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Zweigleisiges Erfolgsmodell

Pumpen und Schnellkupplungen
Zweigleisiges Erfolgsmodell

Gather Industrie produzierte seit vielen Jahren Schnellkupplungen und Pumpen am Standort Mettmann. Zu Beginn des Jahres ist das Unternehmen nach Wülfrath umgezogen. cav sprach mit Vertriebsleiter Sven Borghoff über die Gründe des Umzugs, das Produktportfolio und was es zur Achema 2015 zu sehen geben wird.

Autor Dr. Bernd Rademacher Redakteur, cav chemie anlagen verfahren

cav: Herr Borghoff, Gather ist zu Jahresbeginn umgezogen. Wie fühlt es sich an in den neuen Büros und Produktionsräumen?
Borghoff: Gut! Entspannter.
cav: Was waren die Gründe für den Umzug?
Borghoff: Am alten Standort Mettmann sind wir historisch langsam gewachsen. Dies führte dazu, dass die Produktionswege mit der Zeit komplizierter wurden. Mit drei Produktionshallen, war der Aufwand relativ hoch, die Bauteile sicher von einer Halle zur anderen zu transportieren, ohne die empfindlichen Oberflächen zu beschädigen. Darüber hinaus waren die Büros zwischen Verwaltung, Technik und Vertrieb relativ weit auseinander, was die Kommunikation beeinträchtigt hat. Trotz aller Bemühungen und Optimierungen war der Standort logistisch, aber auch energetisch, nicht mehr wirtschaftlich.
cav: Gather ist in der Branche bekannt für zwei völlig unterschiedliche Produktlinien, Pumpen und Rohr-Schlauch-Schnellkupplungen. Wie passt das zusammen?
Borghoff: Auf den ersten Blick „Gar nicht.“: Andere Endverbraucher, unterschiedliche Einkäufer und unterschiedliche Branchen. Historisch gesehen, wurden wir von unseren Kunden, damals als Distributor einer amerikanischen Firma, gebeten, neben den Kupplungen auch die Pumpen dieser Firma anzubieten. So erkannte man, dass beide Produkte zur Flüssigkeitshandhabung dienen und man zur Auslegung der Produkte, die wir immer an der Applikation des Kunden ausrichten, ähnliche, wenn nicht sogar die gleichen, Informationen benötigt. Somit ist es im Vertrieb sehr ähnlich geartet. Aus heutiger Sicht war es ein Glücksfall für Gather, da wir weniger den konjunkturellen Schwankungen unterliegen. Das liegt zum einen an der speziellen Nische, in der unsere Produkte eingesetzt werden, zum anderen an den unterschiedlichen Märkten, in denen die Pumpen bzw. die Kupplungen eingesetzt werden.
cav: Herr Borghoff, Gather hat seine Pumpen als modularen Baukasten konzipiert. Welche Vorteile bietet das?
Borghoff: Wie schon erwähnt, legen wir die Pumpen am kundenspezifischen Einsatzfall aus. Mit einer reinen vorgegeben Katalogware müsste man entscheiden, ob die Pumpe es kann oder nicht. Mit einem modularen Baukasten erstellt man eine Pumpe, die es kann. Wir sind viel flexibler und bleiben bei kleinen Stückzahlen preislich interessant. Gather steht quasi mit einem Maßanzug in Wettbewerb mit dem Anzug von der Stange. Der Maßanzug hält in der Regel länger und man fühlt sich darin wohler, weil er genau auf einen zugeschnitten ist.
cav: In welchen Branchen kommen die Pumpen zum Einsatz und wie werden Sie dort eingesetzt?
Borghoff: Die Branchen sind vielfältig: Die klassische chemische Industrie, Pharmaindustrie, die Verfahrenstechnik allgemein (z. B. zur Entstickung), Trinkwasseraufbereitung, Brauereien, Medizintechnik. Die große Stärke der magnetgekuppelten Pumpe ist das sichere Dosieren von nichtschmierenden oder kritischen Flüssigkeiten, wie Wasser, wässrige Lösungen, Salzlösungen, Lösemitteln, aber auch Säuren und Laugen.
cav: Bei Ihren Pumpen handelt es sich in der Regel um Kleinpumpen mit Pumpleistungen von maximal mehreren 100 l pro Stunde. Inwieweit spielt die Energieeffizienz bei diesen kleinen Pumpen eine Rolle?
