Schon mal Natriumhydroxid in Wasser geworfen? Probieren Sie´s mal aus. Aber Vorsicht! Wird heiß, kann spritzen! Moritz Honigmann aus Düren entwickelte 1883 eine spezielle Dampflokomotive, die Natronlokomotive. Das Schicke an ihr war, dass sie ohne Brennstoffe auskam. Honigmann war zwar der Sohn des Bergwerks-Besitzers Eugen Honigmann, aber eben auch Chemiker, der sich mit Natrium-Verbindungen gut auskannte. Nachdem sein Arbeitgeber, die Rhenania AG, Soda (Natriumcarbonat) nicht nach dem modernen Solvay-Verfahren produzieren wollte, gründete er damit seine eigene Firma. Hier entwickelte er die Natronlokomotive für den Verkehr zwischen den Salzbergwerken Würselen und Eschweiler-Aue. Im Kessel der Natronlokomotive wird Wasserdampf in hochkonzentrierte Natronlauge eingeleitet. Die Lösungsenthalpie heizt die Lösung auf und in einem weiteren Kessel wird Wasserdampf erzeugt. Dieser treibt die Lok an. Alle 4 bis 5 Betriebsstunden muss die verwässerte Lauge durch neue, konzentrierte Natronlauge ersetzt werden. Von Juni 1884 bis März 1885 wurde eine solche Natronlokomotive in Aachen als Personentransporter auf einer 1 km langen Strecke eingesetzt. Die hochkorrosive („ätzende“) Natronlauge setzte aber anscheinend dem Material zu sehr zu, was die kurze Lebensdauer der Linie erklären würde. Die Leistung der Lokomotive entsprach übrigens der Hälfte eines modernen Bleiakkus aus heutigen Autos. Heutzutage nimmt man Natron gegen Magendrücken. Dahinter verbirgt sich aber eine andere chemische Verbindung, das für den Körper wesentlich bekömmlichere Natriumhydrogencarbonat, Natronlauge wird nur noch für Laugengebäck eingesetzt – und dort auch nicht 83 %ig …
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