Startseite » Aufmacher »

Jumo wächst in schwierigem Umfeld

Sensorspezialist weiter auf Erfolgskurs
Jumo wächst in schwierigem Umfeld

Jumo feiert in diesem Jahr sein 75. Firmenjubiläum. Auf der Pressekonferenz am 16. Februar in Fulda gab der Sensorspezialist die aktuellen Geschäftszahlen bekannt. Demnach ist die Unternehmensgruppe trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds weiter auf Erfolgskurs. 2023 bringt Jumo seine ersten Sensoren mit Single-Pair-Ethernet-Technologie auf den Markt. Außerdem beginnen im Jubiläumsjahr die Bauarbeiten für ein zweites Werk am Standort Fulda.

Dimitrios Charisiadis, CEO der Jumo-Unternehmensgruppe, ist mit der Entwicklung im letzten Geschäftsjahr sehr zufrieden. „Trotz zahlreicher globaler Krisen hat sich der Wachstumstrend aus dem Vorjahr weiter fortgesetzt und wir konnten unseren Umsatz von 281 Mio. Euro im Jahr 2021 auf über 300 Mio. Euro steigern. Unser konsolidierter Umsatz ist damit seit 2012 um 50 % gewachsen“. Laut Charisiadis hat es Jumo geschafft, trotz der Lieferengpässe bei elektronischen Bauelementen die Lieferzeit für mehr als 90 % seiner Produkte einzuhalten. Zurückzuführen ist dies sowohl auf ein gutes Bestandsmanagement als auch das Redesign von Produkten. Die Exportquote des Unternehmens liegt aktuell bei 54 %. Dank der soliden finanziellen Lage und der guten Liquidität konnten im vergangenen Jahr weltweit Investitionen in Höhe von rund 18 Mio. Euro getätigt werden.

Ende 2022 beschäftigte die Unternehmensgruppe weltweit 2530 Mitarbeiter. 1071 Personen arbeiteten in den ausländischen Tochtergesellschaften, 1459 Personen in Fulda und den deutschen Niederlassungen, davon 93 Auszubildende. Die Nachwuchsförderung spielt bei Jumo eine große Rolle. Allein in den letzten fünf Jahren wurden 151 neue Auszubildende eingestellt, wie Charisiadis berichtete.

Vom Glasthermometeranbieter zum Systemlieferanten

Das Unternehmen, das heute 14 Produktionsstandorte in Deutschland und weltweit hat, wurde 1948 mit sechs Mitarbeitern auf einer Produktionsfläche von 350 m2 gegründet. Firmengründer Moritz Kurt Juchheim konzentrierte sich auf die Herstellung von Glas- und Glaskontaktthermometern. Nach und nach wurde das Produktsortiment erweitert und das Fachwissen über die Branchenanwendungen vertieft und aufgebaut. „Branchendenken wird schon seit langem bei Jumo gelebt“, erklärte Matthias Kremer, Leiter Globales Branchenmanagement, auf der Pressekonferenz. Vor etwas mehr als 20 Jahren wurden die ersten Branchenverantwortlichen benannt und seit 2015 richtet sich das Unternehmen an Schwerpunktbranchen aus. Zu den Kernbranchen zählen beispielsweise Wasser und Abwasser, Thermoprozesstechnik, Heizung, Klima und Lüftung, Lebensmittel und Getränke sowie erneuerbare Energien. „Die Schwerpunktthemen geben Technologien und Produkte vor“, so Kremer.

Neben dem Branchenansatz spielt auch der Systemgedanke bei Jumo eine wichtige Rolle. Seit einigen Jahren wandelt sich das Unternehmen Schritt für Schritt vom Produkthersteller zum Systemlieferanten. Gleichzeitig erschließen sich durch Cloud- und Automatisierungslösungen neue Märkte. Vor rund zwei Jahren wurde beispielsweise die Jumo-Cloud eingeführt, eine IoT-Plattform zur Prozessvisualisierung, Datenerfassung, -auswertung und -archivierung, die über die gängigen Webbrowser weltweiten Zugriff auf Messdaten ermöglicht.