Borghoff: Energieeffizienz ist immer ein Thema, aber nicht so, wie der Begriff es vermuten lässt. Zunächst muss die Pumpe das, was sie tun soll, auch können. Bei wässrigen Flüssigkeiten bedeutet dies, dass eine optimierte Lagerkühlung und das Vorhalten eines Flüssigkeitsfilmes in den Gleitlagern realisiert sein muss. Selbstschmierende Eigenschaften der Werkstoffe und die hohe Fertigungspräzision tun ihres dazu bei, nichtschmierende Flüssigkeiten auch mit einer Zahnradpumpe prozesssicher fördern zu können. Die daraus resultierende höhere innere Leckage führt zu einem Wirkungsgradverlust. Doch bei Motorleistungen unter 750 W bis runter zu 50 W spielt das für den Verbraucher keine Rolle. Die Wirkungsgradklassen starten bei Drehstrommotoren von der Baugröße 80 an. Viele unserer Pumpen benötigen diese Leistung aber gar nicht. Der drehzahlvariable Betrieb, der für mehr als 90 % unserer Pumpen zutrifft, beispielsweise am Frequenzumrichter, optimiert den Pumpenbetrieb energetisch ohnehin.
cav: Sie haben zu ihren Pumpen auch passende Vorfilter im Programm. Können Sie diese etwas näher spezifizieren?
Borghoff: Auf dem Markt gab es keine leistungsfähigen, universal einsetzbaren Kleinfilter. Daher haben wir uns von einem namhaften Filterhersteller einen Minifilter bauen lassen. Er hat eine große Filteroberfläche, lässt sich leicht reinigen, ist langlebig, hält hohe Temperaturen und Systemdrücke aus. Im Einsatz hat er sich mit der Standardmaschenweite 10 µm als zuverlässiger Vorfilter bewährt.
cav: Gather vertreibt bereits seit 1965 Schnellkupplungen, produziert diese aber erst seit 1999 im eigenen Hause. Wie kam es dazu?
Borghoff: Wie nahezu bei allen unseren Eigenprodukten, war auch hier die Forderung unserer Kunden Anlass zur Entwicklung eine flachdichten Schnellkupplung. Unser Zulieferer war nicht in der Lage ein entsprechendes Produkt in den geforderten Nennweiten und Edelstahl zu liefern. So entstand die Gather-eigene DBG-Serie.
cav: Der Trend geht heute zu tropffreien Flat-Face-Kupplungen. Worin liegen die Vorteile dieser Kupplungsart?
Borghoff: Der Vorteil liegt eigentlich auf der Hand: Beim Einkuppeln wird nur minimal Luft ins System eingebracht. Beim Auskuppeln gibt es keine Restleckage, sondern es sind nur die Oberflächen leicht benetzt, was mit einem Lappen leicht sauber gewischt werden kann.
cav: Wo werden diese Schnellkupplungen vorwiegend eingesetzt?
Borghoff: Die mögliche Einsatzbandbreite der Rohr-Schlauch-Schnellkupplung ist sehr groß. Daher nur ein paar Anwendungen im Überblick: Wärmeträgeröl, Pneumatik, Wasseranschlüsse, Reinstwasserkreisläufe, Lösemittelstationen, Säure-/Lauge-Stationen, Lacktechnik, Verladekupplung, Tankkupplung und vieles mehr. Besonders die chemische Industrie, Pharmazie und Lackindustrie schätzen die gute Reinigungsfähigkeit unserer Flat-Face-Kupplung.
cav: Stichwort Pharmaindustrie: Hier werden an vielen Bauteilen oftmals Oberflächengüten kleiner als Ra = 0,8 angeboten. Macht das auch für Schnellkupplungen Sinn?
Borghoff: Unsere DBG-Serie ist CIP-fähig (cleaning in place). Um den Keimen keine Angriffsfläche zu bieten und sie SIP-fähig (sterilization/steaming in place) zu machen, können wir eine Oberflächengüte Ra = 0,8 µm anbieten. Eine noch feinere Oberfläche macht keinen Sinn, da besonders im Bereich des Ringventils eine gewisse Rauigkeit der Oberfläche erhalten bleiben muss. Ansonsten saugt sich der O-Ring an dem Ringventil fest und die Reibung übersteigt die Kraft der Rückstellfeder. Unsere Pharmakunden berichten uns, dass die angebotene Oberflächengüte Ra<0,8 µm auch völlig ausreicht.
cav: Noch eine letzte Frage zur Achema. Was werden Sie dort den Besuchern präsentieren?
Borghoff: Natürlich präsentieren wir unsere gesamte Produktpalette! Vielleicht haben wir auch noch eine Überraschung parat. Kommen lohnt sich auf jeden Fall.
Halle 8.0, Stand H41
prozesstechnik-online.de/cav0515403
Oberflächengüten kleiner 0,8 µm machen bei Schnellkupplungen keinen Sinn, da besonders im Bereich des Ringventils eine gewisse Rauigkeit der Oberfläche erhalten bleiben muss. Ansonsten saugt sich der O-Ring an dem Ringventil fest und die Reibung übersteigt die Kraft der Rückstellfeder.

