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Strom und Dampf aus Zuckerrohr

Wirtschaftliche Energieversorgung mit regenerativen Rohstoffen
Strom und Dampf aus Zuckerrohr

Innerhalb des Spezialchemie-Konzerns Lanxess wurde am brasilianischen Standort Porto Feliz eine effiziente Kraft-Wärme-Kopplungsanlage für die Erzeugung von Elektrizität und Dampf aus Bestandteilen der Zuckerrohrpflanze errichtet. Der Konzern investiert rund 7 Millionen Euro in den Bau der Anlage, die Anfang 2010 in Betrieb gehen soll. cav sprach mit Jörg Hellwig, Leiter der Lanxess Business Unit Inorganic Pigments, über die eingesetzte Technik und die Strategie des Unternehmens für die Energieversorgung der Zukunft.

cav: Lanxess hat am brasilianischen Standort Porto Feliz den Grundstein für eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage zur Energieerzeugung aus Zuckerrohr gelegt. Nach welchem Verfahren wird die Energie aus der Zuckerrohrpflanze gewonnen?

Hellwig: Das geerntete Zuckerrohr wird geschnitten und in Zuckerrohrmühlen verarbeitet. Dabei wird der Saft aus dem Zuckerrohr herausgepresst. Übrig bleibt ein fasriger Pflanzenrest, die so genannte Bagasse. Dieser pflanzliche Reststoff ist ein geschätzter Rohstoff und Energieträger, der als Brennstoff dient. Durch die Verwendung dieses nachwachsenden, umweltfreundlichen Rohstoffs erfolgt die Energiegewinnung komplett CO2-neutral – es wird nur soviel CO2 freigesetzt, wie die Zuckerrohrpflanzen zuvor beim Heranwachsen aufgenommen haben.
cav: Welchen Anteil des Energiebedarfs am Standort deckt die neue Kraft-Wärme-Kopplungsanlage?
Hellwig: Die neue Anlage mit einer Kapazität von 4,5 MW soll 100 Prozent des Energiebedarfs abdecken. Sämtliche Anlagenteile sind vollständig auf dem Standortgelände eingegliedert. Für die Produktion unserer Eisenoxidpigmente benötigen wir in unterschiedlichen Prozessschritten sowohl Heißdampf als auch Strom. Beides wird von der neuen Anlage geliefert.
cav: Sind am Standort Porto Feliz weitere Anlagen zur Energieerzeugung aus regenerativen Rohstoffen in Betrieb?
Hellwig: Seit 2002 wurden fossile Brennstoffe sukzessive durch Holzreste aus der regionalen Wiederaufforstung der Papierindustrie ersetzt und zur Dampferzeugung verwendet. Mit der Inbetriebnahme des neuen Kraftwerks reduziert Lanxess ab 2010 den CO2-Ausstoß an diesem Standort nahezu vollständig. Die Klimagas-Emissionen sinken dann im Vergleich zu 2002 um rund 44 000 t CO2 pro Jahr. Ein weiterer Nutzeffekt ist, den Produk- tionsstandort von einer externen Energieversorgung unabhängig zu machen. Die neue Anlage sichert langfristig und zuverlässig die Versorgung unseres Werkes mit bezahlbarer Energie – und damit auch unsere Wettbewerbsfähigkeit. Zudem schafft sie dies auf ganz besonders umwelfreundliche Weise.
cav: Wird der Standort auch zukünftig auf erneuerbare Energien setzen?
Hellwig: Sofern zukünftig Energieprojekte in Porto Feliz umgesetzt werden, sollen aller Voraussicht nach erneuerbare Energiequellen aus dem regionalen Umfeld zum Einsatz kommen.
cav: Gibt es bereits konkrete Pläne, weitere Lanxess-Standorte weltweit mit erneuerbaren Energien zu versorgen?
Hellwig: Die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen und erneuerbaren Energien setzt die langfristig sichere und kostengünstige Verfügbarkeit voraus. Es wird für viele Standorte geprüft, ob diese Rahmenbedingungen gegeben sind. Bevorzugt werden Rohstoffe betrachtet, die regional, das heißt in der Nähe unserer Standorte, anfallen.
cav: Welche Anlagentypen sollen zum Einsatz kommen?
Hellwig: Aufgrund der hohen Energieeffizienz werden Anlagen bevorzugt, die neben dem benötigten Dampf auch Strom erzeugen. Kraft-Wärme-Koppelungsanlagen bieten hier die beste Energieausbeute.
cav: Welche langfristigen Ziele verfolgt Lanxess durch die Nutzung regenerativer Rohstoffe und erneuerbarer Energien?
Hellwig: Eine wirtschaftliche, sichere und stabile Energieversorgung ist für unsere Standorte von großer Bedeutung. Wenn sich mit regenerativen Rohstoffen darüber hinaus eine Unabhängigkeit von den klassischen Primärenergieträgern Öl und Kohle ergibt, haben wir auch in ökonomischer Hinsicht eine gewisse Planungssicherheit. In den vergangenen zwei Jahren haben wir ein Lanxess-eigenes System für die globale Erfassung von Umweltkennzahlen aufgebaut und intern berichtet. Entsprechende Zahlen sollen nun erstmalig im Laufe des Jahres veröffentlicht werden.
cav: Welchen CO2-Ausstoß haben die Lanxess-Werke weltweit? Wie viel kann durch diese Strategie in naher Zukunft eingespart werden?
Hellwig: Für Deutschland hat sich Lanxess zum Ziel gesetzt, bis 2012 den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen im Vergleich zu 2007 um rund 80 Prozent zu reduzieren. Gemessen in sogenannten CO2-Äquivalenten wäre dies eine Reduzierung der Emissionen von rund 1,9 Millionen Tonnen in 2007 auf etwa 0,35 Millionen Tonnen im Jahr 2012.
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