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Der sichere Weg zur Smart Factory

Forum in Hannover über Industrie 4.0 in der Food-Branche
Der sichere Weg zur Smart Factory

Der sichere Weg zur Smart Factory
Prof. Dr.-Ing. Peter Fröhlich von der Hochschule Deggendorf forderte die Branche dazu auf, beim Thema Cyber-Sicherheit mehr Verantwortung für die Netzwerkinfrastrukturen zu übernehmen. Bilder: Mareike Bähnisch
Keine Frage: Durch den Einsatz von IoT-Technologien und Roboter können Lebensmittelhersteller ihr Unternehmen wettbewerbsfähig und fit für Industrie 4.0 machen: Sie sichern eine wirtschaftliche Produktion sowie die nötige Flexibilität für eine immer variantenreichere Herstellung. Doch werden diese Themen von den Unternehmen heute schon konsequent angegangen? Dieser Frage widmete sich das „Forum Industrie 4.0 in der Lebensmittelproduktion“ in Hannover.

Im digitalen Zeitalter wird es zusehends wichtiger, schneller, individueller und auch flexibler zu produzieren. Als Folge davon rückt die Digitalisierung der Geschäftsprozesse für Produzenten der Lebensmittelindustrie in den Fokus der Investitionen. Für viele Unternehmen heißt es jetzt, den nächsten Schritt zu gehen, um der Prozessoptimierung einen weiteren Schub zu verleihen. Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Messe Technology Academy Anfang Juni zusammen mit der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) in Hannover das Forum „Industrie 4.0 in der Lebensmittelproduktion“ veranstaltet. Neun Referenten aus der Wissenschaft sowie der Automatisierungs- und Informationstechnik informierten die Teilnehmer gezielt zu den Entwicklungen in der Automation und lieferten Antworten zum Thema Industrie 4.0. Ganz oben auf der Agenda stand die Frage: Haben die deutsche Lebensmittelproduzenten die Zeichen der Zeit erkannt?

Mittelstand noch am Anfang

Was den Stand der Dinge bei Digitalisierung und Smart Factory betrifft, sieht Prof. Dr. Gerrit Sames vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen Handlungsbedarf. Diese seien noch „nicht bei den Geschäftsprozessen 4.0 angekommen.“ Ob Condition Monitoring oder Künstliche Intelligenz: „Das, worüber die Medien berichten, findet im Mittelstand nicht statt“, so der Experte von der Technischen Hochschule Mittelhessen, der in einer Online-Befragung den Digitalisierungsgrad der Branche abgefragt hat. Seine Untersuchung zeigt, dass vor allem im Mittelstand eine erhebliche Diskrepanz zwischen bekannten und verfügbaren Technologien zur Digitalisierung und der Anwendung in den Unternehmen besteht. Als Beispiele nannte er die Einführung von ERP-Systemen sowie das Erfassen und Analysieren von Daten im Facility Management: „Die Unternehmen stehen hier am Anfang“, sagte Sames. Auch im Personalmanagement nutze mehr als die Hälfte der Mittelständler nicht die Möglichkeiten des direkten Datenaustauschs. Im Gegenteil: Viel erfolge nach wie vor auf dem Papierweg, was „gerade Young Professionals abschreckt.“ Lebensmittelproduzenten rät er hier umzudenken, wenn sie den Anschluss nicht verpassen wollen.

Die Rolle der Führungskräfte

Dass es hier einen Wandel braucht, findet auch Michael Gebauer von Vitalente. Der selbstständige Personal- und Unternehmensberater ist spezialisiert auf die Suche nach passenden Fach- und Führungskräften für die Food-Branche. Betriebe, die in die Umsetzung von Industrie 4.0. investieren wollen, empfiehlt er, Fachkräften mehr Flexibilität einzuräumen. Auf die Frage, ob die Branche möglicherweise ein Generationsproblem hat, sagte er im Rahmen der Konferenz: „Zumindest ist altes Hierarchieverhalten nicht das Konzept, wie wir in Zukunft arbeiten wollen.“ Führungskräfte geben seiner Erfahrung nach immer noch zu oft neben dem Was, auch das Wie vor. Erst wenn sie lernen, Verantwortung abzugeben, lassen sich Industrie 4.0-Strategien im Unternehmen erfolgreich umsetzen, betonte der Vitalente-Geschäftsführer.

Sichere IT als Basis für Industrie 4.0

Und in einem weiteren Punkt stimmten die Referenten in Hannover überein: Ohne sicheren Datenaustausch wird Industrie 4.0, das Verschmelzen von Produktion und Dienstleistung mit dem Internet, nicht möglich sein. „Die zunehmende Digitalisierung der Fertigung erhöht die Anforderungen an die Datensicherheit“, betonte Christoph Penkert vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). „Da die Food-Branche zu den Kritis-Sektoren zählt, sind Lebensmittel- und Getränkehersteller aufgefordert ihre informationstechnischen Systeme vor Ausfall und Manipulation zu schützen.“ Kritis steht für kritische Infrastrukturen und meint Anlagen, deren Ausfall versorgungsrelevante Engpässe mit sich bringen. Eine Nachweispflicht der Kritis-Verordnung gilt für Unternehmen ab einer bestimmten Größe. Für den Ernährungssektor hat der Gesetzgeber als Schwellenwert 434 500 Tonnen Lebensmittel oder 350 Mio. Liter Getränke festgelegt. Eine Möglichkeit das Thema anzugehen, sieht Penkert in der Einführung eines Information-Security-Management-Systems, kurz ISMS. Es definiert Maßnahmen, mit denen sich die Informationssicherheit im Betrieb steuern lässt. Zu den ersten Aufgaben innerhalb des ISMS zählt die Benennung eines Beauftragten. „Dieser sollte der Ansprechpartner für sämtliche Fragen sein, die die IT-Sicherheit betreffen“, so Penkert. Zudem könne es für Produzenten zielführend sein, eine Zertifizierung nach ISO 27001 anzustreben.

Cybersecurity sicher geregelt

Veraltete Industriecomputer, die im Firmennetzwerk das Einfallstor für eine Attacke von außerhalb darstellen – so ein Szenario begegnet Prof. Dr. Peter Fröhlich von der Technische Hochschule Deggendorf häufig. Der Diplom-Ingenieur ist Geschäftsführer des Spin-Off-Unternehmens Protectem, das zum Thema Cyber-Sicherheit berät. „Erst, wenn Produzenten die Verantwortung für ihre Netzwerkinfrastrukturen übernehmen, lässt sich Cyber Security wirklich umsetzen“, betonte er im abschließenden Vortrag. „Sie müssen frühzeitig Weichen stellen und bei Investitionsvorhaben konsequent auf die Security-Anforderungen achten. Auch für die Automatisierungstechnik muss IT-Security Teil des regulären Risiko-Managementsystems des Unternehmens werden.“ Bewährte Vorgehensweisen und Lösungsansätze liefert laut Fröhlich etwa die internationale Norm IEC 62443. Sie beschreibt, worauf es bei Datensicherheit für die Automatisierungstechnik ankommt und erlaubt die Durchführung eines Sicherheitschecks.

www.prozesstechnik-online.de

Suchwort: dei0819deutschemesse


Autorin: Mareike Bähnisch

Freie Fachjournalistin

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