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Würstchen im Flug kontrollieren

Kunstdarmreste sicher erkannt
Würstchen im Flug kontrollieren

Um an Berner Würstchen Kunstdarmreste sicher zu erkennen, die zum Teil nicht größer als 1 mm2 sind, und verunreinigte Produkte auszusortieren, setzt die Wolf GmbH eine Sortieranlage von BT-Anlagenbau ein. Schlüsselelemente dieses Systems sind Bildverarbeitungskomponenten von Stemmer Imaging sowie eine ausgeklügelte Bildverarbeitungssoftware und ein präzises Sortiersystem von BT-Anlagenbau, die eine Inspektion der Würstchen im Flug ermöglichen.

Angesichts der hohen Produktionsgeschwindigkeiten bei der Herstellung von Lebensmitteln und Getränken ist eine manuelle 100 %ige Qualitätskontrolle in modernen Anlagen weitgehend ausgeschlossen. Die Bildverarbeitung stellt hier eine wirtschaftliche Alternative zur Prüfung von Lebensmitteln und ihren Verpackungen dar. Auf diese Technologie setzt seit Mitte 2018 auch die Wolf GmbH in einer Anlage zur Qualitätskontrolle von Würstchen. Das Unternehmen mit Hauptsitz im bayerischen Schwandorf zählt zu den größten Produzenten von Wurstwaren in Deutschland und nutzt ein Sortiersystem von BT-Anlagenbau in einer Anlage, auf der Berner Würstchen für den Einzelhandel hergestellt werden. Diese Produkte, die übrigens nicht aus der Schweiz, sondern aus Österreich stammen und nach ihrem Erfinder, dem Koch Erich Berner Senior, benannt sind, bestehen aus Wiener bzw. Frankfurter Würstchen, die einen Käseanteil enthalten und mit Räucherspeck umwickelt sind.

„Zur Herstellung der Basiswürstchen wird das Brät in einen Kunstdarm gefüllt und anschließend geräuchert und gegart“, erklärt Matthias Seeger, der bei Wolf für die Entwicklung der innovativen Prüf- und Sortieranlage verantwortlich war. „Dieser Kunstdarm wird im nächsten Schritt von einer Peel-Maschine entfernt, bevor das Umwickeln mit dem Räucherspeck erfolgt.“ Der aus Zellulose bestehende Darm ist generell für den Verzehr unbedenklich und somit können auch gesundheitliche Risiken ausgeschlossen werden. „Konsumenten halten Darmreste an den Produkten jedoch oft für eine Verschmutzung, daher wollten wir sicherstellen, dass Würstchen mit anhaftenden Darmresten aus dem Prozess aussortiert werden.“

Liegend oder fliegend?

Dass die Erkennung von Darmresten mithilfe eines geeigneten Bildverarbeitungssystems möglich sein sollte, wusste Seeger aus anderen Anwendungen in seinem Unternehmen. Nach einem ersten, erfolglosen Versuch mit einem anderen Anbieter fragte er Ende 2017 bei Stemmer Imaging ein entsprechendes Detektionssystem an. Die dortigen Bildverarbeitungsspezialisten übernehmen die Entwicklung, Realisierung und Integration solcher Anlagen jedoch nicht selbst, sondern arbeiten dazu mit ausgewählten Partnern zusammen. „Für unsere Aufgabenstellung hat uns Stemmer Imaging die österreichische Firma BT-Anlagenbau empfohlen, die bereits langjährige Erfahrungen in der Bildverarbeitung und mit der Entwicklung von Sortier- und Qualitätskontrollanlagen verschiedenster Art hatte“, erinnert sich Seeger.

Stemmer Imaging führte zunächst intensive Machbarkeitsstudien durch, um die benötigten Bildverarbeitungskomponenten zusammenzustellen. Dabei zeigte sich, dass der naheliegende Lösungsansatz keine ausreichenden Ergebnisse lieferte: „Wir dachten zuerst daran, die auf einem Fließband liegenden Würstchen an einer Zeilenkamera vorbeizuführen und zu scannen“, so Seeger. „Es stellte sich bei den Voruntersuchungen jedoch schnell heraus, dass auf diese Weise ein großer Teil der Würstchenunterseiten nicht von der Kamera aufzunehmen war und somit nicht geprüft werden konnte. Darmreste an der kameraabgewandten Seite wären so also nicht sicher erkennbar gewesen.“

Eine Lösung für diese Situation lieferte BT-Anlagenbau mit der 360°-Kameratechnologie, die sich schon in einer Vielzahl von Sortieranlagen bewährt hatte. Nun werden die Würstchen mit zwei gegenüber liegenden Zeilenkameras im Flug inspiziert. Auf diese Weise kann nahezu die gesamte Oberfläche der Würstchen auf Defekte unterschiedlichster Art untersucht werden.

