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Bei den Nespresso-Erfindern

Hygienic Design steht im Mittelpunkt
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Im Nestlé-PTC sind gleich mehrere Rittal-Schaltschränke, Bediengehäuse und Klemmkästen installiert. Elektronische Komponenten werden so vor Staub, Wasser und anderen Fremdeinflüssen geschützt. Quelle: Nestlé

Das Nestlé Product Technology Centre (PTC) in Orbe in der Schweiz ist das konzernweite Forschungs- und Entwicklungszentrum für Kaffee, Schokolade- und Malzgetränke. Nestlé fordert bei Neuanschaffungen von Maschinen von seinen Lieferanten modernste Prozesstechnik, hohe Verfügbarkeit und hygienisches Design.

Für alle offenen Prozesse in der Lebensmittelproduktion, zum Beispiel wo Zutaten in offenen Förderanlagen transportiert werden, formulierte Nestlé ein umfangreiches Hygiene-Pflichtenheft. Dieses schreibt vor, wie elektrische Kabel zu fixieren sind, macht Vorschriften zur Reinigungsfähigkeit von Oberflächen von Anlagen und Maschinen oder äußert sich zu Vorsichtsmaßnahmen beim Schweißen. „In der Lebensmittelindustrie herrschen bereits hohe Hygienestandards. Wir bei Nestlé sind auf der sicheren Seite und fügen einfach noch zwei Schichten an Anforderungen hinzu“, macht Philippe Demarque, Projektleiter im PTC Orbe während des Rundgangs durch den Betrieb deutlich.

Wo man hinschaut, bündeln sich Rohrleitungen aus Edelstahl für verschiedene Wasserqualitäten oder für Druckluft, die zu den einzelnen Behältern und Maschinen führen. Die leichte Zugänglichkeit der Installationen spielt eine Rolle bei der Instandhaltung der Anlagen und Maschinen im PTC. Das alltägliche Reinigen soll effizient vonstattengehen.

Eine so genannte CIP (Cleaning in Place)-Reinigung geschieht schrittweise: Mit Natronlauge versetzte Reinigungsflüssigkeit löst den Schmutz in den Behältern, anschließend wird diese ausgespült. Es folgt mit Sauerstoff angereichertes Wasser, schließlich heißes Wasser. Mehrmals wird gespült. Demarque schildert die Praxis: „Der Hochdruckreiniger ist unser wichtigstes Werkzeug. Gereinigt werden die Anlagen von oben nach unten; der Fluss aus Wasser und Schaum soll alles mitnehmen.“

Das Augenfälligste: Die HD Kompakt-Schaltschränke von Rittal haben eine Dachneigung von 30 Grad – dies lässt Flüssigkeiten schnell abfließen. Quelle: Nestlé/Architekturfotografie Manuel Stettler

Im Hinblick auf effiziente Reinigungsprozesse gewinnt Hygienic Design immer mehr an Bedeutung – auch bei Nestlé. Dazu Demarque: „Je weniger wir innen gewölbte Oberflächen, tote Winkel, freiliegende Gewindegänge von Schraubköpfen haben, desto weniger führt dies zu Schmutzablagerungen oder Wasserlachen und zu Bakterienwachstum.“ Die Forderung nach Hygienic Design ist vergleichsweise jung.

Noch vor über 20 Jahren bestanden die Metalloberflächen vieler Gehäuse und Schränke aus einer galvanisierten Schutzschicht. Aus Erfahrung mit deren Rostanfälligkeit gingen die Hersteller über zu Oberflächen aus rostfreiem Stahl. Gerade Rittal ist dem Hygienic Design (HD) verpflichtet und sieht sich als Systempartner der Nahrungsmittelindustrie. Im Nestlé-PTC sind gleich mehrere Rittal-Schaltschränke, Bediengehäuse und Klemmkästen installiert. Elektronische Komponenten werden so vor Staub, Wasser und anderen Fremdeinflüssen geschützt.

