Abfüllanlage für Flüssiggas

Vor zwei Jahren wurde das Umschlag- und Verteilerlager für Flüssiggas bei der Lübecker Boie GmbH umfassend modernisiert und dabei die erste vollautomatisierte Abfüllanlage für Flüssiggas realisiert. Diese läuft inzwischen bereits seit einem Jahr problemlos.

Auf der Suche nach Möglichkeiten, wie der Befüll- und Entnahmeprozess aus den vier 500 000 l fassenden Lagertanks optimiert werden könnte, entstand die Idee, alle Abläufe zentral über einen Computer zu steuern. Da es bislang keine vergleichbare Automationslösung in Deutschland gab, waren ausführliche Vorgespräche mit dem zuständigen TÜV in Hamburg und letztendlich eine Genehmigung für die Automatisierung der Anlage notwendig.

Die vorgeschriebenen Sicherheitsstandards konnten nur mit einer speziellen Steuerungstechnik erfüllt werden. Diese basiert auf der programmierbaren Sicherheitssteuerung PSS. Bei der PSS kommen Prozessoren unterschiedlicher Hersteller zum Einsatz, die unabhängig voneinander ständig sämtliche Betriebsparameter überprüfen. Alle Bedien- und Beobachtungsgeräte sind direkt an die PSS angeschlossen. Die PSS wurde dann in nur knapp vier Monaten programmiert und an die Abläufe des Flüssiggaslagers angepasst. Der früher manuell gesteuerte Verfahrensablauf ist im Wesentlichen in drei Schritte unterteilt. Zunächst wird das Flüssiggas in Kesselwagen angeliefert und von dort aus in die Lagertanks gefüllt. Währenddessen wird der Kesselwagen unter einer Berieselungsanlage abgestellt, die im Notfall den Wagen mit Wasser kühlt, um einer Explosionsgefahr durch Überhitzung vorzubeugen. In den Lagerbehältern, die so konstruiert sind, dass sie im Brandfall 90 Minuten lang einer Hitze von 620 °C standhalten würden, bleibt das Flüssiggas bis zur Abfüllung in Tankwagen oder Druckbehälter. Was einfach klingt, ist doch ein höchst komplexes Zusammenspiel unzähliger Einzelkomponenten. Das Schließen oder Öffnen der Ventile und Starten der Pumpen, die Drucküberwachung der Pumpe oder die permanente Kontrolle des Füllstands der Lagerbehälter, sind nur einige Beispiele dafür.

Die Anlage kann heute über einen Touch Panel überwacht und bei Bedarf individuell gesteuert werden. Ein Blick auf den Bildschirm genügt, um den Füllstand der jeweiligen Behälter einzusehen. Der Füllstand wird von der PSS ständig überwacht und die Anlage schaltet automatisch auf einen der anderen Behälter um, wenn der Tank gefüllt ist. Ebenso funktioniert es umgekehrt, wenn aus den Lagerbehältern Flüssiggas entnommen wird. Videokameras überwachen den Befüll- oder Entleervorgang und senden die Bilder auf einen Monitor in der Disposition von Boie. Ein regelmäßig zu betätigender Totmann-Schalter sorgt dabei für zusätzliche Sicherheit.

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