Vom Händler zum Produzenten

Geschichte

Die Philipp Gather KG war in den 1950er-Jahren ein sehr gut etabliertes Handelshaus, das aus den USA importierte Kfz-Werkstattausrüstungen wie Hebebühnen, Motortestgeräte und Druckluftwerkzeuge lieferte. Zum Programm des Druckluftzubehörs gehörten auch Pneumatik/Hydraulik-Kupplungen der Firma Hansen. Hansen hatte jedoch ein viel breiteres Spektrum an Schnellkupplungen zu bieten, vor allem in Edelstahl. Das Kupplungsprogramm umfasste Schnellkupplungen für die Hydraulik und Pneumatik sowie für die Getränkeindustrie. Mit der Gründung der heutigen Gather Industrie GmbH 1965 begann der erfolgreiche Vertrieb der Schnellkupplungen in der deutschen Industrie. Im Verkaufsbereich Kupplungstechnik verdeutlichte sich bei den Anwendern ein zunehmender Trend hin zu tropffreien, sogenannten Flat-Face-Kupplungen. 1999 entschied sich Gather Industrie, tropffreie Schnellkupplungen selbst zu entwickeln und – ebenso wie die Kleinzahnradpumpen – im eigenen Hause zu fertigen. Heute kann mit hochpräzisen Fertigungsmaschinen sehr flexibel auf Sonderwünsche hinsichtlich Anschlussvarianten und Werkstoffen, speziell in Kleinserien mit kurzen Lieferzeiten, reagiert werden. Alle Montagen und Prüfungen führt das eigene, entsprechend geschulte Personal durch. Die Gather Industrie GmbH ist heute ein mittelständiges Unternehmen mit ca. 50 Mitarbeiten. Dazu zählen vier eigene Vertriebsingenieure, ein Handelsvertreter und fünf weitere Partnerfirmen (Distributoren) im Ausland. Das Selbstverständnis des Unternehmens unterteilt sich in die Bereiche Vertrieb, Fertigung, Engineering. Der ursprüngliche reine Handel wurde ergänzt durch die eigene Fertigung, das Engineering und die Entwicklung und Konstruktion von Serientypen sowie Sonderbauformen und Systemlösungen.
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