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Hygiene im Griff

Biozidfreie Desinfektion von Kühlwasser
Hygiene im Griff

Legionellen in den Abschwaden von Verdunstungskühltürmen führen immer wieder zu ernsthaften Erkrankungen bis hin zu Todesfällen. Um das Wachstum von Mikroorganismen in Kühltürmen in den Griff zu bekommen, setzen die Betreiber vielfach auf umweltgefährdende und giftige Biozide oder Chlor. Als Alternative hierzu bietet sich die Kühlwasserbehandlung mit Ozon an. Im französischen Werk Briey der international aktiven Norma-Gruppe kann der Stand der Technik in Sachen Biofilm-Abbau und Legionellen-Prophylaxe mit Ozon besichtigt werden.

Dipl.-Ing. Winfried Hackl, Dr. Matthias Hoffmann

Die von BWT entwickelte kompakte Kühlwasserbehandlungsanlage Coolzon arbeitet mit Ozon (O3). Ozon zersetzt aufgrund seines hohen Oxidationspotenzials Biofilme und verhindert die Vermehrung von Bakterien. Die Anlage besteht aus einem vormontierten System mit Umwälzpumpe, Sandfilter, Ozonerzeugungs-, Vermischungs- sowie Mess- und Überwachungseinheit.
Die Behandlung des Wassers erfolgt in zwei Stufen in einem unabhängigen Kreislauf: Die Anlage fördert Kühlturmwasser aus der Kühlturmtasse zuerst über einen Sandfilter und trägt dann Ozon in das zuvor filtrierte Wasser ein. Das mit Ozon versetzte Wasser gelangt schließlich in die Kühlturmtasse zurück. Der Ozoneintrag wird kontinuierlich überwacht. Ist der Kühlturm abgeschaltet, aber in Betriebsbereitschaft, sorgt eine Stillstandschaltung für eine Zwangsbehandlung des stehenden Wassers.
Durch die Filtration werden Schmutzstoffe aus dem Wasser entfernt, so dass einerseits der Mikrobiologie Nährstoffe entzogen werden; andererseits können die abfiltrierten Schmutzstoffe kein Ozon im Wasser zehren. Da es zudem keine Resistenzen von Bakterien oder anderen Keimen gegenüber Ozon gibt, erlaubt diese Verfahrensweise eine kontinuierliche Ozondosierung, die mit geringen Mengen Ozon eine gleichbleibend gute Desinfektionsleistung garantiert.
Coolzon im Norma-Werk Briey
Die international tätige Norma-Gruppe produziert in ihrem französischen Werk in Briey bei Metz Verbindungs- und Befestigungselemente aus Kunststoff. Die Produktionsmaschinen sind kontinuierlich zu kühlen, auch die Abwärme aus der Dampfextrusion muss aus den Hallen herausgeführt werden (realisiert über offene Rückkühlwerke).
Seit 2004 sind zur Aufbereitung des Kühlwassers zwei Coolzon-Anlagen installiert – die erste Industrieapplikation dieser Art in Frankreich. „Der Einsatz der Coolzon-Anlagen ist eine vergleichsweise kleine Investition gewesen und bietet uns im Gegenzug hohe Sicherheit.“, so Henriqué Monteiro, Direktor Norma Briey. Wir sind sehr zufrieden mit der Coolzon-Technik. Seit der Ins-tallation gibt es keinerlei Beanstandungen seitens der Behörden, die Produktion läuft kontinuierlich durch.“
Zum Hintergrund dazu: Nach dem Ausbruch der Legionärskrankheit im Sommer 2003 mit sieben Toten und 59 Infektionen im Umfeld der Firma Noroxo (eine Tochter des US-Ölkonzerns ExxonMobil) in Harnes, Nordfrankreich, erließen die Behörden strenge Vorgaben für den Betrieb von Kühltürmen. Zur Durchsetzung wurden scharfe Kontrollen angeordnet: Im Sommer muss einmal monatlich (Winter: alle drei Monate) durch ein zertifiziertes Labor die Legionellenkonzentration im Kühlwasser kontrolliert werden. Die Ergebnisse werden der zuständigen Überwachungsbehörde mitgeteilt. Ab einem Wert von 1000 KBE/l ist das System zu reinigen. Beim Überschreiten von 100 000 KBE/l wird der Kühlturm sofort stillgelegt; anschließend ist eine Entleerung, Reinigung und Desinfektion des Systems Pflicht.
