Der Energieversorger RWE Power musste die Erfahrung machen, dass sich der Austausch vermeintlicher Standardbauteile zu einem ernstzunehmenden Problem auswachsen kann. Der Testbetrieb eines neuen Drehklappenantriebs erwies sich zunächst als Enttäuschung. Erst die Zusammenarbeit mit seinem Instandhaltungspartner brachte dem Unternehmen eine zufriedenstellende Lösung.
Vor Kurzem hat Matthias Keller am nahe Köln gelegenen Standort Ville-Berrenrath von RWE Power vier neue Stellantriebe in Betrieb genommen. Der Arbeitsgruppenleiter im Technischen Büro der EMSR-Instandhaltung nutzte dazu einen kurzen geplanten Stillstand des Kohleveredelungsbetriebs. Die neuen Stellantriebe dienen als Ersatz für Armaturen aus den siebziger Jahren, die bislang reibungslos funktionierten, aber nun nicht mehr produziert werden.
Was nach einem einfachen Austausch klingt, ist das Ergebnis eines langen Prozesses. „Als wir erfuhren, dass der Hersteller die von uns genutzten Stellantriebe nicht mehr herstellen wird, waren wir zunächst nicht weiter beunruhigt“, erklärt Keller. „Schließlich sind Ersatzteile hierzu in der Regel noch etwa zehn Jahre erhältlich.“ Genug Zeit also, um nach einem neuen Hersteller zu suchen, der über ähnlich robuste Antriebe und ausreichend Erfahrung in den Bereichen Energieversorgung und Petrochemie verfügt. In einem Zeitraum von zwei Jahren probierte RWE verschiedene Lösungen durch, darunter auch hydraulische und pneumatische Alternativen. Der Wechsel auf einen hydraulischen Antrieb wäre jedoch mit einem nicht vertretbaren organisatorischen und finanziellen Aufwand verbunden gewesen. Das Unternehmen entschied sich deshalb wieder für ein Gerät mit einem elektrischen Antrieb.
Erste Versuche fehlgeschlagen
In einem ersten Schritt wurde während eines geplanten Anlagenstillstands einer von insgesamt sechs Drehklappenantrieben an einem der beiden Wirbelschichtkessel ersetzt. Der Testbetrieb mit diesem Gerät erwies sich jedoch als Enttäuschung. Bereits nach nicht einmal einer Woche musste die Anlage heruntergefahren und der alte Stellantrieb wieder eingesetzt werden, weil der neue deutliche Störgeräusche zeigte und auszufallen drohte. Der ungeplante Anlagenstillstand in der Dampfproduktion hatte direkte Auswirkungen auf den gesamten Veredelungsbetrieb. Denn die Drehklappenantriebe halten unter anderem den Druck in den Wirbelschichtkesseln stabil, die pro Stunde rund 560 t Dampf produzieren. Fallen sie aus, fehlt er für die Aufbereitung und Trocknung des Braunkohlestaubs.
RWE wandte sich daraufhin an InfraServ Knapsack, seinen langjährigen Instandhaltungspartner, der bereits die regelmäßige Wartung und Instandsetzung der Stellantriebe verantwortet. In einem intensiven Gespräch analysierten die beiden Unternehmen zunächst die möglichen Gründe für den Ausfall des neuen Geräts. So stellen beispielsweise die häufigen Schaltspiele hohe Anforderungen an die Haltbarkeit der Drehklappenantriebe. Zusätzlich wurden die einzelnen Umgebungsbedingungen wie Temperatur, Platzbedarf oder Regelgüte im Detail festgelegt. Wie eine anschließende Schwingungsmessung zeigte, konnten nur sehr wenige Hersteller das benötigte Anforderungsprofil erfüllen – einer von ihnen war Drehmo. Das deutsche Unternehmen verfügt über wartungs- und verschleißarme Geräte mit guten Regeleigenschaften. Ein weiterer wichtiger Punkt für die Entscheidung war auch, dass die Steckerparametrierung der bisherigen Ausführung komplett übernommen werden konnte. So musste tatsächlich nur der Stellantrieb montiert und der Stecker eingesteckt werden. Ein außerordentlich hoher Einsparvorteil, denn jeder Stecker gibt eine Vielzahl von Signalen weiter, wie beispielsweise Drehmomente, Stellungen oder Endlagen. Er ist je nach Hersteller und sogar innerhalb eines Herstellers unterschiedlich belegt, eine entsprechende Norm gibt es nicht.
„Aufgrund unserer eigenen Erfahrungen waren wir zunächst sehr skeptisch, als uns InfraServ Knapsack den neuen Antrieb vorschlug“, so Keller. „Doch wir kennen das Unternehmen als kompetenten und absolut zuverlässigen Partner. Deshalb erklärten wir uns bereit, das Risiko einzugehen.“ Etwa ein halbes Jahr sollte der neue Antrieb in einer Testphase in der Anlage laufen, erst danach wollte RWE sich für oder gegen den Kauf entscheiden. Bis zum Check des neuen Antriebs dauerte es dann sogar ein Dreivierteljahr – jedoch nicht, weil ein längerer Testbedarf bestand, sondern weil sich der neue Antrieb vollkommen unauffällig verhielt. RWE war von dem Resultat überzeugt und bestellte direkt die nächsten Antriebe. Zwischenzeitig werden in Abhängigkeit des Produktionsprozesses erfolgreich weitere ersetzt.
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