Bis zu 30 Würstchen pro Sekunde

In der Anlage sorgen zwei Graustufen-Zeilenkameras des Typs Linea von Teledyne Dalsa mit entsprechendem Zubehör wie zusätzlichen Kühlkörpern, passender roter LED-Beleuchtung von Metaphase sowie mit Pol- und Bandpassfiltern bestückten Optiken von Kowa für die nötige Qualität und Geschwindigkeit bei der Bildaufnahme. Um die strengen Standards der Lebensmittelindustrie einzuhalten und die erforderliche Robustheit für die täglichen Reinigungen zu gewährleisten, sind die Kameras in Schutzgehäuse der Allison Park Group (APG) mit einer Schutzklasse IP 65 oder höher eingehaust.

Seit Mitte 2018 ist das System inzwischen im Einsatz und hat sich bestens bewährt. Die gepeelten Würstchen werden über ein Förderband und flexible Kaskaden ausgerichtet, damit sie längs zur Förderrichtung des Transportbands liegen und darauf nicht ins Kullern kommen können. Auf diesem Band wird die Ware dann auf rund 2 m/s beschleunigt und fliegt ab dem Ende des Förderbands an den oberhalb und unterhalb integrierten Kameras vorbei, die die Würstchen dann im Freiflug gleichzeitig begutachten. Für die Erkennung von Darmresten, die zum Teil nicht größer als 1 mm2 sind, und das anschließende Ansteuern der für das Aussortieren eingebauten Druckluftventile bleibt angesichts der hohen Prozessgeschwindigkeit nicht viel Zeit. Auf der Anlage werden aktuell zwei verschiedene Würstchengrößen mit 90 und 160 mm Länge geprüft. Die reine Bildaufnahmedauer beträgt dafür 45 bzw. 80 ms pro Würstchen. Danach bleiben noch 70 bzw. bei den größeren Würstchen 35 ms Zeit für die Erkennung von Darmresten und das punktgenaue Ausblasen verunreinigter Würstchen aus dem Produktstrom. Der Rest wird behutsam aufgefangen und dem weiteren Produktionsprozess zugeführt. Ausreichende Rechenleistung für diese Aufgabe stellt ein Hochleistungs-IPC mit Echtzeit-Betriebssystem zur Verfügung, der über einen Touchscreen bedient werden kann. Bei Bedarf können dort unter anderem Einzelbilder oder Übersichtsstatistiken angezeigt und Systemeinstellungen vorgenommen werden.

Ausgefeilte Details

Die hohe Prozessgeschwindigkeit war nicht die einzige Hürde, die die drei Partner bis zur Fertigstellung des Systems nehmen mussten. So war z. B. ein Luftvorhang vor den Kameragehäusen erforderlich, um sicherzustellen, dass die begleitend auftretenden Spuren des Produkts scharfe Kamerabilder im Lauf der Zeit nicht unmöglich machen. Für das Ausblasen entwickelte BT-Anlagenbau eine Konstruktion mit 80 sehr schnellen Spezialventilen, mit der die gesamte Bandbreite von 400 mm abgedeckt werden kann. Die Düsen sind dabei hängend eingebaut, damit entstehendes Kondenswasser abläuft und keine Verunreinigungen entstehen können. Als Druckluft wird nur entkeimte Luft verwendet. Erschwert wurde die Entwicklung zudem durch den begrenzten Einbauraum. Das System musste in einen vorhandenen Produktionsraum eingepasst und die Anlage entsprechend auslegt werden.

All diese Herausforderungen meisterten die beteiligten Firmen mit Bravour und Matthias Seeger ist mit der mittlerweile zuverlässig laufenden Anlage sehr zufrieden: „Das System erkennt unerwünschte Kunstdarmreste ab einer Größe von 1 mm2 sicher. Die Gutprodukte haben nach der Sortierung je nach Fehlergröße eine Reinheit von bis zu 99,999 % und damit konnten Stemmer Imaging und BT-Anlagenbau unsere Vorgaben sogar weit übertreffen.“

BT-Anlagenbau bietet das entstandene System mit den Bildverarbeitungskomponenten von Stemmer Imaging inzwischen auch anderen Kunden unter dem Namen Sausage Sorter an. Verwandte Systeme des Unternehmens sortieren auch andere Fleischprodukte wie Frikadellen, Steaks oder Tiernahrung nach Kriterien wie Form, Größe, Gewicht und Farbe und erkennen Fremdkörper, Kunstdarm- oder über eine optionale Hyperspektralerweiterung auch Knochenreste oder den Fett- und Wassergehalt der Waren sowie deren Frischegrad.

www.prozesstechnik-online.de

Suchwort: dei0519stemmer


Autor: Peter Stiefenhöfer

Freier Fachjournalist

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