Die Unternehmen der chemisch-pharmazeutischen Industrie investieren verstärkt in die duale Ausbildung: Mit 9265 neu angebotenen Ausbildungsplätzen lag die Branchenbilanz 2022 nach Angaben des BAVC deutlich über den Ergebnissen des Vorjahres (8575 Plätze) – und das trotz anhaltender Unsicherheit infolge der Energiekrise. Zugleich spürt auch die Chemieindustrie, dass sich der Ausbildungsmarkt von den Folgen der Corona-Pandemie nur langsam erholt und der Pool geeigneter Kandidaten für eine Ausbildung kleiner wird: Rund 10% der Ausbildungsplätze konnten bislang nicht besetzt werden (2021: 7,5 %). Die Übernahmequote liegt mit 94 % auf Top-Niveau.
Signal der Zuversicht
BAVC-Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller bezeichnete die Steigerung der angebotenen Stellen als „Signal der Zuversicht in schwierigen Zeiten“. Die Betriebe konzentrierten sich nicht ausschließlich auf die kurzfristigen Probleme durch hohe Energiekosten; ebenso wichtig seien die langfristigen Herausforderungen wie Dekarbonisierung, Digitalisierung, Demografie und Nachhaltigkeit. „Die Branche investiert in den Nachwuchs und verbessert so auch ihre eigenen Zukunftsperspektiven. Dieses Engagement ist zugleich eine Verpflichtung für die Politik, schnell, flächendeckend und unbürokratisch für eine echte Entlastung der Betriebe bei Strom und Gas zu sorgen, damit Chemie-Produktion in Deutschland wettbewerbsfähig bleibt.“
Duale Ausbildung als Schlüssel
Für die Chemie- und Pharmaindustrie ist die duale Ausbildung ein wesentlicher Schlüssel für eine langfristige Fachkräftesicherung. Auszubildende profitieren von modernen Berufen mit digitalen Wahl- und Zusatzqualifikationen sowie einem Ausbildungstarifvertrag mit attraktiven Vergütungen und Sozialleistungen. Aktuell befinden sich rund 25 000 junge Menschen in der Ausbildung zu einem der über 50 naturwissenschaftlichen, technischen oder kaufmännischen Berufe der Chemie-Branche. Besonders nachgefragt sind bei den Unternehmen derzeit Produktionsberufe wie Chemikant oder Pharmakant, aber auch Berufe der Instandhaltung wie Elektroniker, Industriemechaniker oder Mechatroniker. Gleiches gilt für Ausbildungsberufe und duale Studiengänge im IT-Bereich.