Auf den Punkt definiert

Um die internationale Konkurrenzfähigkeit sicherzustellen, entschloss sich die Hochdorf-Gruppe die Produktionskapazitäten des Milchwerks am Standort Sulgen im Kanton Thurgau großvolumig auszubauen. Die Kernprozesse bestehen hier aus der Milchtrocknung und dem Mischen pulverförmiger Produkte. Das führende Schweizer Nahrungsmittelunternehmen beschäftigt über 370 Mitarbeiter und verkauft seine Produkte in rund 80 Länder.

Als Erste in der Branche wurden im Jahr 2004 sämtliche Betriebe der Hochdorf-Gruppe erfolgreich nach dem BRC auditiert. Sie entsprechen somit den Anforderungen der Global-Food-Safety-Initiative. In das Projekt Sprühturmlinie T8 flossen die neuesten Erkenntnisse in puncto Food Safety, Produkt- und Prozesshygiene, Prozesskontrolle und schonende Prozessführung ein. Doch wie können die Zustände der unterschiedlichen Anlagenbereiche zeitgleich auf den Punkt definiert werden? Denn nur so kann sichergestellt werden, dass der Prozess immer derselbe ist.

Vom ersten Spatenstich bis zur Aufnahme der Produktion vergingen nur 16 Monate, in denen unter hohem Kosten- und Zeitdruck der Sprühturm T8 in den Himmel wuchs. Den Großteil der Anlagen lieferte Tetra Pak Processing. Zusätzlich erhielt das Unternehmen den Auftrag, eine Wartungslösung inklusive einer Kalibrierstrategie zu erarbeiten.

Bei der Realisierung der Anlage hatte Hochdorf die Vorgabe gemacht, für anlagentechnische Komponenten wie Ventile, Pumpen und Messtechnik durchgängig jeweils nur einen Lieferanten einzusetzen. Für die Messtechnik kam Endress+Hauser als weltweit anerkannter Komplettlieferant zum Zuge. Für die Umsetzung der Wartungs- und Kalibrierstrategie zahlte sich zusätzlich die Qualifikation des Unternehmens als akkreditierte und zertifizierte Prüf- und Kalibrierstelle nach ISO/IEC 17025 aus.

In der Vergangenheit bewältigte ein Mitarbeiter die Kalibrieraufgaben bei Hochdorf Nutritec. Kontinuierlich arbeitete er sich von Messpunkt zu Messpunkt vor, was in einem Betrieb, der das ganze Jahr rund um die Uhr läuft, nicht einfach ist. Großer Nachteil dieser Vorgehensweise: Nie lag von allen Anlagenbereichen zeitgleich ein definierter Zustand vor. Denn Produktsicherheit wird nicht nur durch Rohstoff-eingangs- und Qualitätssicherungskontrollen entlang der Prozesskette gewährleistet, sondern auch durch stabile und wiederholbare Prozesse. Gerade für die Herstellung von Babynahrung wollte man diesem Konzept zur Produktsicherheit höchste Bedeutung beimessen.

Nach dem erfolgreichen Abschluss des T8-Projekts ist Tetra Pak Processing für Hochdorf Nutritec alleiniger Ansprechpartner für Wartungsaufgaben. Dabei setzt Tetra Pak immer auf Lösungen, die den Wartungsaufwand möglichst exakt ermitteln, um so Produktionskosten reduzieren zu können.

Insgesamt waren zehn Unterlieferanten in das Projekt eingebunden, für deren Gewerke Tetra Pak ebenfalls diese Aufgabe koordiniert. Pro Jahr stehen zwei Wochen für alle Revisionsarbeiten zur Verfügung. In dieser Zeit wird nicht produziert.

Im Herbst 2011 wurde die Sprühturmlinie erstmalig einer kompletten Wartung unterzogen. Die nächste steht im November 2012 bevor. Dann werden die Wartungsarbeiten flexibel an die anlagenspezifischen Gegebenheiten angepasst. In einem Fließdiagramm der Anlage werden über einen Farbcode alle zu wartenden Komponenten differenziert, je nachdem, ob sie keinen Service oder eine vorbeugende Wartung nach einem, zwei oder drei Jahren benötigen. Die Anlage wird zusätzlich über eine Remote-Verbindung fernüberwacht und drei Mal im Jahr vor Ort inspiziert.

Für die Kalibrierung und Wartung der rund 160 Messstellen setzt Tetra Pak Processing auf die mit Endress+Hauser weltweit bestehende Service-Partnerschaft. Bei der Organisation die-ser Aufgabe suchte man nach einer kompletten Kalibriermanagementlösung, die nicht nur die im Feld befindlichen Messgeräte von Endress+Hauser berücksichtigt, sondern auch die Geräte anderer Hersteller, beispielsweise Wägezellen oder Sauerstoff- und Feuchtemessgeräte. Zudem müssen alle Kalibrierarbeiten BRC-konform dokumentiert werden.

Endress+Hauser bietet mit dem Masterplan Kalibrierung eine Dienstleistung an, die sämtliche Aufgaben und Prozesse sowie eine übergreifende Kalibrierstrategie definiert, ausführt und die Ergebnisse zusammenfasst und auswertet. Die Kalibrierungen führen erfahrene Kalibriertechniker von Endress+Hauser vor Ort nach ISO/IEC 17025 durch. Dieses geschieht streng nach den Vorgaben der SOPs (Standard Operating Procedures). Liegt ein Gerät an der Grenze des Toleranzbereiches, wird es justiert und anschließend nochmals kalibriert. Auf Basis der Ergebnisse werden Empfehlungen erarbeitet, wie der Kunde – in diesem Fall Hochdorf Nutritec – die Prozessgenauigkeit in den spezifizierten Grenzen halten kann. Alle Dokumente sind über das Endress+Hauser-Internetportal W@M rund um die Uhr auf Tastendruck abrufbar. Es handelt sich also um eine Lösung, mit der in einem Audit die Gültigkeit von Anlagenprozessen lückenlos nachgewiesen werden kann, ohne lange Dokumente suchen zu müssen.

Bei Hochdorf Nutritec waren für den ersten Kalibrierauftrag sechs Kalibriertechniker von Endress+Hauser im Einsatz, um innerhalb der zweiwöchigen Revision alle Messgeräte zu kalibrieren und deren Status zu dokumentieren. Diese Anzahl von qualifiziertem Personal und akkreditiertem Equipment in einem so kurzen Zeitraum verfügbar zu haben, ist für ein Unternehmen wie Hochdorf Nutritec normalerweise nicht möglich.

Für Tetra Pak bietet der Masterplan Kalibrierung Kostentransparenz und Terminsicherheit, da Abläufe und Zuständigkeiten in einem Projektplan klar geregelt sind. Von allen Messgeräten wird bei einer Revision über die Kalibrierung zeitgleich der Zustand erfasst und dokumentiert. Somit ist der Anlagenzustand mit seinen dazugehörigen Prozessen auf den Punkt definiert. Die Hochdorf Nutritec kann mit diesem professionellen Kalibriermanagement gegenüber den Kunden belegen, dass die Prozesse in der Sprühturmlinie T8 immer exakt reproduzierbar sind.

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