Während der Besichtigung fallen die Vorteile dieser HD-Produkte gegenüber älteren Gehäusen ins Auge: Eine spaltfreie Rundum-Dichtung aus Silikon in auffälligem Blau ist auf der Innenseite von Türen und Wänden sicher eingelegt. Die Scharniere befinden sich im Innern des Schranks. Dies ermöglicht ein besonders reinigungsgerechtes Design.

HD bis ins Detail: Zum Schutz von Tastern oder Displays sind große Sichtfelder angebracht. Der Übergang von Sichtfenster zu Rahmen ist spaltfrei. Die Schraubverschlüsse sind ebenfalls in HD gestaltet, ebenso die Schaltschrankschlüssel. Und das Augenfälligste ist von Vorteil in einem Lebensmittelbetrieb: Die Kompakt-Schaltschränke haben eine Dachneigung von 30 Grad. Dies lässt Flüssigkeiten schnell abfließen. Zudem sind die HD-Gehäuse mit runden Abstandshaltern aus Metall zur Wand montiert. Somit kann die Rückwand des Gehäuses gereinigt werden.

Spitzenqualität als Kaufkriterium

Wie jeder andere Lebensmittelbetrieb ersetzt das PTC von Zeit zu Zeit ältere Anlagen und Maschinen – Extruder, Mühlen, Steuerungen usw. – durch neue. Das Nestlé-PTC formuliert gegenüber Projektanbietern einen detaillierten Anforderungskatalog zu Schaltschränken und elektrischen Anlagen sowohl was die mechanische, als auch die elektrotechnische Ausführung betrifft. Auch das Thema Sicherheit und hygienisches Engineering kommt darin nicht zu kurz (SPS- Notstromversorgung, Erdungsschellen, Insektendichtigkeit usw.).

„Wir wollen einfach die besten und neuesten Produkte beschaffen, die auf dem Markt erhältlich sind“, sagt Philippe Demarque, Projektleiter im PTC von Nestle. Quelle: Nestlé/Architekturfotografie Manuel Stettler

Gegenüber Lieferanten tritt der PTC-Projektleiter als sehr anspruchsvoller Kunde auf und sein Urteil kann hart sein: „Kleine Pannen können mit jeder Maschine vorkommen. Aber was wir nicht mit wenigen Handgriffen beheben können, ist für uns Schrottware. Wir lassen das sofort demontieren.“ Es mag unter diesen Voraussetzungen erstaunlich klingen, dass die Partnerschaft von Nestlé zu Rittal schon lange währt. „Wir kennen die Bedürfnisse des Kunden sehr genau und gute Beratung ist ein wichtiger Teil unserer Aufgabe. Wir investieren viel, um die best-mögliche Lösung zu offerieren“, sagt Julien Gaillard, der Niederlassungsleiter von Rittal in der französischsprachigen Schweiz.

Im PTC Orbe werden nicht nur Produktneuheiten entwickelt, sondern es kommen auch neueste Technologien der Steuerung und Überwachung von Prozessen zum Einsatz. Zwar entscheiden die Nestlé-Ländergesellschaften und deren Fabriken bei ihren Investitionen autonom. Dennoch gelten das PTC-Hygiene-Pflichtenheft und der PTC-Katalog zu technischen Spezifikationen bei Neuanschaffungen als Leitfaden innerhalb des Nestlé-Konzerns.
„Ich will nicht sagen, dass der Preis keine Rolle spielt, aber wir haben einen anderen Fokus. Wir wollen einfach die besten und neuesten Produkte beschaffen, die auf dem Markt erhältlich sind“, so Philippe Demarque. Der Anspruch ist eindeutig: Das PTC will innerhalb von Nestlé weiterhin den technischen Standard vorgeben und mit Innovationen überraschen.

Manuel Fischer ist Fachjournalist aus Spreitenbach, Schweiz

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