Produkten wie Fisch ist es wichtig, strengste Hygienestandards einzuhalten. Deshalb hat Plastservice zusammen mit Nordlaks bereits 2012 ein Pilotprojekt zur Bekämpfung pathogener Bakterien mit Mikrowellen begonnen. Dieses wurde gemeinsam mit dem Hersteller von voetschoven Mikrowellen-Desinfektionskammern, Weiss Technik, durchgeführt. Wissenschaftlich wurde das Projekt vom norwegischen Sintef-Institut und dem KIT Karlsruhe begleitet.
Gefahr durch Listerien vermeiden
Listerien sind extrem schwer zu bekämpfen und können bei Menschen die potenziell tödlich verlaufende Krankheit Listeriose auslösen. Sie kommen vor allem auf rohen Lebensmitteln wie Fisch, Fleisch und Geflügel vor und vermehren sich in einem breiten Temperaturbereich von -0,4 bis +45 °C. Erst beim Erhitzen auf über 70 °C werden sie sicher abgetötet. In der Lebensmittelproduktion verbreiten sie sich gerne an schwer zugänglichen Stellen von Containern, Transportboxen, Paletten und Förderbändern. Deshalb müssen diese äußerst sorgfältig und hygienisch gereinigt werden. Hierbei sind insbesondere ältere und beschädigte Transportbehälter problematisch, da sich in Rissen und im Isolationsschaum Wasser sammeln kann, in dem sich Listerien ungehindert vermehren können. Bei den Transportbändern sind die Scharniere schwer zugänglich, sodass ein Biofilm entstehen kann. Chemische Reinigungsverfahren oder UV-Licht-Desinfektion scheitern an den oben beschriebenen Stellen.
Thermische Mikrowellenbehandlung
Im Pilotprojekt wurde zunächst untersucht, ob und wie effizient Mikrowellen zum Schutz vor Listerien eingesetzt werden können. Hierzu wurden die in der Regel mikrowellen-transparenten Kunststoffboxen und Transportbänder aus der Produktion in einer industriellen Mikrowellen-Desinfektionskammer thermisch behandelt. Dabei durchdringen Mikrowellen den Kunststoff und erhitzen das Wasser in den noch nassen, frisch gewaschenen Containern und Bändern innerhalb eines kurzen Zeitraums. Die Versuchsergebnisse zeigten deutlich, dass die Listerien dabei nahezu vollständig abgetötet werden. Bei Transportbändern liegt die nachgewiesene Reduktionsrate bei 99,9 %, bei Transportcontainern sogar bei 99,99 % (log-Reduktionsfaktor RF 3 und 4), wie die Untersuchungen des unabhängigen Sintef-Instituts in Norwegen bestätigen. Darüber hinaus wurde nachgewiesen, dass die Wirkung auch an nicht oder nur schwer zugänglichen Stellen, beispielsweise in der Isolierung der Container oder in den Gelenken der Bänder, stattfindet.
Ohne Einsatz von Chemikalien
Nach Abschluss der erfolgreichen Pilotphase in 2018 plante Nordlaks die Mikrowellen-Desinfektion in seinen Produktionsstätten ein. Das Verfahren sei von großer Bedeutung für die Sicherheit von industriell verarbeiteten Lebensmitteln, erklärt Thina Osbakk Kobberstad, Quality Assurance Leader bei Nordlaks: „Die Mikrowellen-Desinfektion kann als kontrolliertes und messbares Desinfektionsverfahren verwendet werden, um das mikrobielle Wachstum auf Kunststoffobjekten zu verringern. Darüber hinaus ist es eine patentierte, umweltfreundliche Technologie, bei der keine Chemikalien eingesetzt werden müssen.“
Die patentierte Mikrowellen-Desinfektion wird in industriellen voetschoven Mikrowellen-Desinfektionskammern durchgeführt. Diese sorgen durch ihre sechseckige Form für eine gleichmäßige und effiziente Verteilung der Mikrowellen in der Kammer. In den Öfen lassen sich alle mikrowellen-transparenten Kunststoffe wie PE, PP, PTFE und PU desinfizieren. Sie haben ein Innenraumvolumen von bis zu 4200 l und eignen sich damit auch für große Transportcontainer über 1000 l. Die Kammern arbeiten mit leistungsstarken 2,45-GHz-Magnetronen und sind standardmäßig mit 24 kW, auf Wunsch mit 36-kW-Leistung erhältlich. Je nach Anforderung lassen sie sich einfach in die vorhandene Produktionskette integrieren – als Batch-Version für die Einzelbestückung oder als kontinuierliche Lösung. Darüber hinaus erfüllen sie alle relevanten Vorgaben der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG und der DIN EN 60519–6.
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