Industrieunternehmen schweben also stets in der Gefahr, dass die Behörden im Falle des Falles eine Produktionseinstellung verfügen. Der Wunsch nach einem absolut zuverlässigen Verfahren gegen Legionellen ist also verständlich.
Knut Lauf, Geschäftsführer der Lauf Versorgungstechnik GmbH, berät und betreut die Norma-Gruppe in allen Fragen der Versorgungs- und Haustechnik. Für ihn ist die übliche Biozid-Behandlung von Kühlwasser keinesfalls mehr Stand der Technik: „Organische Biozide oder Chlor verhindern zwar das Biofilm-Wachstum – gegen die Legionellen selbst sind sie weniger effektiv.“ Die Variante mit organischen Bioziden wurde auch aus weiteren Gründen nicht ernsthaft in Erwägung gezogen, wie Remi Lecomte, Leiter Technik und Instandhaltung bei der Norma Briey berichtet: „Problematisch ist aus unserer Sicht, dass diese Umweltgifte mit den Aerosolen in die Umgebung von Kühltürmen ausgetragen und von Menschen eingeatmet werden.“ Zudem gäbe es den Aufwand, ein Chemielager einzurichten und zu organisieren.
Ein anderer Aspekt, der pro Ozon beim Einsatz im Kühlturmwasser sprach: Die Experimente von Remi Lecomte und Knut Lauf mit dem Einsatz von Ozon innerhalb der Produktion (Desinfektion des Kühlwassers, das die noch heißen Extrusions-Teile abkühlt) waren so zufriedenstellend verlaufen, dass beide hohes Vertrauen in die Effizienz dieses Oxidationsmittels haben.
In Deutschland kommt der Gesichtspunkt der Abwassergrenzwerte hinzu : es existieren Grenzwerte für gebundenes Chlor und Biozide, nicht aber für Ozon, da Ozon im Abwasser sehr schnell und ohne bedenkliche Nebenprodukte abgebaut wird. Das sei ein enormer Vorteil von Ozon, so Knut Lauf. Interessant: Auch in Frankreich sind Grenzwerte für Chlor und Biozid im Abwasser in der Diskussion.
Coolzon ist ein umweltschonendes Verfahren zur Desinfektion von Kühlturmwasser ohne Einsatz von aggressiven Chemikalien. „2004 installiert, laufen die Coolzon-Anlagen nach einigen Anpassungsarbeiten bestens, wir haben die Hygiene im Kühlwasser somit im Griff – es gab bislang jedenfalls nie eine Beanstandung der Behörden,“ freut sich Henriqué Monteiro. Übrigens: Auch an den Norma-Standorten in Deutschland wird das Kühlturmwasser mittlerweile mit Ozon behandelt.
cav 478

Mehr Informationen zu Coolzon
Norma Frankreich

Auf einen Blick
Die Coolzon-Technologie zeichnet sich vor allem durch folgende Vorteile aus:
  • Biologischer Bewuchs wird entfernt bzw. am Wachstum gehindert
  • Gleichbleibend niedrige mikrobiologische Belastung
  • Coolzon vermeidet schädliche Nebenprodukte (insbesondere finden sich in den Aerosolen der Abschwaden keine Biozide)
  • Der Umgang mit gefährlichen Chemikalien entfällt
  • Hohe Kühlleistung durch saubere Kühlturmeinbauten und Wärmetauscher
  • Hohe Verfügbarkeit des Kühlturmes durch Wegfall von außerplanmäßigen Reinigungsstillständen
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