Nach einem sehr erfolgreichem ersten Halbjahr 2022 folgte für Evonik eine ungleich schwierigere zweite Jahreshälfte. Am Ende stieg der Umsatz um 24 % auf 18,5 Mrd. Euro. Die Absatzmengen gaben dabei leicht nach, die Preise für Rohstoffe und Energie stiegen jedoch zum Teil sprunghaft an. Evonik konnte die höheren Einkaufspreise überwiegend an die Kunden weiterreichen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes EBITDA) legte um 4 % zu und lag damit knapp am unteren Ende der Prognosespanne von 2,5 bis 2,6 Mrd. Euro. Mit 2,49 Mrd. Euro war der Wert so hoch wie seit dem Jahr 2012 nicht mehr.
Unwägbarkeit Ukraine-Krieg
„Die Auswirkungen von Krieg, hoher Inflation und massiv schwankenden Energiepreisen haben uns viel abverlangt – und tun es immer noch“, sagt Christian Kullmann, Vorsitzender des Vorstandes. „Gleichwohl haben wir beim operativen Ergebnis den besten Wert der vergangenen zehn Jahre erreichen können. Evonik ist für die aktuell schwierigen Zeiten gut aufgestellt. Das wird sich auch im laufenden Jahr auszahlen.“
Cashflow auf Plan
Das Konzernergebnis war rückläufig, maßgeblich bedingt durch die Abschreibung des Geschäfts- oder Firmenwertes der Division Performance Materials in Höhe von 301 Mio. Euro. Das bereinigte Konzernergebnis stieg um 7 % auf 1,05 Mrd. Euro.
Der Free Cashflow erreichte 785 Mio. Euro. Das entspricht einer Cash Conversion Rate von 32 %, die somit leicht über dem auf 30 % angepassten Ziel lag. „Die zwei sehr unterschiedlichen Halbjahre haben uns insbesondere das Management von Lagerbeständen nicht leicht gemacht“, sagt Finanzvorstand Ute Wolf. „Zum Ende des Jahres haben wir unseren Fokus konsequent auf diese Themen gelegt. Das hat sich letztlich mit einem sehr starken Free Cashflow im Schlussquartal voll ausgezahlt.“
Vorstand und Aufsichtsrat werden der Hauptversammlung am 31. Mai vorschlagen, die jährliche Dividende unverändert bei 1,17 Euro je Aktie zu belassen. Dies entspricht einer attraktiven Dividendenrendite von etwa 5 %.
Ausblick verhalten optimistisch
Ins Jahr 2023 blickt Evonik vor dem Hintergrund zahlreicher Unwägbarkeiten mit verhaltenem Optimismus. Die Unklarheit, wie nachhaltig sich Energiepreise und Inflation wieder beruhigen und wie stark die konjunkturelle Erholung der Weltwirtschaft und insbesondere Chinas ausfallen, erschwert den Ausblick. Insbesondere im ersten Quartal dürfte sich die negative Entwicklung der zweiten Jahreshälfte 2022 noch fortsetzen. Ab dem zweiten Quartal 2023 sollte sich die Lage sukzessive wieder aufhellen.
Einsparprogramm in Höhe von 250 Mio. Euro
Für das Gesamtjahr 2023 rechnet Evonik mit einem Umsatz in einer Bandbreite zwischen 17 und 19 Mrd. Euro. Das bereinigte EBITDA dürfte zwischen 2,1 und 2,4 Mrd. Euro liegen. Im Vergleich zum Vorjahr steht der resilienten Entwicklung in den Divisionen Specialty Additives und Smart Materials sowie dem Bereich Health & Care ein insbesondere preisgetriebener Ergebnisrückgang in den Bereichen Animal Nutrition und Performance Intermediates gegenüber. Der Free Cashflow soll steigen, die Cash Conversion Rate sollte sich in Richtung des Zielwertes von etwa 40 % verbessern. „Unsere Prognosespanne ist angesichts der anhaltenden Unsicherheiten weiter gefasst als im Vorjahr. Wir haben uns ambitionierte Ziele gesetzt und wollen diese mit vereinten Kräften erreichen“, sagt Kullmann. Kosteneinsparungen von 250 Mio. Euro werden dazu einen Beitrag leisten.