Produkte für durchgängige Ethernet-Kommunikation

Ab 2023 können Daten mit der Single-Pair Ethernet-(SPE)-Technologie vom Sensor direkt in die Jumo-Cloud geschickt werden. Die SPE-Technologie wurde zunächst in drei neue Sensorprodukte integriert: in den Feuchte-, CO2- und Temperaturmessumformer Hydrotrans, den Durchflussmessumformer Flowtrans MAG H20 und den Druckmessumformer Delos SO2.

Die Wahl der SPE-Technologie bei den neuen Geräten ermöglicht es Anwendern, komplette Systemlösungen mit einer durchgängigen Ethernet-Übertragung zu nutzen. Dieser Aspekt vereinfacht die Inbetriebnahme und eröffnet weitere Vorteile. Die SPE stellt hierbei nur die physikalische Schicht dar, auf der eine Vielzahl an Ethernet-basierten Protokollen laufen können. Für die neuen Sensoren hat Jumo den SPE-Standard 10BASE-T1L ausgewählt, wodurch Kabellängen von bis zu 1000 m für die Sensoranbindung möglich sind und damit eine universelle Verwendung der SPE-Technologie in vielfältigen Applikationsfeldern gegeben ist. Über Power-over-Dataline (PoDL) wird jeder der drei Sensoren versorgt. Die Verbindung wird dabei durch einen SPE-Stecker in der hohen Schutzart in M12-Ausführung realisiert.

Die Datenweiterleitung erfolgt durchgängig auf der Grundlage von Ethernet, weshalb sich der Sensor direkt mit der Steuerung und gleichzeitig mit der Jumo-Cloud austauschen kann.

Für die Kommunikation mit der Steuerung kann der Anwender auf den etablierten Ethernet-basierten Kommunikationsstandard Modbus-TCP zurückgreifen. Die Cloud-Kommunikation wird mit wenigen Klicks in der Jumo-Cloud direkt bzw. am Sensor über die App Jumo Smart Connect bzw. das Jumo-Setup-Programm eingerichtet. Auf diese Weise lassen sich schnell und einfach schlanke Systemlösungen konzipieren, die aus Sensorik sowie Automations- und/oder Steuerungstechnik bestehen.

Vielseitige Einsatzmöglichkeiten

Der Hydrotrans-Sensor kann die Raumtemperatur und Luftfeuchte sowie mit einem optionalen Modul auch die CO2-Konzentration messen. Die Statuswerte (Metadaten) lassen sich über die SPE-Schnittstelle direkt in die Jumo-Cloud senden.

Die Hydrotrans-Serie ist in vier Varianten als Wand-, Kanal-, Stab- oder Raumausführung lieferbar und und in Temperaturbereichen zwischen -40 bis +80 °C einsetzbar.

Eine präzise Feuchte- und Temperaturüberwachung ist die Grundvoraussetzung zur genauen Steuerung der Raum- und Prozessluft. So können Anwender Heizkosten einsparen und Instandhaltungskosten reduzieren. In der Lebensmittelindustrie lässt sich mit den Hydrotrans-Sensoren beispielsweise die Luft während der Käsereifung überwachen.

Eine Besonderheit des magnetisch-induktiven Durchflussmessumformers Flowtrans MAG H20 ist, dass damit leitfähige Medien auch tröpfchenweise gemessen werden können. Durch sein Metallgehäuse und die Tri-Clamp-Prozessverbindung in den Nennweiten von DN 06 bis DN 25 eignet sich der Sensor besonders für lebensmittelnahe Bereiche. Beispielsweise kann er in der Lebensmittelindustrie für die exakte Dosierung von Aromen, Gewürzextrakten und Sirupen verwendet werden. Ein modernes HMI erlaubt über Bluetooth und der Jumo-Smartconnect-APP die Konfiguration. Außerdem ermöglicht die SPE-Schnittstelle eine vereinfachte Anbindung an die Jumo-Cloud und durchgängige IP-Kommunikation von der Feld- bis zur Automatisationsebene.

