Ammoniak ist schon seit langem eine der mengenmäßig am meisten produzierten Chemikalien – vor allem für Dünger. Heute wird die chemische Verbindung aus Stickstoff und Wasserstoff aber auch als Energieträger und Wasserstoff-Transportmedium diskutiert.
Risiken bei der Erhöhung der Anlagenkapazität
Bis zu 2000 t Ammoniak pro Tag produzierte eine Industrieanlage zur Jahrtausendwende. Eine solche Anlage einfach weiter hoch zu skalieren, um den Ertrag zu erhöhen, ist mit Risiken verbunden, da Hochdruckausrüstungen wie der Synthesegaskompressor mit Dampfturbine und Ammoniakreaktor in nicht referenzierten Größenordnungen erforderlich wären.
Zweidruckverfahren hilft weiter
Das ausgezeichnete Uhde-Zweidruckverfahren reduziert solche Risiken, indem es die nötige Mehrleistung auf weniger kritische Ausrüstungen verlagert. So lassen sich nicht nur neue Anlagen um bis zu 65 % größer bauen ohne kritische Hochruckausrüstungen zu vergrößern, sondern auch bestehende Anlagen in der Kapazität erweitern. Das Zweidruckverfahren ermöglicht ferner eine Reduzierung des Energieverbrauchs um bis zu 4 %.
Safco-IV-Anlage in Saudi-Arabien
Mit dem Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie würdigt die GDCh die Markteinführung des Zweidruckerfahrens. Im Jahr 2006 ging mit der Safco-IV-Anlage in Saudi-Arabien die erste entsprechende Industrieanlage mit einer Kapazität von 3300 t pro Tag in Betrieb – heute sind es bereits fünf, eine weitere ist im Bau und die nächste in der Planung.
Frischgasreaktor erhöht Ammoniakausbeute
Das Verfahren verwendet einen Frischgasreaktor, der zwischen die beiden Gehäuse des Synthesegaskompressors geschaltet ist. Bei 110 bar setzen sich Stickstoff und Wasserstoff schon teilweise zu Ammoniak um, der dann tiefgekühlt wird und kondensiert. Das restliche Synthesegas wird auf 200 bar komprimiert und im Kreislauf der bestehenden Anlage zu Ammoniak umgesetzt. Der in der Baugröße kritische Synthesegaskompressor benötigt in der Folge beim Zweidruckverfahren weniger Antriebsleistung.
Preisträger Dr. Dennis Lippmann
Der Preisträger Dr. Dennis Lippmann ist CEO und Präsident der Thyssenkrupp Uhde in den USA. Vor seinem Wechsel im Jahr 2015 arbeitete er als Vizepräsident der Synthesegas- und Düngersparte von KBR. Zuvor war er bereits von 1995 bis 2013 in verschiedenen Positionen bei Uhde in Deutschland und den USA tätig.
Dr. Lippmann hat sein Chemieingenieurstudium an der Technischen Universität Clausthal im Jahr 1995 mit der Promotion abgeschlossen.
Festliche Preisverleihung
Die Preisverleihung findet im Rahmen einer Feierstunde am 29. November 2023 bei Thyssenkrupp Uhde in Dortmund statt. GDCh-Präsident Professor Dr. Karsten Danielmeier wird den Preis an Dr. Lippmann überreichen, der das ausgezeichnete Projekt kurz vorstellen wird.
Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie
Mit dem Meyer-Galow-Preis für Wirtschaftschemie werden jährlich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet, die eine aktuelle Innovation der Chemie erfolgreich in den Markt eingeführt haben. Im Fokus stehen dabei Markteinführungen, die vorrangig den Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit berücksichtigen.
Der Preis wurde von Professor Dr. Erhard Meyer-Galow, dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Hüls AG und früheren Präsidenten der GDCh, gestiftet. Meyer-Galow arbeitete vorwiegend an der Schnittstelle zwischen Chemie und Markt und hielt an der Universität Münster Vorlesungen über „Wirtschaftschemie in der Chemischen Industrie“.
Gesellschaft Deutscher Chemiker e. V. (GDCh), Frankfurt/M.