Der dritte neue Jumo-Sensor mit SPE-Technologie, der Druckmessumformer Delos SO2, eignet sich für die Erfassung von Relativ- und Absolutdrücken in flüssigen und gasförmigen Medien, etwa in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie, der Heizungs- und Klimatechnik sowie der Wasser- und Abwasserbranche. Die Messbereiche liegen zwischen 0,1 bis 60 bar rel. oder 0,4 bis 60 bar abs. Konfiguriert werden kann der Sensor über Bluetooth/App oder IO-Link.

Steuerung mit kapazitivem Touchscreen

Ein weiteres neues Produkt, das der Sensorhersteller auf der Jubiläumspressekonferenz präsentierte, ist die Steuerung Varitron 500 Touch. Es handelt sich dabei um das erste Jumo-Gerät mit kapazitivem Touchscreen. Mit der Steuerung sind übersichtliche Prozess- und Anlagenvisualisierungen sowie Bedienoberflächen möglich. Sie kann in zahlreichen Branchen eingesetzt werden, etwa im Industrieofenbau, der Lebensmittelindustrie sowie der Pharma-, Medizin- und Biotechnik.

Basis des Automatisierungssystems ist eine leistungsstarke CPU mit einem 800-MHz-Quad-Core-Prozessor. Die Software ist auf einer Linux-Plattform modular aufgebaut und nutzt die CODESYS-V3.5-Programmierumgebung SP17 zur Erstellung von SPS-Programmen. Eine weitere Besonderheit der Steuerung ist ein kundenspezifischer Konfigurations- und Prozessdateneditor.

Die intuitive Auswertung und Visualisierung von bis zu 240 geloggten Prozessdaten ist mit der browserbasierten Software-Lösung Jumo Smartware Evaluation möglich. Individuelle Dashboards erlauben einen zielgeführten und schnellen Zugriff auf aufgezeichnete Prozessdaten. Außerdem sorgt eine Manipulationserkennung auf Basis von digitalen Zertifikaten für hohe Datensicherheit.

Jubiläumsbier aus eigener Brauereianlage

Alle vier neuen Produkte sowie zahlreiche weitere Jumo-Sensoren finden Anwendung in einer neu entwickelten „Mini-Brauerei“. In dieser vollautomatisierten Brauereianlage, die von der Firma Burkard und Gärtner stammt, hat Jumo von der regionalen Brauerei Hunfeld Braeu ein spezielles Jubiläumsbier  brauen lassen.

Die vollautomatisierte Brauereianlage besteht komplett aus Edelstahl und verfügt über eine automatisierte CIP-Funktion. Es handelt es sich um ein klassisches Drei-Geräte-Sudwerk mit Läuterbottich. Die mögliche Sudgröße liegt bei rund 100 l. Das entspricht je nach Biersorte einer Malzschüttung von ca. 20 kg.

In Zukunft will Jumo die Mini-Brauerei als Messemodell einsetzen und der Firma Hunfeld Braeu als Pilotanlage zur Verfügung stellen.

Zusätzliches Werk in Fulda geplant

Im März 2023 wird der Spatenstich für einen zusätzlichen Produktionsstandort im Westen von Fulda erfolgen. Auf einer Fläche von 100 ha plant Jumo ein neues Werk für die Fertigung von Temperatur- und Drucksensoren. Diese Produktbereiche sind zuletzt überdurchschnittlich stark gewachsen und auch in den nächsten Jahren sieht man hier großes Potenzial. Der neue Produktionsstandort soll energieautark werden, unter anderem indem Abwärme und Geothermie genutzt werden. Außerdem will Jumo im neuen Werk Cobots, autonome Lagersysteme, digitale Zwillinge und künstliche Intelligenz einsetzen. Mit 48 Mio. Euro ist der Neubau die größte Investition in der Jumo-Geschichte. Bis Ende 2024 soll das neue Werk fertiggestellt werden.


Autorin: Claudia Bär

Redakteurin

Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

cav-Produktreport

Für Sie zusammengestellt

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Hier finden Sie aktuelle Whitepaper

Top-Thema: Instandhaltung 4.0

Lösungen für Chemie, Pharma und Food

Pharma-Lexikon

Online Lexikon für Pharma-Technologie

phpro-Expertenmeinung

Pharma-Experten geben Auskunft

Prozesstechnik-Kalender

Alle Termine auf einen Blick


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de